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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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übergefährliche Ungeheuer und Zauberflüche ließen unseren Atem stocken oder brachten uns zum Kichern. Schauergeschichten über ältere Kinder aus dem Waisenhaus, die auf unerklärliche Weise verschwunden waren, machten die Runde. Niemand hatte uns gesagt, wo sie arbeiteten, und wir sahen auch nie wie der ei nes auf dem Anwesen oder in der Stadt. Deshalb berichteten wir uns die entsetzlichsten Dinge von ihrem Schicksal.
    Wie ich diese Abende mit den anderen Kindern vermisste, wenn ich mich nach einem Tag mit Reyad endlich ausruhen konnte. Er hatte mich von meinen Mitbewohnern getrennt. Ich schlief nicht mehr im Saal mit den anderen Mädchen, sondern hatte ein eigenes kleines Zimmer direkt neben Reyads Privaträumen zugewiesen bekommen. Nachts, wenn ich vor lauter Schmerzen und Kummer keine Ruhe fand, erzählte ich mir diese Geschichten immer und immer wieder, bis mir endlich vor Erschöpfung die Augen zufielen.
    „Wir können auch woanders hingehen, Yelena.“
    „Was?“ Verdutzt blickte ich Rand an.
    „Wenn dich das zu sehr mitnimmt, können wir gehen. Es gibt einen neuen, prächtigen Feuertanz zu sehen.“
    „Von mir aus können wir gerne noch bleiben. Ich habe mich nur an … etwas erinnert. Aber wenn du den Feuertanzsehen möchtest, gehen wir.“
    „An etwas erinnert? Du hast es wohl gehasst, Akrobatin zu sein?“
    „Im Gegenteil, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Durch die Luft zu fliegen, meinen Körper zu beherrschen, Rad zu schlagen oder mich um meine eigene Achse zu drehen. Das aufregende Gefühl, im nächsten Moment mit einem perfekten Absprung auf dem Boden zu laden, noch ehe mein Fuß die Erde berührte …“ Ich verstummte. Beim Anblick von Rands verdatterter Miene hätte ich am liebsten gleichzeitig gelacht und geweint. Wie konnte ich ihm nur klarmachen, dass es nicht die Akrobaten waren, die mich bedrückten, sondern die Erinnerungen, die sie in mir weckten? Wie konnte ich ihm von Reyads grausamen Strafen erzählen, die ich wegen meines Trainings erdulden musste? Vom heimlichen Davonschleichen zum Fest im folgenden Jahr, in dem ich Reyad getötet hatte?
    Ich erschauerte. Diese Erinnerungen waren ein tiefes, dunkles Loch in einem Winkel meines Verstandes, und ich war noch nicht bereit, an seinen Rand zu treten und hinunterzuschauen. „Eines Tages werde ich es dir erklären, Rand. Aber jetzt möchte ich erst einmal den Feuertanz sehen.“
    Er hakte mich unter, als unsere Gruppe das Zelt verließ und vom Strom der Menschen mitgerissen wurde. Sammy lief voraus und rief uns über die Schulter zu, dass er gute Plätze für uns freihalten wollte. Ein Betrunkener rempelte mich an, und ich stolperte. Er murmelte eine Entschuldigung und winkte mir mit seinem Krug Ale zu. Dabei versuchte er, sich zu verbeugen, verlor das Gleichgewicht und fiel vor meine Füße. Normalerweise wäre ich stehen geblieben, um ihm zu helfen, aber ich wurde von brennenden Holzstöcken abgelenkt, dieplötzlich vor uns auftauchten. Meine Füße wippten im Takt des pulsierenden Rhythmus’, zu dem die Feuertänzer die lodernden Stäbe über ihre Köpfe wirbelten und ins Zelt einmarschierten. Fasziniert von den rasanten Bewegungen der Artisten, trat ich über den Betrunkenen hinweg.
    In der Hektik und im Getümmel der Menge, die uns mit sich ins Zelt zog, hatte Rand meinen Arm losgelassen. Ich machte mir deswegen keine Sorgen – bis ich von vier riesigen Männern umzingelt wurde. Zwei von ihnen trugen die Uniform eines Schmieds, die beiden anderen waren wie Bauern gekleidet. Ich murmelte eine Entschuldigung und wollte an ihnen vorbeigehen, aber sie kamen noch näher und bauten sich drohend um mich herum auf. Ich saß in der Falle.

13. KAPITEL
    P anik schnürte mir die Kehle zu. Ich steckte in ernsten Schwierigkeiten. Als ich um Hilfe schrie, legte sich eine behandschuhte Hand über meinen Mund. Ich biss in das Leder, schmeckte Asche, drang aber nicht bis zur Haut durch. Die Schmiede ergriffen meine Arme und stießen mich vorwärts, während die Bauern vor uns hergingen und mich den Blicken der Menschen um uns herum entzogen. In dem Trubel, der rund um das Zelt herrschte, bemerkte keiner, dass ich entführt wurde.
    Ich kämpfte wie besessen, schlug um mich und trat mit den Füßen, ohne dass die Männer ihr Tempo verlangsamten. Sie zerrten mich weg von den Lichtern und der Sicherheit, die das Fest bot. Ich verrenkte mir den Hals, um nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau zu halten. Doch der Schmied neben mir kam noch einen

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