YANKO - Die Geschichte eines Roma
alles wusste und was er ihm genau dazu sagen sollte. „Naja... Ihm ging es nicht so gut, nachdem er von Deutschland zurück war.“, antwortete er diplomatisch. „Was hatte er denn?“, wollte Stefan natürlich wissen. „Das fragst du ihn am besten selbst.“, schlug Ron vor. Das war eindeutig Yankos Sache es ihm zu sagen. Stefan sah Ron fragend an, und Ron nickte ihm aufmunternd zu.
Er legte die Karten ab und ging zu seinem Vater runter und setzte sich auf einen der Holzstapel. Yanko grinste ihn an, als er ihn kommen sah und unterbrach kurz seine Arbeit. „Hi!“, rief er Stefan entgegen. „Hi... Sag mal, stimmt irgendwas nicht mit dir? Ron hat gesagt, dass es dir nicht gut geht.“
Yanko blickte kurz zu Ron rüber, doch Ron zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Yanko wischte sich den Schweiß ab und suchte nach Worten. Schließlich setzte er sich neben Stefan auf den Holzstapel. „Naja... Weißt du... Das ist so...“, begann er zögerlich. „Ich sollte eigentlich keinen Alkohol trinken... Ich hab’ mich aber so gefreut, dass ich dich gefunden hatte... Da wollte ich auch ordentlich mit dir feiern... Naja... Dein alter Gypsy-Dad ist Alkoholiker... Ich habe vor zwei Wochen einen Entzug gemacht, und dann dauert es halt immer eine Weile, bis man wieder ganz fit ist. Mach dir deswegen keine Sorgen! Das wird schon wieder!”
Stefan konnte es nicht glauben und stand fassungslos auf. „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Wir hätten auch was anderes trinken können!!!”, warf er ihm ärgerlich vor. Yanko stand auf und umarmte ihn. „Ich denke, ich bin alt genug das selbst zu entscheiden! Und ich wollte es so! Das war es mir wert!”
Yanko nahm die Axt wieder in die Hand und hackte weiter, und Stefan begann das gehackte Holz aufzustapeln. Kurze Zeit später musste Yanko allerdings wieder eine Pause machen. Da nahm Stefan ihm wortlos die Axt ab und fuhr selbst mit der Arbeit fort.
Yanko setzte sich daneben auf den Boden und steckte sich eine Zigarette an. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß ab und schaute seinem Sohn liebevoll zu und fragte sich, wie er es nur solange ohne ihn aushalten konnte. Warum hatte Karin Stefan nur diesen ganzen Mist erzählt und ihn angelogen? Oder hatte sie es sich in ihrem Wahn so zurechtgelegt? Es war so schade, und er wünschte sich, er könnte die Zeit noch einmal zurückdrehen. Dann hätte er ihn damals gleich mit in die USA genommen. Er war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass Stefan nichts von ihm wissen wollte, denn er hatte Karin seine Adresse gegeben, bevor er damals mit Fam fortgegangen war.
E s wurde Herbst, und die Verhandlungen standen vor der Tür.
Yanko flog zusammen mit seinem Sohn und Cecilia nach Sheddy. Es gab natürlich ein herzliches Willkommensfest für Stefan und Cecilia bei Keith im Haus. Die ganze Familie freute sich über den wiedergefundenen, verlorenen Sohn, und Stefan fühlte sich sofort zu Hause.
Die nächsten Wochen verbrachte Yanko zwischen Gerichtssaal, Blockhaus, Stefans neuem Haus, welches noch gründlich renoviert werden musste, Jenny und diversen Arztbesuchen.
Black Wolf und er wurden mehrmals in den Zeugenstand gerufen und mussten die ganze Geschichte wieder und wieder vor der Öffentlichkeit und dem Gericht erzählen. In den Zeitungen gab es in dieser Zeit nur ein Thema, und Yanko wurde überall darauf angesprochen. Das Schlimmste für ihn war eigentlich, dass er immer wieder diesem Jim Wilson begegnete, und es ihm jedes Mal kotzübel wurde, wenn er auch nur einen Hauch von dessen Geruch in die Nase bekam.
Jenny wohnte jetzt fast die ganze Zeit bei ihm im Blockhaus. Denn ihre Eltern und vor allem ihre Mutter, nervten sie ständig mit den immer wiederkehrenden Fragen bezüglich einer doch sicher bald stattfindenden Hochzeit der beiden.
Yanko kam schnell wieder an den Punkt, an dem er am liebsten alles hingeschmissen hätte und nach Neuseeland ausgewandert wäre, oder nach Grönland; Hauptsache nur ganz weit weg von diesem Chaos hier. Oftmals saß er nachts erschöpft und rauchend draußen auf seiner Veranda und sehnte sich nach Fam, sehnte sich zurück in die Zeit, als es inihm ruhig und friedlich gewesen war, und er von sich sagen konnte, dass er glücklich war.
An einem dieser Nachmittage ging er ins OLD RAILWAY und wollte eigentlich nur schnell eine Cola trinken. Überall lagen dort Zeitungen mit der großen Überschrift: JIM WILSON UND BOB STEVENS LEBENSLÄNGLICH, herum.
Sein Bruder Keith saß an der Theke
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