Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
dauern, bis mir ihr Gebrauch in Fleisch und Blut übergegangen war?
Die Stärke der Energie überraschte mich. Die Quelle schien in dieser Gegend konzentriert zu sein. Ich schickte mein Bewusstsein auf die Reise und durchforstete die Umgebung. Nichts.
Besorgt ließ ich meinen Geist in größere Entfernungen ausschweifen und suchte weiter. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich weder auf Feldmäuse noch andere Kreaturen gestoßen war. Verzagt hielt ich inne. Wenn ich Valek im Snake Forest erreichen konnte, dann musste es mir doch auch möglich sein, Irys zu finden. Schließlich war ihr Pferd erst vor Kurzem hier entlanggeritten.
Geruch von Topaz immer sehr stark , pflichtete Kiki bei.
Immer?
Ja.
„ Also was nun?“, fragte Leif ungeduldig.
„Irgendetwas stimmt nicht. Ich kann Irys nicht finden.“ Ich erzählte ihm, was Kiki gerade gesagt hatte.
„Aber das ist doch gut, oder?“
„Eigentlich sollte der Geruch mit der Zeit intensiver geworden sein. Stattdessen ist er gleich geblieben, seitdem wir die Fährte gefunden haben.“ Ich bewegte mich im Kreis, und die Luft um uns herum vibrierte von Magie. „Jemand versucht uns zu täuschen.“
„Endlich!“ Eine tiefe Stimme tönte aus der Dunkelheit.
Kiki und Rusalka stellten sich erschrocken auf die Hinterbeine, aber eine besänftigende magische Strömung beruhigte sie sofort wieder. Ich nahm meinen Streitkolben zur Hand und spähte in die Dunkelheit hinein. Im schwachen Licht erkannte ich vage einige Umrisse.
„Du bist nicht besonders schnell, was?“, höhnte die Stimme von links.
Kaum hatte ich Kiki herumgedreht, sah ich aus einem Strahl blauen Mondlichts die Silhouette eines Mannes auftauchen. Er war so groß, dass er nicht einmal den Kopf heben musste, um mir in die Augen zu sehen. Seine nackte, haarlose Haut war indigoblau, und sein kahler Schädel glänzte vor Schweiß. Unter seiner Haut zeichneten sich kräftige Muskeln ab. Aber seine Miene wirkte belustigt, und ich spürte, dass von ihm keine unmittelbare Bedrohung ausging. Stattdessen strahlte er schiere magische Energie aus, und ich war sicher, dass er meine Gefühle beeinflusste.
Rasch griff ich nach meinem Kolben. „Wer bist du und was willst du?“
Seine weißen Zähne blitzten, als er lächelte. „Ich bin dein Geschichtenweber.“
20. KAPITEL
I ch warf Leif einen Blick zu. Die Beunruhigung in seiner Miene war schierer Angst gewichen. Er wurde kreideweiß, während er zwischen mir und dem großen, indigofarbenen Mann hin und her blickte. Seine bemalte Haut und die Tatsache, dass er nackt war, ließen mich sofort an Tulas Angreifer denken, aber sein Körper war muskulöser, und seine Arme und Beine waren von Narben übersät. Außerdem hatte er keine Tätowierungen.
Obwohl meine mentale Verteidigungsmauer stand und der Streitkolben kampfbereit in meiner Hand lag, stand der Mann ganz entspannt vor mir. Ich wäre genauso entspannt gewesen, hätte ich Zugang zu der magischen Energie gehabt, die er unter Kontrolle hatte. Er brauchte sich nicht einmal zu bewegen; er konnte uns mit einem Wort töten. Was mich wieder zu der Frage brachte, warum er hier war.
„Was willst du?“, wiederholte ich.
„Verschwinde“, forderte Leif den Mann auf. „Du bereitest nur Schwierigkeiten.“
„Eure Geschichten haben sich unentwirrbar miteinander verbunden“, sagte der Geschichtenweber. „Ich bin euer Führer, der euch zeigt, wie ihr sie wieder entknoten könnt.“
„Belege ihn mit einem Bann“, forderte Leif mich auf. „Dann muss er dir gehorchen.“
„Muss er das?“ Sollte es wirklich so einfach sein?
„Wenn du willst, dass ich gehe, dann tue ich es. Aber dir und deinem Bruder wird es nicht erlaubt sein, unser Dorf zu betreten. Seine verwirrte Seele verursacht uns Schmerzen, und du bist mit ihm verwandt.“
Entgeistert starrte ich den Geschichtenweber an. Seine Worte ergaben überhaupt keinen Sinn. War er Freund oder Feind?
„Du hast gesagt, dass du unser Führer bist. Wohin willst du uns führen?“
„Verbanne ihn auf der Stelle!“, kreischte Leif. „Er will dich bloß täuschen. Er ist bestimmt ein Verbündeter von Tulas Entführer und versucht nur, uns aufzuhalten.“
„Deine Angst bleibt stark“, sagte der Geschichtenweber zu Leif. „Du bist noch nicht bereit, deine Geschichte zu hören. Stattdessen umgibst du dich lieber mit einem undurchdringlichen Geflecht von Knoten. Eines Tages werden sie dich erwürgen. Du hast dich dazu entschieden, unsere Hilfe abzulehnen, aber deine
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