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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Kinder, die ebenfalls hier aufgenommen worden waren. Meine Schwestern. Meine Brüder. Meine Kinder. Ich lernte mit ihnen, ich spielte mit ihnen, und ich kümmerte mich um sie. Wie hätte ich sie jemals im Stich lassen können? Die Vorstellung, dass May oder Carra meinen Platz einnehmen mussten, war unerträglich.
    Ich biss mir in den Finger, bis ich Blut schmeckte, und konzentrierte mich wie der auf die Ge gen wart. Ich war Brazell entkommen. Er würde die Burg in zwei Wochen verlassen und nach Hause zurückkehren, vermutlich zu einer neuen Runde von Experimenten mit einer anderen Laborratte. Schon jetzt gehörte ihr mein Mitleid, egal, wer es sein mochte. Ihr stand eine schwere Zeit bevor, denn Brazell war grausam. Wenigstens hatte ich sie vor Reyad bewahrt.
    Ich nahm die Hand vom Mund und untersuchte die Bissstelle. Sie war nicht tief; es würde keine Narbe zurückbleiben. Ich betrachtete die Ansammlung von halbrunden Narben auf meinen Fingern und Knöcheln. Als ich aufschaute, bemerkte ich, dass auch Valek meine Hände anstarrte. Rasch verbarg ich sie hinter meinem Rücken.
    Der Commander hob die Hand. So fort trat Stille ein. „Ausgezeichnete Argumente von beiden Seiten. Wir werden eure Vorschläge in die Praxis umsetzen. Es gibt zwei Mannschaften.“ Er deutete auf die beiden Wortführer der Diskussion und fuhr fort: „Ihr seid die Captains. Stellt eure Gruppe zusammen und entwerft einen Angriffsplan. Rekrutiert so viele Leute, wie ihr braucht. Valek wird aus den Reihen seiner Männer einen auswählen, der die Rolle des Entflohenen übernimmt. Ihr habt vierzehn Tage Zeit zur Vorbereitung.“
    Der Lärmpegel stieg, als der Commander mit Valek und mir im Gefolge in sein Arbeitszimmer ging. Valek schloss die Tür, und die Stimmen klangen gedämpfter. „Seid Ihr immer noch verärgert wegen Marroks Flucht nach Sitia?“, fragte er.
    Der Commander runzelte die Stirn. „Ja. Diese Verfolgung war schlampige Arbeit. Marrok musste gewusst haben, dass ihr in MD-8 wart. Es ist wirklich an der Zeit, dass du ein paar neue Zöglinge anlernst.“
    Valek sah ihn mit gespieltem Entsetzen an. „Aber dann wäre ich ja nicht mehr unentbehrlich.“
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Commanders, ehe er mich in einer Ecke des Zimmers entdeckte. „Nun, Valek, was sie angeht, hattest du Recht. Sie hat deinen Test überlebt.“ Dann befahl er mir: „Komm näher.“
    Meine Füße gehorchten automatisch, während mir das Herz bis zum Hals schlug.
    „Als meine offizielle Vorkosterin meldest du dich jeden Morgen vor dem Frühstück bei mir. Du erfährst dann auch meinen Tagesplan. Ich erwarte dich zu jeder Mahlzeit und dulde keine Verspätung. Verstanden?“
    „Jawohl, Sir.“
    Er sah zu Valek. „Sie sieht abgezehrt aus. Bist du sicher, dass sie stark genug ist?“
    „Jawohl, Sir.“
    Der Commander wirkte nicht überzeugt. Nachdenklich schaute er mit seinen goldbraunen Augen von mir zu Valek. Ich hoffte inständig, dass er nicht nach einem Grund suchte, um mich zu entlassen.
    „Nun gut. Da ich das Mittagessen verpasst habe, Valek, erwarte ich dich zu einem frühen Abendessen. Yelena, morgenfrüh beginnst du mit deiner Arbeit als Vorkosterin.“
    „Jawohl, Sir“, antworteten Valek und ich wie aus einem Mund. Damit waren wir entlassen.
    Wir kehr ten in Valeks Arbeitszimmer zurück, um meine anderen Uniformen und mein Tagebuch zu holen. Anschließend begleitete Valek mich zu seinen Privaträumen, die im mittleren Teil der Burg lagen. Auf dem Weg durch die Hauptkorridore stellte ich fest, dass die hellen Stellen an den Wänden die dunkleren Partien bei weitem übertrafen. Offenbar waren zahlreiche Gemälde entfernt worden. Außerdem kamen wir an einer ganzen Reihe unscheinbarer Räume vorbei, die zu Arbeitszimmern oder Schlafsälen für Soldaten umgewandelt worden waren.
    Mir fiel auf, dass der funktionale Stil und die nüchterne Atmosphäre, die der Commander zum Stilprinzip erhoben hatte, der Burg die Seele geraubt hatten. Übriggeblieben war ein toter Steinkasten, der nur noch zweckmäßig war.
    Ich war zu jung, um mich an das Leben vor der Machtübernahme zu erinnern, aber in Brazells Waisenhaus hatten wir gelernt, dass die Monarchie korrupt und das Volk unglücklich war. Es hatte sich in der Tat nur um eine Machtübernahme gehandelt; den Regierungswechsel als Krieg zu bezeichnen, wäre falsch. Die Mehrheit der Soldaten des Königs war in den Dienst des Commanders getreten und von da an ihm loyal ergeben, denn sie hatten

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