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Yeager

Yeager

Titel: Yeager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und drückte ihren Arm, einmal, sanft.
    Sie legte die Hand auf seine, hielt seine Finger fest. »Willst du mit mir in den Gemeinschaftsraum zurückkehren und mir ein Bier spendieren? Ich weiß immer noch nicht, ob mein Guthaben gespeichert ist.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Komm schon!« drängte sie. »Es macht mir keine Angst, wenn man uns zusammen sieht.«
    Ein neues Kopfschütteln. An seinem Kiefer verknoteten sich die Muskeln.
    »Na gut«, gab Bet nach. »Ich werde deinem Rat folgen. Aber glaube mir, eines Tages wirst du es tun müssen.«
    »Fitch«, sagte er. Damit war alles gesagt, und ihr wurde eiskalt. »Mein Name ist NG«, sagte er, als sei irgendein Hemmnis in seiner Kehle damit losgebrochen. »Mach keine große Sache daraus. Stell dich nicht außerhalb der anderen.«
    »Ich verstehe dich.«
    Er hob die Hand und berührte sanft, ganz sanft ihren Unterkiefer, und das bewies ihr von neuem, daß er entweder der Irre oder der Normale sein konnte, sie war sich nicht einmal sicher, was bei ihm was war.
    »Deinetwegen werde ich einen schauderhaft schlechten Ruf bekommen«, sagte sie. »Ich erzähle McKenzie, daß ich mit einem Mann weggehe, und ich komme mit aufgerissener Lippe zurück. – Wo sind die anderen Löcher auf diesem Schiff, damit ich erklären kann, wo ich war? Gibt es viele?«
    »Kombüsenlager. Dienstleistung. Bucht der Aufzüge zum Kern. Laderäume.«
    »Haben die Offiziere etwas dagegen?«
    Kopf schütteln. »Die meisten nicht.«
    »Aber Fitch paßt auf.«
    »Dies ist Orsinis Wache. Fitch ist Haupttag.«
    »Ist Orsini ein Hurensohn?«
    »Er ist anders.« NG fuhr sich mit der Hand durchs Haar und preßte sie auf die Stirn. »Er…«
    Die Tür öffnete sich. Das Licht ging an.
    NG faßte blitzschnell Bets Hand, umklammerte sie. Sie erwiderte den Druck, saß vollkommen still. Stimmen erklangen, die einer Frau, die eines Mannes war scharf und zornig.
    Ein Schalter klickte, Maschinerie winselte, und die Behälter bewegten sich auf dem Gleis. Bet riß die Decke an sich, die die Schienen blockiert hätte, sah den Behälter auf sich zufahren und drückte sich gegen NG. Behälter nach Behälter glitt heran, krachte mit brutaler Gewalt gegen ihren Rücken und ihre Hüfte, so daß es ihr die Luft aus den Lungen trieb.
    Noch mehr Maschinen liefen an. NG drückte Bets Kopf fest gegen seine Schulter. Ein Auflader klirrte.
    Und blieb stehen.
    Nach einer Weile wurde es ruhiger. Die Stimmen waren ein dumpfes Gemurmel über dem Schiffsgeräusch. Dann ging das Licht aus, und die Tür schloß sich.
    Bet saß da mit klappernden Zähnen, die Kälte war ihr mittlerweile bis ins Mark gedrungen.
    »Die Lücke ist noch da.« NG meinte den Weg, auf dem sie in dieses Loch gelangt waren. »Sie ist immer da.«
    »Gut«, stieß Bet hervor, denn sie hatte auch darüber nachgedacht, war aber zu fertig, um nachzusehen.
    »Du gehst besser«, riet er. »Schleich dich vorsichtig an der Werkstattür vorbei, sie könnte offenstehen. Das waren Liu und Keane. Liu ist ein Miststück.«
    Bet mußte gehen, ob sie wollte oder nicht. Sie brachte ihre steifen Glieder dazu, sich zu bewegen, sie quetschte sich zwischen den Behältern um die Kurve und gelangte hinaus und auf den Korridor, den sie hinunterging, als sei sie von Rechts wegen dort. Ihre Knie waren weich und ihr Bauch war zu Wasser geworden.
    Als sie außer Sicht der Betriebsabteilung war, blieb sie stehen und wartete zitternd ein paar Minuten lang neben den Schränken, bis NG auftauchte.
    Er hatte nicht mit ihr gerechnet. Das war klar.
    »Es ist spät«, sagte Bet. Irgendwie war die Crew schuld an dem ganzen verdammten Schlamassel und an ihren Schmerzen und ihrer aufgeplatzten Lippe. Und an seinen Schwierigkeiten.
    Bet war jetzt so wütend, daß sie es ihnen zeigen wollte. »Ich sag dir was, ich möchte dieses Bier. Ich gehe hinein, setze mich, du kommst und sprichst mich an. In Ordnung?«
    Er nickte.
    Sie tat es, betrat den Gemeinschaftsraum, holte sich den Tee, den die Kombüse kostenlos anbot, trank ihn mit wunder Lippe und blieb an der Theke stehen. Sie drehte zwei Paaren, die die einzigen Anwesenden waren, den Rücken zu.
    Nach einer Weile schlenderte NG herein. Bet ging zur Bank und setzte sich, und er brachte ihr ein Bier.
    »Danke«, sagte sie und klopfte auf den Platz neben ihr.
    Aber er ging und zapfte sich sein Bier und trank es stehend an der Theke mit der Schulter zu ihr.

12. KAPITEL
    »Wir haben ein Leck in der Wasserleitung von der Kombüse«, berichtete Musa müde.

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