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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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schlang die Beine um das baumelnde Ende.
    Schon lange war ich nicht mehr so geklettert. An meinen Armen, Schultern und Rückenmuskeln merkte ich, dass ich aus der Übung war, als ich mich mühsam nach oben hangelte. Endlich erreichte ich den Ast, setzte mich rittlings darauf und stopfte das Seil und den Haken wieder in den Rucksack.
    Von Westen her wehte eine starke Brise. Um den Hunden die Suche zu erschweren, kletterte ich mit dem Wind in östlicher Richtung durch die Baumkronen, bis ich mich von meinem ursprünglichen Weg weit genug entfernt hatte. So kamen mir meine geringe Körpergröße und meine akrobatischen Fähigkeiten doch noch einmal zugute.
    Als ich im Stamm eines Cheketo-Baums eine geschützte Nische entdeckte, streifte ich den Rucksack ab. Der Cheketo hatte die größten Blätter, die im Snake Forest wuchsen. Das runde, mit braunen Flecken übersäte Laub war genau richtig für meine Zwecke. Eine Minute lang saß ich mucksmäuschenstill und lauschte auf die Geräusche der Verfolger. Vögelzwitscherten und Insekten summten, und es raschelte im Unterholz, als ein Hirsch vorbeizog. Aus weiter Ferne drang Hundegebell an mein Ohr, doch ich war mir nicht sicher, ob mir meine Fantasie nur einen Streich spielte. Von Valek war nichts zu sehen. Aber wie ich ihn kannte, musste er irgendwo in der Nähe sein.
    Ich holte Rands Klebstoff aus dem Rucksack und zupfte Blätter vom Baum. Als ich genug gesammelt hatte, zog ich mein Hemd aus und beklebte es mit den Blättern. Es machte mir nichts aus, dass ich nur ein ärmelloses Unterhemd trug. Ich arbeitete flink und konzentriert.
    Nach dem Hemd präparierte ich meine Hose, die Stiefel und den Rucksack mit dem Laub. Zum Schluss heftete ich ein besonders großes Blatt auf meine Haare und zwei kleinere auf meine Handrücken, ohne die Bewegungsfreiheit meiner Finger einzuschränken. Rands Warnung, dass der Leim nur eine Woche hielt, ging mir durch den Kopf, und ich musste lächeln, als ich mir vorstellte, wie er wohl reagieren würde, wenn er mich mit Blättern an Kopf und Händen um die Burg herumlaufen sah.
    Da ich keinen Spiegel bei mir trug, konnte ich nur hoffen, dass ich meinen Körper ausreichend mit Grün und Braun getarnt hatte. Die schwarzen Flecke meiner Uniform, die durch das Blattwerk schimmerten, bereiteten mir keine Sorgen – im Gegensatz zum leuchtenden Rot meines Uniformhemds. Aber das hatte ich nahezu vollständig verdeckt.
    Zu nervös, um lange an einem Ort zu verharren, kletterte ich so leise wie möglich weiter nach Osten. Nicht immer konnte ich die Richtung beibehalten. Da ich die Erde nicht berühren wollte, um keine Spuren zu hinterlassen, blieb mir nichts anderes übrig, als hin und wieder nach Norden oderSüden auszuweichen. Mein Haken und mein Seil leisteten mir noch manchen guten Dienst, wenn ich Äste näher heran ziehen oder mich von Baum zu Baum schwingen musste. Meine Muskeln schmerzten inzwi schen bei jeder Bewegung, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Jedes Mal, wenn ich eine schwierige Stelle überwunden hatte, war ich stolz und genoss das Gefühl der Freiheit, mich hoch über der Erde fortzubewegen. Zufrieden lächelnd wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Natürlich würde ich mich irgendwann wieder nach Süden halten, denn nur dort konnte ein Flüchtling Sicherheit und Asyl finden.
    Sitia hieß die Geflohenen aus Ixia seit jeher willkommen. Die Regierung hatte gute Beziehungen zum König gepflegt. Die Südländer handelten mit exotischen Gewürzen, Stoffen und Lebensmitteln im Austausch gegen Eisen, Edelsteine und Kohle. Als der Commander den Handel unterband, musste Ixia vor allem auf Luxusgüter verzichten, wohingegen Sitias Naturreichtümer zur Neige gingen. Befürchtungen, dass Sitia versuchen würde, den Norden zu erobern, um in den Besitz der dringend benötigten Bodenschätze zu gelangen, zerschlugen sich, als Geologen aus Sitia feststellten, dass die Emerald Mountains – eine Gebirgskette, die zu den nördlichen Soul Mountains gehörte – reich an Erzen und Mineralien waren. Und im Moment sah es so aus, als würde Sitia sich damit begnügen, ein wachsames Auge auf den Norden zu haben.
    Bald stieß ich auf meinem luftigen Weg an eine Schneise. Der viel befahrene Wald weg wies tiefe Wagenspuren in der harten Erde auf. Die Straße war vermutlich ein Teil der wichtigen östwestlichen Handelsroute, die rund um den Lake Keyra einige Meilen nach Norden führte, ehe sie wieder ostwärts ging. Der See lag

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