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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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waren in schwarzem Walnussholz gerahmt, und Samtvorhänge in dunkelrotenTönen hingen an den Fenstern. Brazells gigantischer Mahagoni-Schreibtisch schien gleichzeitig eine Barriere zwischen seinem hohen Ledersessel und den Polsterstühlen davor zu sein.
    „Gentlemen, Ihr müsst müde von der Reise sein“, begrüßte Brazell die Ratgeber des Commanders, als eine hochgewachsene Frau den Raum betrat. „Meine Hauswirtschafterin wird Euch zu Euren Zimmern führen.“
    Sie machte den Männern ein Zeichen, ihr zu folgen. Unauffällig wollte ich mich den Beratern anschließen, aber Mogkan hielt mich zurück.
    „Noch nicht“, sagte er. „Mit dir haben wir etwas Besonderes vor.“
    Besorgt schaute ich den Commander an, der reglos in seinem Sessel saß. Das Purpurrot der üppigen Polster brachte seine Blässe und seine schmächtige Gestalt noch mehr zur Geltung. Mit ausdrucksloser Miene starrte er in die Ferne. Auf mich wirkte er wie eine Marionette, die darauf wartet, dass der Puppenspieler die Fäden zieht.
    „Was nun?“, erkundigte Brazell sich bei Mogkan.
    „Wir spielen jetzt ein paar Tage lang Theater. Zeigt ihm wie geplant die Fabrik.“ Mogkan deutete auf den Commander. „Sorgt dafür, dass seine Berater zufrieden sind. Wenn wir sie erst alle am Haken haben, brauchen wir ihnen nichts mehr vorzumachen.“
    Brazell lächelte zufrieden. „Und sie?“
    Mit aller Macht konzentrierte ich mich auf meine Ziegelsteinmauer.
    „Yelena“, sagte Mogkan, „du hast einen neuen Trick gelernt. Rote Ziegel, wie einfallslos. Aber …“
    Ich vernahm ein leises, kratzendes Geräusch. Es klang, alswürden Steine aneinandergerieben.
    „Schwachstellen. Hier und da.“ Mogkan stach mit dem Finger in die Luft. „Und dieser Stein hier ist locker, glaube ich.“
    Mörtel zerkrümelte. In meiner mentalen Mauer entstanden kleine Löcher.
    „Wenn ich gleich ein wenig Zeit habe, werde ich deinen Widerstand brechen“, versprach Mogkan.
    „Warum diese Zeitverschwendung?“, fragte Brazell und zückte sein Schwert. „Sie soll sterben. Am besten sofort.“ Mit mordlüsternem Blick trat er auf mich zu. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück.
    „Wartet“, befahl Mogkan. „Wir brauchen sie, um Valek in Schach zu halten.“
    „Aber wir haben doch den Commander.“ Brazell greinte wie ein kleines Kind.
    „Zu offensichtlich. Wir müssen auch die sieben anderen Generäle berücksichtigen. Sie würden Verdacht schöpfen, wenn wir den Commander töten, solange er bei Euch zu Besuch ist. Ihr würdet niemals sein Nachfolger werden. Valek weiß das nur zu genau. Es würde also nichts bringen, den Commander zu bedrohen.“ Mogkan sah mich an. Sein Blick war kalt und berechnend. „Aber wer interessiert sich schon für eine Vorkosterin? Keiner außer Valek. Und wenn sie hier stirbt, werden die Generäle übereinstimmend sagen, dass es gerechtfertigt war.“
    Mogkan beugte sich zum Commander und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Commander öffnete seine Aktentasche, zog eine Flasche heraus und übergab sie Mogkan. Mein Gegengift.
    „Ab jetzt kommst du zu mir, wenn du deine Medizinbrauchst“, sagte Mogkan grinsend.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, betraten zwei Wächter den Raum.
    „Deine Begleiter sind hier, Yelena. Sie werden sich gut um dich kümmern.“ Mogkan wandte sich an die Wächter. „Sie braucht keine Besichtigungstour. Unsere berühmt-berüchtigte Yelena ist nach Hause zurückgekehrt.“

29. KAPITEL
    I ch musterte die beiden muskulösen Wächter, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren. An ihren Gürteln baumelten Schwerter, Messer und Handschellen, und sie starrten mich feindselig an, als sie mich wiedererkannten. Verstohlen tastete ich nach dem Schnappmesser an meinem Schenkel, an das ich mich inzwischen schon gewöhnt hatte, doch bei ihnen hatte ich keine Chance. Mir blieb nichts übrig als zu warten, bis sich mir eine günstigere Gelegenheit bot.
    Die Wächter machten mir ein Zeichen, ihnen zu folgen. Ich warf einen letzten flehentlichen Blick auf den Commander, aber nichts konnte ihn aus seinem tranceartigen Zustand reißen.
    Ein kleiner Funken Hoffnung glomm in mir auf, als mich die Wachen zu einem winzigen kahlen Raum im Gästeflügel führten, statt zu den Zellen im unteren Bereich, in denen Brazell seine Gefangenen hielt. Nach dem Mord an Reyad hatte ich eine Woche in den stinkenden Rattenlöchern verbringen müssen, und allein die Vorstellung, dorthin

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