Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
und wund, und machte den Ausflug zur Toilette.
    Es war nicht leicht, sich in dem engen Raum und unter einem in die Wand eingelassenen Wasserhahn gründlich zu waschen, aber es half.
    NG hatte ihr ihre Sachen bereitgelegt, hatte für sie gesorgt, NG, der niemals zwei Gedanken auf Dinge verwendet hatte, die über seine eigenen Bedürfnisse hinausgingen…
    Vielleicht, dachte Bet, vielleicht war er in größerer Aufregung, als er es zeigte, und er wollte allen Argwohn einschläfern, damit er dann etwas Dummes tun konnte, zum Beispiel Fitch anzugreifen…
    Aber ein Mann, der in einem Durcheinander auf die Weise dachte wie NG, handelte nicht plötzlich bedachtsam, konzentrierte sich nicht so wie er auf seine Arbeit. Und wenn Bet es sich überlegte, hatte er damit angefangen, als er einsehen mußte, daß er sie und Musa und Bernie nicht abschütteln konnte.
    Als sei er in seinem privaten Raum dahingetrieben, bis er einen Leitstrahl empfing – Es
ist noch jemand hier draußen, Mann, jemand Zuverlässiges. Paß jetzt auf! Ich habe Informationen für dich!
    Vielleicht war es in den letzten Jahren für sie genauso gewesen, dachte sie. Vielleicht war das der Grund, weshalb es ihr unmöglich war, sich von ihm fernzuhalten. Auch er war eine Stimme in der Dunkelheit, die sagte:
Ich weiß, was du gesehen hast. Du brauchst nichts zu erklären, das ist nicht notwendig…
    Du hast dir eine schöne Zeit zum Philosophieren ausgesucht, Yeager.
    Mit diesem Gedanken kehrte sie in die Technik-Abteilung zurück. Sie beugte sich über NG’s Sessel und wollte ihn aufwekken, wollte ihm das sagen, wollte ihm zumindest sagen, was sie empfand.
    Aber es war zu peinlich, und ihr wurde ganz wirr im Kopf, wenn sie sich vorstellte, daß sie so mit ihm sprach. Vielleicht empfand er nicht so, vielleicht war das, was er empfand, etwas Verrückteres oder Vernünftigeres, und es war nicht fair, ihn mit ihren persönlichen Dingen zu belasten. Leute öffnen den Mund und bürden sich gegenseitig ihre Sorgen auf und tun sich damit etwas an, das sich nie wieder gutmachen läßt, und sie tun es, wenn alles bereits in Ordnung ist und für immer bleiben könnte, solange sie keine dummen Reden führen würden.
    Also halt den Mund, Yeager! Weck ihn nur auf und sei nett, du mußt sehr bald gehen. Das Letzte, was du für ihn tun kannst, ist daß du dich ohne ein Lebewohl davonschleichst.
    Sie beugte sich nieder, blies auf das Haar an seiner Schläfe, und als er aufwachte, trat sie zurück, um ihr Kinn zu retten.
    »Ich wollte dich lieb aufwecken«, sagte sie, »aber du bewegst dich zu schnell.«
    Er rieb sich das stoppelbärtige Gesicht. Er sah schrecklich aus. Etwas vor sich hinmurmelnd, zog er sich in die Höhe, klopfte Bet auf die Schulter, ergriff seine eigene Tasche an der Tür und ging sich waschen.
    So saß Bet allein und betrachtete die kleinen Zahlen auf den Schirmen, bis er zurückkam, was nicht lange dauerte. Er hatte sich nicht rasiert, nur ein bißchen frisch gemacht, und er brachte zwei Softdrinks und zwei Sandwiches aus dem Schrank von Platz eins mit.
    Bet trank. Ans Essen konnte sie nicht einmal denken. Sie steckte das Sandwich in die Tasche.
    »Ich hebe es mir für später auf«, sagte sie und sah absichtlich nicht nach der Uhr.
    Gib acht auf dich,
hätte sie gern gesagt. Aber das klang zu sehr nach Lebewohl. Sie hätte so gern alles mit ihm durchgesprochen, hätte sich vergewissert, daß er einer Meinung mit ihr war. Aber das wäre nur gut für ihre Nerven gewesen, nicht für seine.
    »Yeager«,
sagte der Lautsprecher.
»Melden Sie sich oben!
    Fünf Minuten!«
    »Verdammt«, murmelte Bet.
    NG faßte nach ihrer Hand. Hielt sie eine Sekunde lang fest.
    »Ich muß mich melden.« Bet stand auf und entzog sich ihm, bevor sie etwas tat, etwas sagte, für das keine Zeit mehr war.
    »Ich muß die Sache mit Fitch regeln.«
    »Vertrau ihm nicht. Vertrau ihm bloß nicht.«
    »
Yeager! Machen Sie sich kampfbereit! Wir haben keine
Zeit,
Yeager!«
    »Oh, Scheiße!« Ihr Herz tat einen Satz, ihr Körper folgte diesem Beispiel, sie verließ die Sessellehne, drehte sich NG zu, umarmte ihn fest und sagte: »Das ist es, darum geht das alles –
mach, daß du von Bord kommst!«
    Die Sirene begann zu heulen. Bet riß sich los und rannte, stieß sich am Türstock, sprang auf den Korridor hinunter und sprintete zum Aufzug.
    Sie hatte NG nicht Lebewohl gesagt, sie sah sich nicht einmal um, bis es zu spät war und sie die Kurve hinter sich hatte, und nur ein Vollidiot

Weitere Kostenlose Bücher