Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
YANKO - Die Geschichte eines Roma

YANKO - Die Geschichte eines Roma

Titel: YANKO - Die Geschichte eines Roma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anžy Heidrun Holderbach
Vom Netzwerk:
gelang.
    Schließlich setzten sie sich an einen kleinen Tisch im Pub. Ron trank Bier und Yanko Wasser und wünschte sich insgeheim, dass sich das Wasser in Whisky verwandeln würde. Plötzlich ging die Tür auf. Keith betrat den Pub und setzte sich zu ihnen. Offenbar war er ihnen gefolgt. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern! Du rennst ja aber auch immer gleich weg!”, entschuldigte sich Keith bei Yanko und war wirklich mit der Absicht gekommen sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Yanko war allerdings immer noch mehr als gereizt und zischte ihn wütend an: „Ja, weil ich es einfach satt habe! Vorne herum ist immer alles wunderbar, und alle verstehenund akzeptieren und Bla Bla Bla, und dann hackt ihr wieder darauf herum. Wann kapiert ihr es endlich? Und du müsstest ja eigentlich ganz still sein, oder?!” Yanko stand entnervt auf und ging zur Toilette.
    Ron seufzte: „Yanko ist total angespannt! Es war einfach zu viel in letzter Zeit! Dauernd ist er hin und her gereist, um es allen Recht zu machen. Dann die Verhandlungen, die ganze Sache mit Fam und den Wilsons, dann der Brand... und seine Hand, die ihm immer noch weh tut. Jenny und Kenia... Er kommt überhaupt nicht zur Ruhe, immer ist wieder irgendwas anderes. Keith, ich habe auch Angst, und ich kann euch ja verstehen, aber es ist sein Sohn, und wir werden es so machen!” Keith nickte verständnisvoll. „Ja, ich merke es ja, dass er total fertig ist, und deswegen mache ich mir ja Sorgen! Ich will nicht, dass er oder einer von uns wegen dieser Aktion wieder was abkriegt!“ Ron legte eine Hand auf Keiths Schulter. „Das Beste was du jetzt für ihn tun kannst ist: Hör auf, auf ihm herumzuhacken! Vertraue ihm, steh zu ihm und mach mit ihm diese Vorführung!”, schlug er Keith vor und spürte, dass Yanko Keiths Vertrauen wirklich brauchen könnte. Keith nickte leicht und stimmte Ron damit wortlos zu. Yanko kam zurück, setzte sich immer noch genervt auf den Stuhl und trank sein Wasser aus. „Bruder, wann trainieren wir morgen?”, fragte Keith, so wie wenn es das Wortgefecht vorher nicht gegeben hätte. „Um zehn Uhr?”, schlug Yanko knapp vor. „Ok!“ Keith stand auf und wollte schon gehen.
    Da stand Yanko plötzlich neben ihm. „He, Bruder!“, sagte er und umarmte Keith dann, der ihn fest an sich drückte.

D er dritte Mai war ein sonniger und wunderschöner Tag. Der Himmel strahlte in tiefem Blau, und die Luft roch nach Blumen.
    Yanko war rasiert und hatte sein schwarzes, leicht besticktes Hemd angezogen, das er wie so oft recht weit offen ließ, und dazu trug er eine schwarze Nadelstreifenhose. Sonst sah er ja manchmal eher aus, wie ein verwahrloster Landstreicher, denn es kam wirklich äußerst selten vor, dass er sich so anzog, und Ron wünschte sich, dass er so etwas öfter tragen würde. Es stand ihm nämlich ausgezeichnet, und mit seinen frisch gewaschenen, noch nassen und zur Zeit relativ langen Haaren, sah er absolut unwiderstehlich aus, und Ron musste zugeben, dass Yanko heute tatsächlich wie ein Zigeuner aussah.
    Kurz war die ganze Situation für ihn befremdlich, weil er plötzlich das Gefühl hatte außen vor zu sein, denn was sich hier anbahnte, war wohl eher eine Zigeunerhochzeit, die sich gewaschen hatte. Er konnte sich nicht erklären, woher die vielen Zigeuner auf einmal kamen, denn er kannte außer Yankos Familie hier sonst keine Roma.
    Vor Stefans Haus stand schon eine Gypsykapelle und schmetterte die temperamentvollsten Čočeks. Ron spürte, dass Yanko voll in seinem Element war. Die ganze Atmosphäre und die Musik, sowie das bunte Treiben schienen ihm Kraft und Freude zu geben, und er war für einen Moment richtig eifersüchtig und traurig, dass es nicht er war, der ihm diese Energie geben konnte. Yanko schien seine mürrischen Gedanken zu spüren und legte ihm kurz die Hand auf sein Bein und grinste ihm aufmunternd zu und schien ihm damit sagen zu wollen, dass er einfach Spaß haben sollte.
    Sie hielten bei Stefan und Cecilia die prächtig geschmückte Kutsche an, und selbst dem Pinto, der die Kutsche zog, hatte Yanko heute bunte Stoffstreifen in die Mähne geflochten.Normalerweise ist er ja, was das angeht sehr puristisch und findet es albern Tiere zu schmücken. Aber heute sah Ron eine Seite von ihm, die er so noch nie erlebt hatte, und er spürte instinktiv, dass Yanko diesem Teil irgendwie zu wenig Aufmerksamkeit schenkte. Und er fragte sich innerlich warum das eigentlich so war, denn ganz offensichtlich tat

Weitere Kostenlose Bücher