Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Unterhaltung Ratsangelegenheiten zu, und Cahil drängte Roze, sein Anliegen auf die Tagesordnung zu setzen. Da ich kein Interesse an einem Gespräch über Politik hatte, ließ ich meinen Blick über die Menge schweifen. Nur wenige von Cahils Leuten waren anwesend. Sie trugen ihre Uniformen und standen etwas linkisch an der Seite, als ob sie im Dienst und nicht zum Vergnügen hier wären. Vielleicht waren sie ja tatsächlich im Dienst.
Eine Weile sah ich den Tänzern zu. Paarweise drehten sie sich auf der Tanzfläche. Nach acht Takten blieben sie stehen und traten vier Schritte in die Mitte, anschließend vier Schritte zurück, um sich wieder im Kreis zu bewegen. Daraufhin wiederholten sie die Figur. Ähnlich wie einige meiner Katas zur Selbstverteidigung schien auch der Tanz vorgeschriebenen Bewegungsabläufen zu gehorchen.
Dax und Gelsi trafen ein. Bains Schüler grüßten die drei Magier sehr förmlich. Gelsi trug ein hellgrünes Gewand, das im Kerzenlicht schimmerte und zur Farbe ihrer großen Augen passte. Dax’ rotes, mit goldenen Knöpfen besetztes Hemd hatte einen Stehkragen. Goldene Paspeln säumten die Nähte seiner schwarzen Hose.
„He, wir passen gut zusammen“, sagte Dax zu mir. Die Musik war so laut, dass ich ihn kaum verstehen konnte. „Darf ich bitten?“
Ich warf Cahil einen Blick zu. Er diskutierte mit Leif. „Gerne.“
Dax lächelte und zog mich durch eine Lücke zwischen den Tänzern auf die Tanzfläche. Zuschauen war leichter als Tun, aber mit Dax’ sicherer Führung hatte ich den Rhythmus bald herausgefunden.
Während wir uns auf dem Holzboden drehten, fragte Dax mich: „Weißt du noch, wie ich sagte, dass drei Punkte gegen dich sprechen?“
Ich nickte.
„Jetzt sind es fünf.“
„Wieso denn das?“, fragte ich verdutzt. Unmöglich, dass ich in der kurzen Zeit noch weitere Personen gegen mich aufgebracht hatte.
„Du bist an Cahils Arm zum Fest gekommen. Jeder wird jetzt zwei Rückschlüsse ziehen. Zum einen, dass du seine Freundin bist. Zum anderen, dass dein Herz für Ixia schlägt, was eindeutig das größere Übel ist.“
„Dann irren sie sich eben. Wer erzählt denn all diesen Unsinn?“, wollte ich wissen.
„Ich jedenfalls nicht, das kann ich dir versichern“, erwiderte Dax. Zufrieden schaute er sich um. „Wenn ich hier zu sagen hätte, gäbe es mehr Desserts zum Dinner, mehr Feste und viel mehr Tanz.“
Eine Weile tanzten wir schweigend weiter. Ich dachte über Dax’ Worte nach. Eigentlich konnte es mir gleichgültig sein, was andere von mir hielten. Warum sollte ich mich darum bemühen, dass sie ihre Meinung über mich änderten? Es wäre reine Zeitverschwendung. Meine Zeit im Bergfried war ohnehin nur eine Zwischenstation. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Nachdem ich mich erst einmal zu dieser Einsicht durchgerungen hatte, ließ meine Nervosität spürbar nach. Ich lächelte Dax zu.
„Ich bemerke etwas Hinterhältiges in deinem Blick. Was hast du vor?“
„Nur fünf Punkte, die gegen mich sprechen?“ Ich kniff die Augen zusammen, als würde ich angestrengt überlegen. „Ist ja nicht gerade viel. Wie wäre es, wenn wir uns um Nummer acht und zehn kümmern?“
Dax grinste von einem Ohr zum anderen. „Mein schönes Fräulein, warum so bescheiden? Ihr würdet es ohne Weiteres bis auf fünfzehn oder zwanzig bringen.“
Mein Lachen klang aufrichtig fröhlich. Dax und ich wirbelten noch ein paar Tänze lang über die Holzdielen, ehe wir zu unserer Gruppe zurückgingen. Cahil warf mir einen missmutigen Blick zu. Ehe er etwas sagen oder seine Diskussion mit Leif wieder aufnehmen konnte, ergriff ich Cahils Hand und zog ihn zu den Tänzern.
„Heute Abend soll keiner über Geschäfte reden“, sagte ich, als wir hinter Dax und Gelsi hertanzten. „Heute Abend geht es nur ums Vergnügen. Tanzen statt Kämpfen.“
Er lachte. „Du hast recht.“
Die Nacht verging wie im Flug, während ich mit Cahil, Dax und Bain tanzte. Sogar der Stallmeister wagte sich mit mir bei einem Tanz, bei dem viel mit den Füßen gestampft wurde, aufs Parkett. Cahil musste mich förmlich zum Büfett zerren, denn sonst hätte ich den ganzen Abend lang nichts gegessen.
Irys’ Ankunft hätte den Abend eigentlich vollkommen machen sollen, aber ihrer Miene war die Erschöpfung deutlich anzusehen. Sie trug ein schlichtes hellblaues Gewand statt ihrer Reisekleidung. Offenbar hatte sie sich Zeit für ein Bad genommen und ihren imposanten Haarknoten mit Rubinen und Diamanten verziert,
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