YANKO - Die Geschichte eines Roma
es ihm sehr gut, und man konnte es auch deutlich sehen, denn heute sah er so richtig gut aus.
Die gesamte Familie, samt Marianna, Jamie und Frank, Hildegard Wagner, Cecilias Eltern Silvia und Horst Hoffmann, und Cecilias jüngere Schwester Franziska, sowie Black Wolf und einige andere Cheyenne liefen aufgeregt zu ihnen, während das Brautpaar auf die Kutsche stieg. Und dann fuhren sie ohne Zwischenfälle, musikalisch begleitet von der Gypsyband, zum Rathaus.
Dort erwartete sie bereits eine große jubelnde Menschenmenge, denn es waren viele Freunde und Bekannte der Familie gekommen, sogar der Bürgermeister Hugh Sullivan und seine Frau Nancy. Auch Roger, Henk Morrisson und Sally Thompson winkten ihnen fröhlich zu.
Dann verschwand die gesamte Familie im Rathaus und wurde dort vom Standesbeamten herzlich begrüßt. Sie gingen alle in den Trausaal, wo Yanko, Marianna und das Brautpaar vorne Platz nahmen.
Als der Standesbeamte die Zeremonie begann, kam es Yanko schlagartig in den Sinn, dass er hier im gleichen Saal Fam geheiratet hatte. Er zwang sich krampfhaft jetzt nicht daran zu denken, doch es gelang ihm einfach nicht. Er sah, wie sie damals vor achtzehn Jahren hier überglücklich gestanden hatten und es gar nicht abwarten konnten sich endlich als Mann und Frau küssen zu dürfen. Er sah ihre damaligen Trauzeugen Keith und Ron vor sich, wie sie schon mit Champagner bewaffnet, ungeduldig hinter ihnen gesessenhatten. Er sah wie Minerva, John, Mary, Hugh, Nancy und ein paar Freunde jubelnd klatschten, als sie sich dann endlich küssten. Yanko sah die Szenen so deutlich vor sich, dass er alle Mühe hatte die Tränen zurückzuhalten. Wiedermal war er selbst davon überwältigt, wie sehr er sie immer noch vermisste.
Schließlich war die Trauung vollzogen und lauter Jubel brach aus. Die Gypsyband stürmte den Saal und riss ihn aus der Erinnerung.
Draußen vor der Tür wurden sie mit Blumen und Reis überschüttet. Yanko und Ron quetschten sich durch die Menge und setzten sich schon mal auf den Kutschbock, wo Ron bemerkte, dass Yanko wohl mit seinen Erinnerungen kämpfte. Ron sah sich um und legte dann einen Arm um ihn. „Ich weiß woran du denkst! Mir ist es auch so gegangen. Ich hab’ dauernd euch da vorne gesehen.” Yanko liefen jetzt doch ein paar Tränen die Wangen herunter, die er mit dem Ärmel schnell wegwischen wollte, aber er konnte sie irgendwie nicht gleich stoppen, zu tief waren die Wunden immer noch. „Scheiße Mann, ich will jetzt nicht weinen! Verdammt!!“ Schnell sprang er vom Bock und stürzte sich in die Menge. Wenig später kam er zusammen mit dem Brautpaar wieder. Sie stiegen auf die Kutsche und fuhren langsam los. Die anderen folgten ihnen zu Fuß zum LIGHT GARDEN Restaurant. Ron und Yanko grinsten sich zu und drückten sich unauffällig die Hände.
Am späten Nachmittag saßen oder standen alle Gäste draußen auf der Terrasse des LIGHT GARDEN Restaurants. Auf den Tischen stand noch das Kaffee- und Kuchengeschirr herum, das ein paar Bedienungen nach und nach abräumten.
Stefan hatte zusätzlich noch eine amerikanische Musikband engagiert, um es allen Geschmäckern rechtzumachen. Und so spielte diese jetzt eingängige Musik aus verschiedenen Richtungen.
Vor der Terrasse war eine große Wiese mit wunderschönen alten Bäumen. Dort hatten Keith und Yanko eine kleine Manege mit einfachen Holzstämmen, die sie im Kreis auf den Boden gelegt hatten, aufgebaut. Stefan, Cecilia und Yanko standen dort und warteten gespannt, denn Black Wolf hatte offensichtlich auch noch etwas vor.
Er hielt zwei Medizinkränze in seiner Hand und begann plötzlich laut zu singen und tanzte dabei immer wieder um das Brautpaar herum und hängte den beiden nacheinander die Kränze um den Hals. Alle anderen Cheyenne standen drum herum und summten leise mit. Es war eine sehr feierliche kleine Zeremonie, und Yanko wusste sie sehr zu schätzen, denn so wurden Fam und er damals auch in den Kreis der Cheyenne aufgenommen.
Kurz sah er Gefleckter Wolf vor sich, wie er ihm damals den Medizinkranz um den Hals gelegt hatte und ihn dann umarmte. Das war alles schon so lange her, und trotzdem konnte er sich an jede Kleinigkeit des Rituals erinnern. Sein Herz zog sich zusammen, als er an seinen alten Freund dachte, der so früh und furchtbar hatte sterben müssen.
Anschließend machten sich Yanko und Keith bereit für ihre Vorführung, und Minerva kündigte sie mit den folgenden Worten an: „Meine sehr verehrten Damen und
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