Yeager
der Richtung, wo man sie haben will. Das hatte der Alte auf der
Afrika
immer gesagt. Das war es, was Fitch tat. Und er hätte nicht versuchen sollen, ihr Angst einzujagen. Der alte Phillips hatte sie einmal einen Flur entlanggeprügelt, aber Junker Phillips wollte einen nicht töten, er versuchte nur, einen am Leben zu halten.
Fitch
versuchte, einen zu töten. Oder zu zerbrechen. Und das waren die beiden Möglichkeiten, zwischen denen man wählen konnte. Bei einer Mannschaft wie dieser mußte man ein Exempel statuieren. Wie NG.
Aber NG war zu verrückt, um zu zerbrechen, und zu wertvoll, um getötet zu werden.
Denn durch NG korinte er Bernstein treffen.
Und Fitch brauchte sie, Bet, nicht mehr – außer als einen weiteren Weg, NG die Daumenschrauben anzulegen.
Der nicht so verrückt war, wie es schien, nicht
halb
so verrückt, wie es schien, wenn er immer noch am Leben war und Bernstein immer noch am Leben war.
Ein Mann namens Cassell war nicht mehr am Leben.
Ein Mann namens Cassell hatte einen tödlichen Unfall gehabt. In der Technik.
Und NG Ramey war die Schuld daran aufgebürdet worden.
Cassell war ein
Freund
von NG gewesen. Und von Bernstein.
Bet merkte, daß sie die Hände zu Fäusten geballt hatte. Sie schmeckte Blut und schluckte es hinunter. Sie wußte genau, wenn Fitch sie von jetzt an auch nur im Korridor anhielt, würde sie von Kopf bis Fuß zittern.
Zittern wie in einem Raumpanzer.
Sie dachte daran, was für ein Gefühl es war, wenn der Körper in einer Hülle aus Keramik steckte, wenn die Servomotoren winselten, sobald man sich bewegte, und an den Druck auf die Gelenkbänder des Körpers, der dem Anzug mitteilte, was der Körper wünschte. Und die verdammten Servos gerieten völlig durcheinander, wenn man anfing zu zittern, und alle merkten es, weil die Servos stotterten und schnatterten.
Es war verdammt peinlich, und doch passierte es jedesmal.
Deshalb entwickelte man einen Sinn für Humor.
Adrenalin-Stoß. Stottern und Rasseln.
Geruch nach Öl und Metall und Plastik. Nach menschlichem Schweiß und dem eigenen Atem innerhalb des Helms.
Man war dann eine Maschine. Menschliche Eingeweide innerhalb einer menschenförmigen Maschine. Und ein Schütze mußte schon einen verdammten Glückstreffer landen, wenn er einen beschädigen wollte.
Sie sehnte sich tatsächlich manchmal nach ihrem Panzer. Es war ihr sehr schwergefallen, ihn in diesem Korridor auf Pell zurückzulassen.
Das Zittern hörte auf, wenn man sich in Gang setzte. Die Servos beruhigten sich, und man schwebte, als sei nichts eine Anstrengung und als könne einen nichts aufhalten.
Aber ein Panzer hat kein denkendes Gehirn, ein Panzer hat keinen Mumm. –
Das bist du, Mädchen, du bist das Betriebssystem. Der Panzer wird weiterlaufen, wenn du tot bist, aber seine Kampfmoral ist in diesem Zustand einen Scheißdreck wert.
Du bist das Gehirn, du bist der Mumm. Vergiß das nicht!
Verdammt richtig, Junker Phillips.
Jemand stieß gegen das Bett. Bet wachte mit klopfendem Herzen auf. Sofort fiel ihr wieder ein, daß sie in der Unterkunft war, in Musas Koje, und auf ihre Freunde wartete. Zwei Männer zeichneten sich vor der Nachtbeleuchtung als Schatten ab, der eine mit Musas Umrissen und Musas Geruch, der andere mit NG’s. NG berührte sie, nahm sie in die Arme, als sie versuchte, sich zu bewegen, drückte sie so fest an sich, daß ihr alles weh tat.
»Ich bin in Ordnung«, sagte Bet. »Und du?«
»Mir geht es gut«, antwortete NG oder etwas in diesem Sinne, und sie klammerte sich eine Weile an ihn, auch wenn es weh tat. NG tastete ihr Gesicht ab, aus der Art, wie seine Finger an ihrer Lippe und ihrer rechten Wange innehielten, aus der Art, wie die Stellen sowohl wund als auch ein bißchen betäubt vom Anschwellen waren, gewannen beide eine Vorstellung, wie sie aussehen mußte.
NG sagte kein Wort. Und NG war gefährlich, wenn er nichts sagte.
Bet ergriff seine Hand. Fest. »Hör mir zu«, flüsterte sie. »Hör mir gut zu. Wir können hier nicht reden. Aber Verrücktheit ist genau das, was Fitch will. Hast du verstanden?«
NG sagte immer noch nichts. Er spannte die Muskeln seiner Hand gerade soweit an, daß die Knochen nicht knirschten.
»Geh schlafen«, sagte Musa, legte Bet die Hand auf den Rükken und gab ihr einen kleinen Schubs. »In seiner Koje. Hörst du?«
»Ja.« Die Kehle wurde ihr ein bißchen eng. Sie beugte sich hinüber und drückte den Mund auf Musas stopplige Wange.
»Ich liebe dich«, sagte sie. »Ich liebe
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