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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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einen Menschen, den ich verärgert habe. Es tat mir Leid, dass ich meine ganze Wut an ihr ausgelassen hatte, aber ich dachte nicht im Traum daran, mich zu entschuldigen. Schließlich hatte sie mit dem Streit begonnen.
    Morgens beachtete mich der Commander meistens nicht. Ich begutachtete sein Frühstück, untersuchte das Kästchen mit Criollo und wählte ein Stück aus, um sicher zu gehen, dass niemand das Dessert in der Nacht vergiftet hatte. Beim Gedanken an den bittersüßen Nachtisch lief mir jeden Morgen das Wasser im Mund zusammen. Der nussige Geschmack in meinem Mund war das einzige Vergnügen, auf das ich mich jeden Tag freute. Ich hatte Valek vorgeschlagen, stets eine Kostprobe zu nehmen, wenn der Commander ein Stück essen wollte, aber er zog es vor, seinen Vorrat zu horten. Nach jeder Mahlzeit gestattete er sich nur ein Stück Criollo. Von Rand hatte ich erfahren, dass er Brazell bereits um Nachschub gebeten hatte, zusammen mit einer Abschrift des Rezepts von Ving, seinem Koch.
    Jeden Morgen, wenn ich das Frühstückstablett auf den Schreibtisch des Commanders gestellt hatte, erhielt ich seinen Terminplan für den Tag und ging hinaus, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln. An diesem Morgen befahl er mir jedoch, Platz zu nehmen, nachdem ich sein Tablett vor ihn hingestellt hatte.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen setzte ich mich auf die Kante des harten Holzstuhls, der vor seinem Schreibtisch stand. Krampfhaft verschränkte ich meine Finger und bemühte mich um eine gleichgültige Miene.
    „Valek hat mich da von in Kennt nis ge setzt, dass du vergangene Nacht einige Schwierigkeiten hattest. Ich bin ein wenigbesorgt, dass ein neuerlicher Anschlag auf dein Leben unsere Übung gefährden könnte.“ Er schlürfte seinen Tee, wobei er mich mit seinen goldbraunen Augen über den Rand der Tasse musterte. „Du hast Valek vor ein Rätsel gestellt, aber er hat mir versichert, dass es eine rasche Lösung geben wird, wenn du am Leben bleibst. Überzeuge mich, dass du die Entflohene spielen kannst, ohne getötet zu werden. Nach Valeks Worten hast du ihn selbst dann nicht erkannt, als er dich angerempelt hat.“
    Ich wollte etwas sagen, schloss aber den Mund und dachte über seine Worte nach. Eine hastige Erklärung oder ein wirres Argument würde den Commander nicht überzeugen. Außerdem hatte er mir gerade eine goldene Brücke gebaut. Warum sollte ich mein Le benfür seine Übung riskieren? Ich war keine erfahrene Spionin; ich hatte Valek nicht erkannt, obwohl ich wusste, dass er mir folgte. Andererseits war es mein Leben, auf das es meine mörderischen Verfolger abgesehen hatten. Wenn ich nicht versuchte, sie zu meinen Bedingungen aus der Reserve zu locken, dann würden sie Zeit und Ort bestimmen. In Gedanken wägte ich die Argumente ab, wobei ich mir vorkam wie ein Seiltänzerin, die sich nicht für den Absprung entscheiden konnte, sondern dazu verdammt war, so lange auf dem Seil hin- und herzulaufen, bis eine höhere Gewalt sie hinunterstieß.
    „Diese Verfolgungsjagd ist neu für mich“, erklärte ich dem Commander. „Es ist schwer für je man den, der nicht da für ausgebildet ist, im Lärm und in der Hektik eines Festes einen Beschatter zu erkennen. Das ist so, als würde man einem Kind befehlen zu rennen, wenn es gerade gehen gelernt hat. Wenn ich dagegen allein im Wald bin, wird es mir gewiss leichter fallen, jedem, dem ich begegne, aus dem zu Weg gehen; und einVerfolger ist auch leichter zu entdecken. Ich bin sicher, dass ich das kann.“ Ich hielt inne. Da er nichts sagte, fuhr ich fort: „Wenn wir diese Zauberin ködern können, erfahren wir vielleicht, warum sie mich töten will.“
    Der Commander saß reglos wie ein Frosch im Gras, der darauf wartet, dass die Fliege näher kommt.
    Ich spielte meinen letzten Trumpf aus: „Außerdem hat Valek mir versichert, dass er mir folgen wird.“
    Dem Commander entging nicht, dass ich mich seiner Worte bediente.
    „Wir gehen vor wie geplant. Ich glaube nicht, dass du sehr weit kommen wirst. Wahrscheinlich werden wir der Zauberin also gar nicht begegnen.“ Er sprach das Wort Zauberin aus, als hinterließe es einen widerwärtigen Geschmack in seinem Mund. „Ich erwarte von dir, dass du Stillschweigen über diesen Vorfall bewahrst. Das ist ein Befehl. Du kannst gehen.“
    „Jawohl, Sir.“ Ich verließ sein Arbeitszimmer.
    Den Rest des Tages verbrachte ich damit, Lebensmittel und Utensilien für die Übung, die am nächsten Tag im Morgengrauen beginnen sollte,

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