Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
auf, dass die Lebhaftigkeit in den Gesichtern der Berater nach und nach der gleichen ausdruckslosen Miene wich, die der Commander seit Tagen zur Schau trug. Das bedeutete, dass es einen Zusammenhang gab: Wer Criollo aß, unterlag Mogkans magischen Kräften. Sobald er die Kontrolle über den Geist der Berater hatte, würde er sein Spiel beenden, und dann würde sich meine Lage dramatisch verschlechtern.
    In der folgenden Nacht warf ich im Schutz der Dunkelheit meinen Umhang aus dem Fenster meines Zimmers und hämmerte gegen die Tür, um die Wächter auf mich aufmerksam zu machen.
    Als die Tür geöffnet wurde, erklärte ich: „Ich brauche ein Bad.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief ich zielstrebig den Korridor entlang. Die Wachen folgten mir.
    Vor den Ba de räumenstellte sich einer der Wärter vor mich, während der Zweite sich drinnen um sah. Erst als er sich vergewissert hatte, dass niemand ein Bad nahm, nickte er und trat einen Schritt zurück.
    Im Hineingehen sagte ich mit gebieterischer Stimme: „Ich brauche kein Publikum. Wartet hier. Es dauert nicht lange.“
    Zu meiner Erleichterung blieben sie tatsächlich draußen. Ich eilte ans andere Ende des Raumes, wo, von der Tür aus nicht einsehbar, ein zweiter Ausgang war. Die Wächter waren nur Angestellte auf dem Anwesen; ich dagegen war hier aufgewachsen. Neugierig, wie Kinder nun einmal sind, hatte ich in meiner Freizeit fast jeden Winkel des Hauses erkundet. Lediglich Brazells Privatgemächer, sein Arbeitszimmer und Reyads Wohnräume waren verbotenes Terrain – leider nur, bis ich sechzehn geworden war. Danach wurden seine Privaträume zum Ort meines allnächtlich wiederkehrenden Albtraums. Ich verscheuchte die Erinnerungen und konzentrierte mich auf die Gegenwart.
    Als ich den Knauf drehte, erlebte ich meine erste unangenehme Überraschung: Die Tür war verschlossen. Kein Problem, dachte ich, und griff nach meinen Pickeln. Das Schloss gab sofort nach, die Tür schwang auf, und der zweite Schock erwartete mich. Einer der Wächter stand grinsend im Korridor.
    Ich stürzte mich auf ihn und nutzte meinen Schwung, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Daraufhin boxte ich ihm in den Unterleib – ein schmutziger Trick, den ich von Valek abgeschaut hatte. Doch daran verschwendete ich keinen weiteren Gedanken, als ich über den Gang floh und den Wächter weit hinter mich ließ.
    Ich trat durch das Tor, das nach Süden führte, griff nach meinem Umhang und hielt mich anschließend westwärts auf der Suche nach meinem Rucksack und meinem Streitkolben. Der Mond schien hell, und so konnte ich mühelos meinem Weg folgen. Mein eigentliches Ziel dagegen war weniger offensichtlich. Mir war klar, dass ich den Commander nicht aus seinem verschlossenen Zimmer befreien konnte. Hier draußenwar ich ihm allerdings auch keine Hilfe. Ich musste unbedingt mit Valek reden. Da es zu riskant war, zur Kaserne zu gehen, beschloss ich, den Weg durch die Baumkronen zu nehmen. Nur Valek kannte diese List. Wenn er von meiner Flucht erfuhr, würde er mich dort finden.
    Als ich das offene Gelände erreichte, auf dem das Feuerfest jedes Jahr im MD-5 Station machte, beschloss ich, hier die Nacht zu verbringen. Schnell kletterte ich auf einen Baum, hüllte mich zitternd in meinen Umhang und lehnte mich an den Baumstamm. Weiße Wolken verwehten vor meinem Mund, wenn ich ausatmete. Irgendwann hörte ich aus der Ferne Hundegebell und Stimmen, aber niemand näherte sich meinem provisorischen Nachtlager. Weil ich erbärmlich fror und viel zu aufgeregt war, konnte ich keinen Schlaf finden. Ich stellte mir die leuchtenden Farben der Festzelte auf der Lichtung vor. Vielleicht würde mich der Gedanke an das bunte Treiben und die Hitze der Festnächte wärmen.
    Vor meinem geistigen Auge erstanden die hohen Aufbauten mit den flatternden Fahnen. Tänzer, Sänger und Akrobaten stell ten sich in der Mitte der Lichtung auf. Von den Essensständen, die rund um die großen Zelte aufgebaut waren, zogen Düfte durch die Luft, die mir das Wasser im Mund zu sammenlaufen ließen. Solange ich unter Brazells Dach wohnte, hatte ich in der heißen Jahreszeit jedes Feuerfest besucht. Es waren die Höhepunkte meines Lebens gewesen – ungeachtet der Tatsache, dass ich während meiner letzten beiden Jahre als Reyads Laborratte durch die Hölle gegangen war.
    Unfähig, länger stillzusitzen, kletterte ich vom Baum hinab und lief über mein imaginäres Fest. Dort, wo das Zelt der Akrobaten gestanden hatte, verharrte

Weitere Kostenlose Bücher