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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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versetzt. Immer wenn ich glaubte, ihn durchschaut zu haben, überraschte er mich von Neuem.
    Da ich nicht nur einen Rucksack trug, sondern auch einen Spazierstock mit mir führte, der unschwer als Streitkolben zu erkennen war, musterten einige der Soldaten mich misstrauisch, aber ich ignorierte sie. Rand dagegen würdigte mich keines Blickes. In tiefes Schweigen versunken, starrte er stur geradeaus. Bald schon blieb er zurück, denn sein Bein hinderte ihn daran, mit uns Schritt zu halten.
    Nach einer Rast, bei der wir unser Mittagsmahl einnahmen, zogen wir weiter bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Major Granten, der offizielle Anführer der Expedition, wollte das Lager noch bei Tageslicht aufschlagen. Geräumige Zelte wurden für den Commander und seine Berater errichtet; kleinere Zwei Mann-Zelte waren für die Dienerschaft vorgesehen.Meines würde ich mit einer Frau namens Briateilen, die Botengänge machte und für die Ratgeber des Commanders arbeitete.
    Ich verkroch mich im Zelt, während Bria sich am Feuer wärmte. Im Schein einer kleinen Lampe las ich das Buch über Kriegssymbole, das ich mir von Valek ausgeliehen hatte. Nachdem wir den Namen des neuen Nachfolgers entschlüsselt hatten, hatte ich noch keine Zeit gefunden, Jancos Symbole auf meinem Schnappmesser zu entziffern. Sechs silberne Zeichen waren in den Holzgriff eingraviert. Ich begann mit der Spitze und arbeitete mich bis zum untersten durch. Mit jedem Begriff, den ich entzifferte, wurde mein Lächeln breiter. Janco konnte eine ziemliche Nervensäge sein, aber im Grunde seines Herzens war er ein unheimlich lieber Kerl.
    Als Bria, nach Feuerrauch riechend, ins Zelt kam, versteckte ich das Buch in meinem Rucksack.
    Unruhige Träume ließen mich kaum zur Ruhe kommen. Vollkommen gerädert wachte ich im Morgengrauen auf. Mit den Pausen für die Mahlzeiten, dem Auf- und Abbauen der Lager und angesichts der kürzer werdenden Tage schätzte ich, dass die Reise zu Brazell etwa fünf Tage dauern würde.
    In der zweiten Nacht fand ich einen Zettel in meinem Zelt. Eine Bitte um ein Treffen. Wenn die Soldaten am folgenden Abend das Lager aufschlügen, sollte ich mich davonstehlen und einem schmalen, nach Norden verlaufenden Pfad folgen, der die Hauptstraße kurz hinter unserem Lager querte. Die Nachricht war von Janco in großen Buchstaben verfasst worden. Im schwindenden Licht studierte ich die Botschaft, wobei ich mich zu erinnern versuchte, ob ich Jancos Handschrift jemals zuvor gesehen hatte.
    War es eine ernst gemeinte Aufforderung – oder eine Falle?Sollte ich ihr Folge leisten oder lieber im Lager bleiben, wo ich sicher war? Ich überlegte die ganze Nacht und den folgenden dritten Tag, wie ich mich entscheiden sollte. Wie würde Valek sich in einer solchen Situation verhalten? Ich versuchte, mich in ihn hineinzuversetzen und fand tatsächlich eine Antwort.
    Nachdem das Signal zum Aufbau des Nachtlagers ertönte, wartete ich, bis alle beschäftigt waren, ehe ich mich von der Lichtung stahl. Als ich außer Sichtweite war, nahm ich meinen Umhang ab und wendete die Innenseiten nach außen. Vor meiner Abreise hatte ich mir grauen Stoff von Dilana geben lassen, mit dem ich meinen Mantel gefüttert hatte für den Fall, dass ich mich in der Winterlandschaft verstecken musste. Ich hoffte, dass meine aschgraue Tarnung ausreichen würde, um mich möglichst lange unsichtbar zu machen, wenn ich mich dem Treffpunkt näherte.
    Ich schnallte mir den Streitkolben auf den Rücken, band das Schnappmesser um mein rechtes Bein und nahm das Seil mitsamt dem Haken aus meinem Rucksack. Schnell fand ich den Pfad, der nach Norden führte. Doch statt ihm zu folgen, suchte ich nach einem brauchbaren Baum und schleuderte den Haken ins Geäst. Zuerst befürchtete ich, zu viel Lärm zu machen, wenn ich mich durch die Baumkronen schwang, aber die kahlen Äste knackten nur leise unter meinem Gewicht.
    Als ich mich nahe genug an den Treffpunkt herangepirscht hatte, bemerkte ich einen großen, dunkelhaarigen Mann, der bereits auf mich wartete und einen sehr nervösen Eindruck machte. Zu dünn für Janco, dachte ich. Dann drehte sich der Mann in meine Richtung. Es war Rand.
    Was tat er denn hier? Leise kletterte ich in luftiger Höhe einmal um die Lichtung herum. Im Unterholz konnte ich nichts Bedrohliches entdecken. Deshalb kletterte ich hinunter,ließ mein Seil aber vorsichtshalber an einem Ast hängen. Den Rucksack versteckte ich hinter dem Baumstamm.
    „Na endlich“, sagte Rand.

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