Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
war eine festgelegte Abfolge von verschiedenen Angriffs- und Verteidigungstechniken. Jedes Kata hatte einen Namen, und sie wurden von Stufe zu Stufe komplizierter. Ich begann mit einem einfachen Bogen-Kata.
Während ich meine Übung machte, begannen Ari und Janco eine erregte Diskussion. Unwillkürlich musste ich lächeln, weil sie mir wie ein altes zänkisches Ehepaar vorkamen. Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf mein Kata und versuchte, meine spirituelle Kampfzone zu finden. Mühelos tauchte ich in die entsprechenden Kata-Figuren ein und wieder auf. Als ich mein Pensum atemlos beendete, entdeckte ich Irys. Sie stand an der Tür und beobachtete mich interessiert.
Sie trug ihre Habichts-Uniform. Das Haar hatte sie gemäß den militärischen Vorschriften von Ixia zurückgebunden. Auf diese Weise konnte sie sich unbehelligt in der Burg bewegen.
Ich warf einen Blick auf meine „Leibwächter“. Sie waren immer noch in ihr Gespräch vertieft und beachteten weder Irys noch mich. Mir wurde ganz beklommen zumute. Ich rückte näher zu meinen Kumpanen, als sie den Raum betrat.
„Spürt Valek deine Zauberkraft nicht?“, fragte ich sie mit einer Handbewegung zu Ari und Janco.
„Er ist auf der anderen Seite der Burg“, erwiderte sie und kam näher. „Aber ich habe gespürt, dass jemand vor unserer Ankunft die Kraftquelle angezapft hat. Zwei kurze Wellen. Es gab oder gibt hier also noch einen Zauberer.“
„Würdest du das denn nicht mitbekommen?“, fragte ich beunruhigt.
„Leider nein.“
„Aber du weißt, wer es ist, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Mehrere Zauberer sind verschwunden. Sie sind entweder tot oder halten sich verborgen. Einige leben auch ganz zurückgezogen, und wir erfahren nie von ihrer Existenz. Jeder oder jede könnte es sein. Ich kann einen Magier nur erkennen, wenn ich eine Verbindung zu ihm herstelle – so wie ich es mit dir getan habe.“ Aufmerksam betrachtete Irys die verschiedenen Waffen, die an der Wand aufgereiht standen.
„Was ist mit dem Commander los?“, wollte sie wissen. „Seine Gedanken tropfen ihm förmlich aus dem Kopf. Er ist ein offenes Buch. Ich könnte darin blättern und jede Information bekommen, wenn es nicht gegen unseren Ehrenkodex verstieße.“
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Stattdessen fragte ich: „Was tust du hier eigentlich?“
Lächelnd deutete Irys auf den Streitkolben in meiner Hand. „Was hast du mit dieser Waffe gemacht?“
Da ich keinen Grund sah zu lügen, er zählte ich ihr von meinem Training.
„Und wie warst du heute?“, erkundigte sie sich.
„Ich habe zum ersten Mal alle drei Gegner besiegt.“
„Interessant.“ Irys wirkte sehr zufrieden.
Ich warf einen Blick zu Ari und Janco, die immer noch miteinander diskutierten. „Warum bist du hier?“, fragte ich nochmals. „Du hast mir ein Jahr versprochen.“ Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke. „Droht mir etwa ein baldiges Verglühen?“
„Dir bleibt noch Zeit. Im Moment hältst du dein Gleichgewicht. Aber wie sieht es mit deiner Flucht nach Sitia aus?“
„Ich komme einfach nicht an das Gegengift heran. Es sei denn, du kannst die nötigen Informationen aus Valeks Gedanken stehlen.“
Sie runzelte die Stirn. „Unmöglich. Aber meine Heiler haben gesagt, wenn du dir genügend Gegengift für einen Monat beschaffen kannst, besteht die Möglichkeit, das Gift aus deinem Körper zu filtern. Komm mit uns, wenn wir abreisen. Ich habe eine Beraterin, die genauso groß ist wie du. Sie zieht deine Uniform an und wird Valek und seine Leute ablenken, während du ihren Platz einnimmst. Wenn du eine Maske trägst, wird es niemand bemerken.“ Irys klang sehr zu versichtlich. Entweder war sie so unbekümmert, oder sie war sich der Risiken nicht bewusst.
Hoffnung keimte in meinem Herzen. Mein Puls raste. Ich versuchte, einenküh len Kopf zu bewahren. Irys hatte gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, das Gift aus dem Körper zu bekommen. Mit anderen Worten: keine Gewissheit. Der Fluchtplan schien unkompliziert zu sein, aber den noch suchte ich nach einer Ausrede. Ich hütete mich davor, ihr rückhaltlos zu vertrauen.
Um Zeit zu gewinnen, sagte ich: „Berater Mogkan war vergangene Woche hier. Gehört er zu deinen Spionen?“
„Mogkan, Mogkan …“ Sie ließ den Namen auf der Zunge zergehen.
Ich rief mir sein Aussehen in Erinnerung. „Groß, graue Augen. Das schwarze Haar hat er zu einem Zopf gebunden. Valek behauptet, er habe Macht.“
„Kangom! Wie
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