Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
begann.
Endlich schlug der lebenserhaltende Muskel wieder, und Luft füllte ihre Lungen, aber der leere Blick wich nicht aus ihren Augen. Ich verdoppelte meine Anstrengungen. Ihre Haut erwärmte sich und wurde rosig. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Doch sobald ich mit meinen Bemühungen nachließ, floss ihr Blut nicht mehr, und sie hörte auf zu atmen.
Er hatte ihre Seele gestohlen. Ich konnte Tula nicht wiederbeleben.
Ich spürte einen Arm auf meiner Schulter. „Du kannst nichts mehr für sie tun“, sagte Irys.
Ich schaute mich um. Hinter mir standen Cahil, Leif, Dax, Roze und Hayes. Sie drängelten sich in dem kleinen Raum. Ich hatte nicht einmal ihr Eintreten bemerkt. Tulas Haut kühlte unter meiner Berührung ab. Ich zog meine Hand fort.
Plötzlich überfiel mich eine grenzenlose Erschöpfung. Ich stürzte zu Boden, schloss die Augen und vergrub das Gesicht in meine Hände. Meine Schuld. Meine Schuld. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen.
Nun begann ein hektisches Treiben, begleitet von aufgeregtem Stimmengewirr, aber ich achtete nicht darauf, während mir die Tränen übers Gesicht flossen. Am liebsten wäre ich eins geworden mit dem harten Fußboden. Keine komplizierten Versprechen mehr, keine Sorgen und keine Gefühle.
Ich presste meine Wange gegen den glatten Marmor. Die Kälte betäubte meine fiebrige Haut. Erst als es im Zimmer wieder ruhiger wurde, öffnete ich die Augen und entdeckte einen Fetzen Papier unter Tulas Bett. Er musste heruntergefallen sein, während ich versucht hatte, das Leben in ihren Körper zurückzubringen. Da ich glaubte, er stamme von Tula, hob ich ihn auf.
Die Worte, die darauf geschrieben standen, stachen durch den Nebel meines Kummers wie Mondmanns Krummsäbel.
Auf dem Zettel stand: Opal ist in meiner Gewalt. Bei Vollmond werde ich sie gegen Yelena Zaltana eintauschen. Hisst die Fahne auf dem Turm der Ersten Magierin, als Zeichen der Trauer um Tula und Eures Einverständnisses, und Opal wird nichts geschehen. Weitere Anweisungen folgen.
23. KAPITEL
W ir werden die Trauerfahne für Tula hissen, aber wir werden Yelena nicht gegen Opal austauschen“, beschloss Irys. „Uns bleiben noch zwei Wochen bis zum Vollmond. Das sollte ausreichen, um Opal zu finden.“
Erneut flogen die Argumente durch den Versammlungsraum der Magier. Zitora war von ihrer Mission für den Rat zurückgekehrt, sodass alle vier Zauberer anwesend waren, dazu Tulas Familie, Leif und der Captain der Wächter des Bergfrieds.
Vor der Besprechung hatte Leif versucht, von mir etwas über die Sandseeds zu erfahren, doch ich war noch immer ärgerlich auf ihn und hatte mich geweigert, mit ihm zu sprechen. Noch immer konnte ich ihn nicht anschauen, ohne das Gesicht des Achtjährigen zu sehen, der, versteckt im Gebüsch, meine Entführung beobachtet und nichts unternommen hatte.
Alles, was geschehen war, nachdem ich den Brief des Entführers entdeckt hatte, erschien mir wie ein böser Traum. Als sämtliche Anwesenden Platz genommen hatten, kam nach und nach zur Sprache, was der Mörder getan hatte, bevor er über Tula hergefallen war.
Er hatte eine Stelle bei den Gärtnern des Bergfrieds bekommen. Leider konnten sich seine Kollegen nicht darüber einigen, wie er aussah. Nach ihren Beschreibungen hatte Bain vier völlig unterschiedliche Männer gezeichnet. An seinen Namen konnten sie sich ebenfalls nicht erinnern.
Mit zehn magischen Seelen hatte Ferde genug Macht angesammelt, um mit einem Magier im Range eines Meisters mithalten zu können. Während seines Aufenthalts im Bergfried hatte er sich so unauffällig wie möglich verhalten und alle seine Kollegen über seine wahre Identität getäuscht.
Tulas Wächter waren mit winzigen, in Curare getränkten Pfeilen bewusstlos geschossen worden. Sie erinnerten sich nur daran, wie einer der Gärtner Hayes einige Heilpflanzen brachte, ehe ihre Muskeln erstarrten. Weil Ferde ohne Weiteres in den Bergfried hatte eindringen können, steckten dessen Wächter nun in großen Schwierigkeiten.
„Er hat im Bergfried gelebt, und wir wussten von nichts“, sagte Roze mit ihrer kraftvollen Stimme über den Gesprächslärm hinweg. „Wie kommt ihr darauf, dass wir ihn jetzt finden können?“
Tulas Eltern, die am Tag zuvor eingetroffen waren, holten erschrocken Luft. Die Nachricht vom Tod ihrer Tochter hatte sie zutiefst getroffen. Zu wissen, dass derselbe Mann nun Opal in seiner Gewalt hatte, musste ihr Leben zur Hölle machen. Genau wie meines.
„Gebt ihm
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