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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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helfen?“
    Ich nickte. „Ich hole meinen Bruder …“
    „Warte. Hilf mir erst mal aufzustehen.“
    „Warum?“
    „Ich möchte wissen, ob ich laufen kann. Wenn mein Fuß wirklich gebrochen ist, musst du noch mehr Hilfe holen.“
    Mein erwachsenes Ich wusste, dass er log, aber mein junges Ich konnte nicht daran gehindert werden, näher zu treten. Ich streckte eine Hand aus; er ergriff sie und riss mich zu Boden. Mit einer raschen Bewegung packte er mich und erstickte meinen Schrei mit einem feuchten Tuch. Er drückte es fest auf meinen Mund, und ich spürte einen süßlichen Geruch.
    Der Dschungel drehte sich um mich. Bleib wach! Bleib wach!, rief ich meinem Körper zu, aber die Dunkelheit kroch näher.
    Während ich mich noch in Mogkans Armen wand, wusste mein erwachsenes Ich, was mich als Nächstes erwartete. Mogkan würde mich nach Ixia verschleppen, und ich würde im Waisenhaus von Reyads Vater, General Brazell, aufwachsen, damit sie, wenn ich in die Pubertät kam, mir meine magischen Fähigkeiten nehmen konnten – wie einer Kuh die Milch. Auf diese Weise konnte Mogkan seine eigenen magischen Kräfte vergrößern und Brazell dabei unterstützen, Commander Ambrose zu stürzen und die Herrschaft in Ixia zu übernehmen. Selbst die Tatsache, dass ich wusste, wie die Sache endete, machte meine Entführung für mich nicht erträglicher.
    Leifs Gesicht im Gebüsch war das Letzte, was mein kindliches Ich wahrnahm, ehe komplette Dunkelheit mich umfing. Und das war nun in der Tat entsetzlich.
    Die Vision verblasste. Zusammen mit Mondmann stand ich auf einer dunklen Ebene. „Hat Leif wirklich gesehen, was mit mir passiert ist?“, fragte ich den Geschichtenweber.
    „Ja.“
    „Warum hat er unseren Eltern nichts davon erzählt?“ Sie hätten einen Suchtrupp aussenden oder versuchen können, mich zurückzuholen. Es wäre doch besser gewesen, wenn sie über das Schicksal ihres Kindes Bescheid gewusst hätten, als sie jahrelang im Ungewissen zu lassen.
    Während ich über Leif nachdachte, wuchs mein Zorn auf ihn. Er hatte mir alles genommen: die Chance, eine sorglose Kindheit zu erleben, ein eigenes Zimmer und fürsorgliche Eltern zu haben, von meinem Vater alles über den Urwald zu lernen und mit meiner Mutter Parfüms zu destillieren, mit Nutty durch die Bäume zu tollen und zu spielen. Stattdessen musste ich das Neue Gesetzbuch von Ixia auswendig lernen.
    „Warum?“, wiederholte ich.
    „Diese Frage musst du ihm selbst stellen.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Er muss mich gehasst haben. Er war froh über meine Entführung. Deshalb war er auch so wütend, als ich nach Sitia zurückgekommen bin.“
    „Hass und Wut sind einige der Gefühle, die deinen Bruder wie Lianen umklammern, aber es sind nicht alle. Die einfache Antwort ist niemals die richtige. Du musst deinen Bruder befreien, ehe er sich selbst erdrosselt.“
    Ich dachte über Leif nach. Er hatte mir geholfen, als ich mich um Tula kümmerte, aber über seine wahren Gründe konnte er mich angelogen haben – ebenso wie er unsere Eltern vierzehn Jahre lang belogen hatte. Seit meiner Rückkehr aus Ixia waren fast alle unsere Zusammentreffen äußerst unangenehm gewesen. Und die einzige Erinnerung an Leif aus der Zeit vor meinen Jahren in Ixia ließ mein Blut vor Zorn in Wallung geraten. Vielleicht müsste ich mir mehr Dinge aus meiner Kindheit ins Gedächtnis rufen.
    „Warum kann ich mich nicht an mein Leben vor meiner Entführung durch Mogkan erinnern?“, erkundigte ich mich.
    „Mogkan hat mithilfe seiner Zauberei all deine Erinnerungen verdrängt, damit du ihm glaubst und im Waisenhaus bleibst.“
    Das klang einleuchtend. Hätte ich mich an eine Familie erinnern können, hätte ich gewiss versucht zu fliehen.
    „Möchtest du diese Erinnerungen wiederhaben?“, fragte er mich.
    „Ja.“
    „Versprich mir, deinem Bruder zu helfen, und ich werde sie dir zurückgeben.“
    Ich dachte über sein Angebot nach. „Wie kann ich ihm denn helfen?“
    „Du wirst schon einen Weg finden.“
    „Ganz schön geheimnisvoll, nicht wahr?“
    Er lächelte. „Das ist der vergnügliche Teil meiner Arbeit.“
    „Und wenn ich mich weigere, ihm zu helfen?“
    „Es ist deine Entscheidung.“
    Ich seufzte halb frustriert und halb verärgert. „Warum kümmert dich das eigentlich?“
    „In der Avibian-Ebene hat er nach Erlösung von seinen Schmerzen gesucht. Er hat versucht, sich umzubringen. Sein Bedürfnis nach Hilfe führte mich zu ihm. Ich habe ihm meine Dienste angeboten,

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