Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Wald postiert hatte.
Wir machten uns auf den Weg zurück zum Lager.
„Übrigens, gute Arbeit“, meinte Valek, als wir an der zweiten Leiche vorbeikamen. „Ich habe den Kampf beobachtet. Leider war ich nicht nahe genug, um dir zu helfen. Aber du hast dich auch allein wacker geschlagen. Woher hast du das Messer?“
„Ich habe es mir von dem Geld gekauft, das ich von Star bekommen habe.“ Das war zumindest teilweise wahr. Aber ich wollte Janco nicht in Gefahr bringen.
Valek schnaubte verächtlich. „Das passt dann ja aus gezeichnet.“
Im Lager tauchte Valek sofort in einer Gruppe von Soldaten unter, während ich zum Commander ging, um sein Essen vorzukosten. Der Zwischenfall mit Star hatte nur anderthalb Stunden gedauert, aber mir erschien es, als sei ich tagelang fort gewesen.
Nachts am Lagerfeuer zitterte ich am ganzen Körper – eine verspätete Reaktion auf die Ereignisse des Abends. Zu meiner Überraschung empfand ich beim Gedanken an Rands Tod ein Ge fühl von Trauer. Die züngelnden Flammen des Feuers sahen aus wie rote Zeigefinger, die mir drohend entgegenwaberten.Was hast du getan?, schienen sie zu fragen. Drei Männer sind tot wegen dir. Bilde dir bloß nicht ein, dass du einem anderen eine Hilfe bist, mahnten die Flammen. Geh in den Süden. Soll Valek sich doch um den Commander und Brazells Absichten kümmern, du dummes Mädchen. Die Flammen schienen immer näher zu kommen.
Ich wandte den Blick ab und starrte in die Dunkelheit. Bildete ich mir das nur ein, oder versuchte jemand, mich zu beeinflussen? Ich rief mir das Bild meiner schützenden Ziegelmauer vor Augen, und das Gefühl wurde schwächer, wenn ich es auch nicht ganz verdrängen konnte.
Rands Verschwinden wurde erst am nächsten Morgen bemerkt. Da man glaubte, er sei geflohen, schickte Major Granten einen kleinen Suchtrupp aus. Unterdessen setzten die anderen ihren Weg zu Brazells Distrikt fort.
Der Rest der Reise verlief ohne besondere Vorkommnisse – abgesehen von dem beunruhigenden Umstand, dass die Miene des Commanders immer ausdrucksloser wurde, je mehr wir uns unserem Ziel näherten. Er hatte aufgehört, Befehle zu erteilen oder sich für irgendetwas in seiner Umgebung zu interessieren. Der wissende, bohrende Blick, der seiner Miene stets etwas Bedrohliches verliehen hatte, verschwand mit jedem Schritt ein wenig mehr und wich einem leeren, unbeteiligten Gesichtsausdruck.
Im Gegensatz zum Commander wurde ich immer aufgeregter. Meine Hände hinterließen feuchte Abdrücke auf meinem Streitkolben, als uns nur noch wenige Stunden von unserem Ziel trennten. Unentwegt hielt ich nach einem Hinterhalt im Unterholz Ausschau, stets in der Furcht, plötzlich zwei Hände an meinem Hals zu spüren, die mir die Luft zum Atmen nahmen. Meine Stiefel versanken in der feuchten Erdeund machten jeden Schritt zu einer Qual. Die Reise zu Brazell war ein großer Fehler, sagte ich mir unaufhörlich. Um nicht in Panik zu geraten, stellte ich mir meine Ziegelmauer vor. Auf diese Weise kamen meine strapazierten Nerven ein wenig zur Ruhe, und ich dachte mir einige Überlebensstrategien aus.
Eine Stunde, bevor wir unser Ziel erreichten, stieg uns der süße Duft von Criollo in die Nase. Vorsichtshalber stahl ich mich in den Wald, der unseren Weg zu beiden Seiten säumte, verstaute meinen Rucksack in einem hohlen Baumstamm und versteckte meinen Streitkolben in der Nähe. Nur die Pickel nahm ich mit. Ich band mein Haar zu einem Knoten und steckte die dünnen Metallstäbe hinein, damit er hielt.
Beim Anblick von Brazells Herrenhaus wurde unser Zug langsamer. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Reihen der Soldaten. Sie hatten den Commander sicher ans Ziel gebracht. Jetzt konnten sie sich in der Kaserne ausruhen, bis es Zeit zur Rückkehr war.
Trotz meiner mentalen Schutzmauer war ich im Gegensatz zu den Soldaten alles anderes als erleichtert. Während ich dem Commander und seinen Beratern zu Brazells Arbeitszimmer folgte, fiel mir das Atmen zunehmend schwerer. Mein Herz hämmerte wie verrückt in meiner Brust, und mir war ein wenig schwindlig.
Als wir eintraten, stand Brazell hinter seinem Schreibtisch auf. Er trug ein breites Lächeln in seinem kantigen Gesicht. Mogkan hielt sich dicht hinter Brazells rechter Schulter. Meine Schutzmauer vor Augen, blieb ich in der Nähe der Tür stehen und hoffte, von niemandem bemerkt zu werden. Bei Brazells Begrüßung seiner Gäste ließ ich meinen Blick durch sein Arbeitszimmer wandern. Bilder von Jagdszenen
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