Yeager
klar, daß bei ihm eine Sicherung durchgebrannt war. Sie krabbelte herum, eine Sekunde lang blind, Blut im Mund, gegen das eisige Metall der Gleise gedrückt, brachte die Knie hoch, um sich zu schützen.
Doch er saß nur da und krümmte sich.
»Ramey.« Sie zitterte, versuchte, ihre Kleider zusammenzuziehen.
Er klappte einfach zusammen, den Arm über dem Kopf.
Bet nahm eine Decke und legte sie ihm um die Schultern.
»Geh zur Hölle!« stieß er zwischen klappernden Zähnen hervor.
»Bin schon dort gewesen, du Hurensohn.« Er schüttelte die Decke ab, und sie legte sie ihm wieder um. »Ich hätte dich richtig treten sollen. Laß das, verdammt noch mal!«
Lange, lange Zeit blieb er so, zusammengekrümmt, zitternd.
Bet saß nur da, lehnte sich gegen seinen Rücken und hielt die Decke um ihn, sprach manchmal zu ihm, wünschte, sie könne es wagen, ihm das Beruhigungsmittel zu spritzen, das sie bei sich hatte. Aber Gott allein wußte, ob das richtig gewesen wäre, Gott allein wußte, wo Ramey war und wann in seinem mentalen Sprung-Raum.
Schließlich sagte er: »Geh weg, Yeager! Mach, daß du hier wegkommst!«
»Bist du in Ordnung?«
»Ich bin in Ordnung.«
»Kannst du aufstehen?«
Er richtete sich so weit auf, daß er sie wegschieben konnte.
»Laß mich in Ruhe, habe ich gesagt!«
Sie bewahrte das Gleichgewicht, indem sie sich auf die Fersen hockte und mit einer Hand abstützte – eine Position, die nicht ohne Verteidigungsmöglichkeiten war. »Schrei du nur herum, soviel du willst, Mann. Wenn du willst, daß jemand kommt, schrei dir den Kopf ab.«
Stille von dem Schatten ihr gegenüber, lange, lange Zeit.
»Ramey.«
»Geh weg!«
»Und dich soll ich hierlassen, damit du dir den Arsch abfrierst? Steh auf! Komm mit!«
Keine Antwort.
»Ramey, verdammt noch mal!«
Immer noch keine Antwort.
Bet zog sich auf die Füße, steif, halb erfroren, hielt sich an der Wand fest. »Ich hole Bernstein.«
»Nein!«
»Dann stell dich auf die Füße, Ramey! Hörst du mich?«
Er bewegte sich. Er fing an mit zitternden Händen seine Kleidung in Ordnung zu bringen. Er blickte nicht auf, und Bet hockte sich wieder hin und tupfte ihre Lippe ab.
»Hurensohn«, erklärte sie langsam mit verzweifelndem Kopfschütteln und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schüttelte sie ab.
»Du bist ein Esel«, sagte sie.
»Das ist das allgemeine Urteil«, erwiderte er. »Laß mich in Ruhe!«
»Vergiltst du so jeden Gefallen, den man dir tut?«
Er sank gegen die Wand, die Hand über den Augen, wandte seine Schulter von ihr ab. Es ging über seine Kraft, mit ihr zu streiten.
Bet tat der Bauch weh. Sie zitterte noch vom Adrenalin, und ihre Zähne klapperten, aber sie erkannte in etwa, was er durchmachte. Es war schon schwer, bei einem Mann auszuharren, der mit einem Realitätsproblem kämpfte. Man konnte sich kaum vorstellen, daß ein Raumfahrer einem anderen Raumfahrer das antat, was Fitch ihm angetan hatte.
Was diese Crew andererseits getan hatte…
… vielleicht hatten die Leute nur nicht gewußt, was sie mit ihm anfangen sollten… Bet wußte das im Augenblick auch nicht. Sie war beinahe soweit, aufzugeben und wegzugehen und es ihm zu überlassen, sich zu gegebener Zeit aus diesem Loch zu ziehen. Er würde sich nichts antun, das hatte er bisher auch nicht getan.
Und vielleicht machte ihn ihre Anwesenheit nur noch verrückter.
Endlich fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und lehnte sich an die Wand. Ein bißchen Licht fiel auf sein Kinn, auf das eine Auge.
»Bist du in Ordnung?« fragte Bet.
Er nickte erschöpft.
»Musa hat gesagt, Fitch habe dir kein Beruhigungsmittel gegeben«, sagte Bet. »Ist das wahr?«
Ein zweites Nicken.
»Fitch hat mich während des Ablegens in diesen verdammten Laderaum geschoben«, berichtete sie. »Ich hatte Angst, ich würde kein Beruhigungsmittel bekommen.«
Das sichtbare Auge flackerte. Blinzelte schnell.
»Wer hier verrückt ist, das ist Fitch«, stellte Bet fest. »Bist du Handelsschiffer, Ramey?«
Keine Antwort.
»Ramey, hast du Angst vor mir?«
Keine Antwort.
»Ich kann mir denken«, meinte Bet leise, »daß dir mehr aufgepackt worden ist, als du tragen kannst. Das verstehe ich. Aber ich will dir etwas sagen, Ramey, auch ich brauche niemanden.
Ich werde mich nicht auf dich stützen, ich werde kein falsches Spiel mit dir treiben. Ich wäre dir dankbar, wenn du ein bißchen aufpassen wolltest, wohin du deine Ellbogen tust.«
Er faßte über die Lücke zwischen ihnen
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