Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
Schritt näher und verstellte mir vollkommen den Blick. Sein dichter Bart war rußgeschwärzt und halb angesengt.
    Hinter einem dunklen Zelt blieben wir stehen. Die Bauern traten zur Seite, und ein Schatten löste sich von der Zeltwand.
    „Hat jemand etwas bemerkt? Ist euch einer gefolgt?“, fragte der Schatten mit der Stimme einer Frau.
    „Es ist wie am Schnürchen gelaufen. Alle haben nur auf die Tänzer geschaut“, antwortete der Schmied mit den Lederhandschuhen.
    „Gut. Dann tötet sie jetzt“, befahl die Frau.
    Ein Messer blitzte zwischen den lederbehandschuhten Fingern auf. Erneut begann ich zu kämpfen, und es gelang mir sogar, mich einen Moment lang zu befreien. Doch dann ergriffendie Bauern meine Arme, und der Mann mit dem versengten Bart umklammerte meine Beine. Der Lederhandschuh schwenkte seine Waffe.
    „Kein Messer, du Dummkopf. Das gäbe ein schönes Blutbad! Nimm das hier.“ Sie reichte dem Le der hand schuh ein langes, schmales Halseisen. Sofort verschwand das Messer. Er wickelte das Eisen um meine Kehle.
    „Neeeiin …!“, schrie ich, doch mein Schrei erstarb, als er das Eisen enger zog und mir die Luft wegblieb. Ich verspürte einen gewaltigen Druck an meinem Hals. Vergebens schlug ich um mich. Weiße Punkte tanzten vor meinen Augen. Ein schwaches Summen entrang sich meinen Lippen, doch es war zu leise. Mein Überlebensinstinkt, der mich vor Brazells Wächtern und Reyads Quälereien gerettet hatte, war diesmal nicht stark genug.
    Durch das Rauschen des Bluts in meinen Ohren hörte ich die Frau sagen: „Beeil dich. Sie versucht es mit Zauberkraft.“
    Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, vernahm ich wie aus weiter Ferne eine betrunkene Stimme: „Entschuldigt, meine Herren, wisst Ihr, wo ich hier meinen Becher auffüllen kann?“
    Der Druck an meinem Hals ließ ein wenig nach, als der Lederhandschuh erneut sein Messer zog. Ich tat so, als sei alles Leben aus meinem Körper gewichen, und sie ließen mich achtlos zu Boden fallen. Die anderen drei Männer traten über mich hinweg und bauten sich vor dem Fremden auf. In meiner Verzweiflung hätte ich am liebsten nach Luft geschnappt, aber stattdessen atmete ich so flach wie möglich. Niemand sollte merken, dass ich noch lebte.
    Während ich regungslos auf der Erde lag, stürzte sich Lederhandschuh auf den Betrunkenen. Ein metallisches Klirrendrang durch die Nacht, als das Messer den Becher statt der Brust des Mannes traf. Mit einer flinken Handbewegung riss dieser das Gefäß hoch. Das Messer flog durch die Luft und blieb in der Zeltwand stecken. Dann schmetterte der Betrunkene dem Lederhandschuh den Becher auf den Schädel. Sofort sackte er zusammen.
    Nachdem ihr Kumpel außer Gefecht gesetzt war, stürzten sich die anderen drei, die nur wenige Schritte entfernt gestanden hatten, auf den Fremden. Die Bauern packten ihn an den Oberarmen und Schultern, und der Mann mit dem versengten Bart boxte ihm zweimal ins Gesicht. Der Betrunkene benutzte seine Bezwinger als Stütze, hob beide Beine in die Luft und schlang sie um den Hals des Bärtigen. Polternd stürzte er nieder.
    Noch immer hielt der Betrunkene seinen Becher fest umklammert. Jetzt rammte er ihn in den Unterleib des Bauern zu seiner Rechten. Als er nach vorn kippte, schmetterte der Fremde ihm den Becher ins Gesicht.
    Gleich darauf schwang er sein Gefäß nach links und traf den zweiten Bauern auf die Nase. Blut spritzte heraus, und mit einem Aufschrei ließ er von dem Betrunkenen ab. Dieser schlug erneut zu und traf seinen Angreifer an der Schläfe. Lautlos sank der Bauer zu Boden.
    Der Kampf hatte nur Sekunden gedauert. Die Frau hatte sich nicht vom Fleck gerührt, ohne die Kämpfenden auch nur einen Moment aus den Au gen zu lassen. Ich erkannte die Dunkelhäutige, der ich bereits zweimal auf dem Festplatz begegnet war. Was würde sie nun tun, da ihre Totschläger außer Gefecht gesetzt waren?
    Allmählich kehrten meine Kräfte zurück, und ich überlegte, wie groß meine Chancen waren, das Messer, das inder Zeltwand steckte, vor ihr zu erreichen. Der Betrunkene wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Bewegungslose Körper lagen zu seinen Füßen.
    Mühsam rappelte ich mich auf. Meine Beine zitterten. Blitzschnell drehte die Frau mir den Kopf zu, als hätte sie vergessen, dass ich auch noch da war. Dann begann sie zu singen. Die einschmeichelnde Melodie lullte mich ein. Entspann dich, sagte das sanfte Lied, leg dich hin, sei ganz ruhig. Ja, dachte ich, während ich wieder zu Boden sank.

Weitere Kostenlose Bücher