Yeager
bekam nie etwas richtig in den Griff. Mama zerbrach etwas und ohrfeigte sie dafür, Mama kam zornig herein, und Bet schlüpfte hinaus, ganz gleich, ob sie etwas angestellt hatte oder nicht.
Sie lernte es nie, Mama zu verstehen, ganz zu schweigen von Mamas Freunden. Dem, was sie sagten, durfte sie nicht vertrauen, und sie wagte es nie, mit ihnen allein zu bleiben.
Denn sie hatte sich unter Zivilisten niemals wohl gefühlt.
Aber wenn man auf ein Schiff kam, konnte man den Leuten vertrauen. Wie Bieji Hager und Teo – sie waren fünf gewesen – , und was hatten sie alles erlebt!
Verdammt!
Bet spürte einen Klumpen in der Kehle, und plötzlich war ihr, als sei sie wieder auf dem Raffinerie-Schiff, ihr war zum Ersticken, sie mußte hinaus, mußte Luft holen, in helles Licht und geistige Gesundheit zurückkehren!
Sie öffnete die Tür und stieß mit NG zusammen, der herein wollte.
»Ich…«, sagte sie, von Angesicht zu Angesicht vor ihm stehend. Sie wollte ihn nicht aus der Fassung bringen, und sie wollte nichts Dummes tun, und dann war es zu spät. Sie hatte es zugelassen, daß er sie in den Raum zurückschob und die Tür schloß. Nun saß sie in der Patsche.
Sie steckte die Hände in die Taschen und sagte: »Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest.«
Sie kam sich vor, als sei sie wieder sechzehn. Oder zwölf.
Nur versteckten sie sich nicht vor Mama. Sondern vor Fit eh.
»Ich wollte mit dir reden«, sagte sie. Er versuchte, sie zu fassen, und sie wich zwei Schritte zurück, rasch, ohne zu überlegen, so unheimlich war ihr zumute.
Er verwandelte die Handbewegung in eine wegwerfende Geste, zuckte die Achseln, als wolle er sagen: »Mit dir hat man nichts als Ärger«, und, Gott, ihre Hände zitterten. Sie ballte sie zu Fäusten und steckte sie wieder in die Taschen, wo sie sicher waren.
Ich mag dich,
wollte sie anfangen, aber das war idiotisch. Sie konnte nicht wissen, wozu NG fähig war: Vielleicht rastete er ganz aus, wurde gewalttätig, wenn er auf den Gedanken kam, er habe irgendeinen Anspruch an sie. »Sind wir hier sicher?«
fragte Bet.
Er starrte sie nur an, so gesprächig wie immer, wenn er wütend war.
»Also nicht«, schloß sie, und es überlief sie kalt. Dann dachte sie an Fitch, dachte daran, daß NG ein weiteres Mal gemeldet werden konnte.
Seine letzte Chance,
hatte Musa gesagt.
»Ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen«, sagte sie. »Ramey, verdammt noch mal…«
Teufel, ich komme selbst nicht auf diesem Schiff zurecht. Was kann ich für ihn tun?
Bet schüttelte den Kopf, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah ihn von neuem an. »Hör mal, ich bin letzte Nacht mit einem Mann zusammen gewesen, und das wollte ich eigentlich nicht. Ich wollte dich bitten, in meine Koje hochzukommen, das war es, was ich wollte, ich wollte alles in Ordnung bringen, aber du sagtest, das würde Ärger geben. Deshalb habe ich dich nicht angesprochen. Ich weiß wirklich nicht, warum du böse bist.«
Kein Wort, kaum ein flüchtiger Blick von ihm.
»Ramey, leiste mir hier etwas Hilfe.«
Langes Schweigen. Dann: »Du kannst in große Schwierigkeiten geraten«, sagte er so leise, daß sie ihn über dem Hintergrundgeräusch kaum verstand. »Nicht nur mit der Crew. Es ist besser, du sprichst nicht mit mir.«
Das kränkte sie: »Ist es das, was du vorgestern abend gewollt hast?«
NG zuckte nur die Achseln.
Bet nahm ihren Mut zusammen, um die Sache ein für allemal zu regeln. Sie spannte alle Muskeln an, damit sie sich rasch bewegen konnte, wenn sie mußte. »Ich habe mit Musa gesprochen«, begann sie und erwartete eine Explosion, aber er tat nichts weiter, als daß er ein bißchen schneller atmete. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Er ist halb und halb auf deiner Seite, Ramey.«
»Musa ist in Ordnung.« NG bewegte seinen Unterkiefer so wenig, daß es kaum zu sehen war. »McKenzie ist auch in Ordnung, was man so darunter versteht. Ich tue meine Arbeit, die Crew läßt mich in Ruhe, mach das nicht kaputt.«
Er wollte gehen, faßte nach der Türklinke.
»Ramey.«
»Vergiß es!«
»Zum Teufel, das werde ich
nicht
tun.« Sie hielt ihm den Arm in den Weg, und ihr Herz klopfte vor Angst, denn ihr war klar, in dieser Position konnte er ihn brechen. »Wenn ich wieder hinuntergehe, habe ich sofort McKenzie über mir. Ich will McKenzie nicht.«
Er stand still, die Hand immer noch auf der Klinke, und sah sie nicht an.
»Ramey, lauf mir nicht davon. Verdammt noch mal, lauf mir nicht
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