Yeager
Brücke Manöver vorgehabt, wäre der Mannschaft kein Befehl zum Aufstehen erteilt worden.
Bet löste die Fußbodenklammer, das war die am Hintern, löste die Klammern an den Enden und rollte die Hängematte in einen der Behälter, die die Bank des Gemeinschaftsraums bildeten. Über den Lautsprecher wurden verschiedene Namen aufgerufen, doch keiner davon war Yeager.
Gott sei Dank, sagte ein Teil von ihr, und ein anderer Teil sagte:
Das ist seltsam. Wir springen von Stern zu Stern, und dann nur ein so kurzes Abbremsen. War ich so lange bewußtlos, oder rasen wir mit einer solchen Geschwindigkeit in eine Stationszone hinein?
Und kein Sicherungsalarm!
Spukschiff. Wir haben einen kurzen Sprung gemacht, wir sind gar nicht in der Nähe eines Sterns, und wir haben abgebremst, und wir schleichen uns irgendwo ganz leise an, das ist los.
Wo, zum Teufel, sind wir?
Es war beunruhigend still, so still, wie es eben auf einem Schiff werden kann, das voll von Pumpen und Ventilatoren und arbeitenden Systemen ist, dem Herzschlag eines gesunden Schiffes. Mannschaftsmitglieder gingen in geschäftiger Eile an Bet vorbei; einige folgten wahrscheinlich einem Befehl, andere strebten der Toilette oder der Kombüse zu, und die Leute, die im Dienst waren, hatten Priorität. Bets Unterleib sagte ihr, was ihre eigenen Prioritäten waren, und sie folgte den anderen den Korridor hinunter zur ersten Tür.
Es waren keine vornehmen Kabinen wie auf der
Ernestine
, aber sonst war es gar nicht schlecht, dachte Bet, Umschau haltend: Zwischen den Kojen waren Plastik-Planen gespannt, unten und oben Sicherheitsnetze.
Unten waren Toiletten, und dahin wollte sie so schnell wie möglich. Sie schloß sich der nächsten, der kürzesten Schlange an und stand da mit Gummibeinen, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Um sich abzulenken, brach sie ihre übrigen Fingernägel ab.
Jeder einzelne war brüchig und riß bis ins Fleisch. Das Zahnfleisch war wund. Wenn sie sich mit der Hand durchs Haar fuhr, blieben ihr blonde Büschel in den Fingern.
Sie hatte zu verdammt lange gehungert, und die Zeit, die man im Sprung verbrachte, zehrte, brauchte Nährstoffe auf, ließ die Knie einknicken und machte die Gelenke spröde. Bet hatte solche Fälle schon gesehen. Ihr selbst war es noch nie passiert.
Nicht auf diese Weise – und das ängstigte sie. Der Gedanke, daß es in der Natur eines Spuks lag, sich weit und schnell durch den Raum zu bewegen, daß sie gleich wieder losrasen mochten – das ängstigte sie ebenfalls. Man verlor mehr als Fingernägel, wenn man so ausgepowert wurde.
Sie mußte essen, mußte an c-Rationen in sich hineinschlingen, was sie konnte, mußte alles tun, um Gewicht zuzulegen.
Die Krämpfe im Unterleib hielten an. Ein Mann stellte sich hinter ihr in die Schlange und schubste sie nicht zur Seite, was einer Neuen auf der
Afrika
höchstwahrscheinlich passiert wäre.
Man wurde dort nicht mit Wohlwollen behandelt. Nur mit Gemeinheit.
Muller, G. stand auf dem Namensetikett des Mannes zu lesen, und Bet kam zu dem Schluß, er sei in Ordnung. Sie fragte ihn, während sie warteten: »Wo sind wir? Venture? Bryants Stern?
– ‘Dorado?«
Muller sah sie an, als sei eine Information dieser Art privilegierten Personen vorbehalten und er könne nur den Kopf über sie schütteln.
Deshalb hielt sie fortan den Mund, zog den Kopf ein und wartete und biß die Zähne zusammen, bis sie an den Kopf der Schlange gelangt war.
Nun wieder hinauf in die Kombüse. Als Bet an der Reihe war, nahm sie das Sandwich und den heißen Tee in Empfang, die der Koch austeilte, und setzte sich an der Wand dahin, wo ein rechtwinkliger Absatz zwischen Hauptdeck und Branddeck eine einzige lange Kombüsenbank bildete. Sie trank ihren Tee und aß das beste Sandwich, das sie seit einem halben Jahr bekommen hatte.
Es war verdammt besser als das Zeug aus den Verkauf smaschinen auf Thule.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie eingeteilt worden war, und sie glaubte, das alles habe keine Eile. Das Schiff mußte wie ein echter Spuk irgendwo auf der Lauer liegen, vielleicht bei Venture, vielleicht bei Bryants Stern oder sonstwo. Das Wissen um den Aufenthaltsort des Schiffes wollte sie gern den Offizieren überlassen, was sie interessierte, war, ob sie es wagen durfte, zu den Schränken zurückzukehren und nachzusehen, wo ihr Matchsack war. Sie fragte sich, ob sie eine Koje oder so etwas hatte, und wenn sie ihre Gedanken bis zu den anderen Aspekten des Sicheinfügens wandern ließ, regte sich
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