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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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der Bank, während Bet vor ihnen stand, vor vielleicht dreißig, vierzig Leuten, so unterschiedlich, wie es auch in der Flotte war, ein Dutzend Hautfarben, und die meisten sahen sie an, als stehe sie auf der Speisekarte.
    »Ernestine.
«
    »Warum hast du sie verlassen?«
    »Ich war Fremdarbeiterin. Sie hatten einen Maschinenschaden, konnten mich nicht länger behalten.«
    »Bist du gut?« erkundigte sich ein Mann. Er war einer von denen, die standen.
    »Verdammt gut.«
    Faß das auf, wie du willst, Kerl.
    Langes Schweigen. Ihre Knie zitterten. Sie biß die Zähne zusammen und starrte sie an, kalten Schweiß auf dem Gesicht.
    »Du hättest beinahe den Bordruf verpaßt«, bemerkte ein zweiter Mann.
    »Hatte ein Problem.«
    Wieder eine lange Pause. »Essen ist auf der Theke.« Ein Mann, der weiter unten auf der Bank saß, winkte lässig zu der Kombüse hin. »Wenn du etwas haben willst, hole es dir jetzt.«
    »Danke«, sagte Bet.
    Sie hatte also die Erlaubnis, sich zu bedienen. Mit Handschellen. Sie trat an die Theke, brühte sich eine Instant-Suppe aus dem Heißwasserhahn auf, nahm sich ein Paket Cracker.
    Dann setzte sie sich ans Ende der Bank, wo noch ein bißchen Platz war, trank ihre Suppe und kam zu dem Schluß, daß sie Hunger hatte und daß Essen das war, was ihr aufgeregter Magen brauchte. Ihre Hände zitterten immer noch. Das Salz brannte, wo sie sich in die Innenseite der Wange gebissen hatte.
    Der Mann neben ihr freute sich anscheinend gar nicht über ihre Anwesenheit; er stellte keine Versuchung zu einem Gespräch dar, und das ging in Ordnung. Bet hatte im Augenblick keine Lust zu reden. Sie hatte genug damit zu tun, die Suppe im Magen zu behalten, und so schaltete sie ab, starrte die Fliesen an, hatte überhaupt kein Interesse an einer Vorausplanung. Es hätte jetzt sehr viel schlimmer um sie stehen können. Ihre einzige Überlegung war, daß sie alles, was an Erinnerungen in ihr aufstieg, tief, tief in ihrem Innern begraben mußte.
    Ein dummes Mädchen hatte sich als Freiwillige auf die
Afrika
gemeldet, weil die
Afrika
sich sowieso von diesem Raffinerie-Schiff bei Pan-paris geholt hätte, was sie wollte, und das waren immer die Jungen, und dazu gehörte sie. Besser, sie faßte den Entschluß selbst, hatte sie damals gedacht, denn dann galt sie als Freiwillige, und das bedeutete Pluspunkte in ihrer Akte.
    Außerdem haßte sie ihr Leben und haßte die Minen und wünschte sich Sternenschiffe mehr als alles andere.
    Und das dumme Mädchen hatte sich in einer Umgebung wiedergefunden, die sie sich nicht im entferntesten vorgestellt hatte, und sie hatte verdammt schnell gelernt, nicht länger dumm zu sein. Das brachte einem die Flotte im Handumdrehen bei, oder sie zerbrach einen; aber Bet lebte noch.
    Das dumme Mädchen war Teil von dem geworden, was sie sich gewünscht hatte. Sie war immer noch der Meinung, daß es alles übrige wert gewesen war. Denn schließlich hatte sie die Chance gehabt, auf einer Station zu leben, und doch war sie wieder da. Und wenn es sie umbrachte, dachte sie, im Augenblick war es, als sei etwas in ihr wieder eingeschaltet und als lebe ein Teil von ihr wieder, der auf der Station nicht gelebt hatte. So etwas ließ sich nicht erklären, aber es war wahr.
    Bet trank ihre Suppe und hielt den Mund, außer als ein Mann zwei Plätze weiter ihr Fragen stellte – zum Beispiel, was sie auf Thule angestellt habe.
    Als liege das bereits hinter ihr, und auch das war ein Atemzug reiner Luft.
    »Ich habe zwei Schweinehunde getötet«, antwortete sie ruhig.
    »Sie wollten es nicht anders. Sie oder ich.«
    Fitch kam herein. Bets Puls beschleunigte sich. Er machte sich einen Becher Tee an der Theke. Sie blickte sehr vorsichtig hoch.
    Fitch blieb da stehen, trank seinen Tee und sah sie an, und dann warf er einen Schlüssel drei oder vier Plätze die Reihe hinunter. Er blieb eine ganze Weile liegen.
    Schließlich hob ihn ein älterer Mann auf und warf ihn weiter bis dahin, wo Bet saß.
    Der Mann neben ihr, der unfreundliche, hob ihn auf und gab ihn ihr.
    »Danke«, sagte sie. Sie fummelte herum und bekam die Handschellen auf.
    Keiner sagte etwas. Ganz bestimmt erwartete sie kein ›Herzlich willkommen‹ von Fitch. Sie steckte die Handschellen und den Schlüssel stillschweigend ein. Man ließ auf Deck nichts herumliegen, und keiner verlangte die Dinger.
    »Noch eine Stunde«, sagte Fitch. »Yeager?«
    Sie blickte auf, unterdrückte den Impuls, der sie aufstehen hieß, hielt sich vor Augen, daß dies ein

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