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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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unmittelbar jenseits der Grenze zu MD-5.
    Ich machte es mir auf einem mächtigen Ast bequem, von dem aus ich den Pfad überblicken konnte. An den Stamm gelehnt, verspeiste ich mein Mittagessen und überlegte, welche Richtung ich von hier aus einschlagen sollte. Nach einer Weile lullten mich die beruhigenden Geräusche des Waldes so sehr ein, dass ich fast eingeschlafen wäre.
    „Siehst du was?“ Eine männliche Stimme direkt unter mir durchbrach die Stille.
    Erschrocken hielt ich mich am Ast fest, um nicht hinunterzufallen. Sie hatten mich erwischt. Starr vor Angst blieb ich stocksteif sitzen.
    „Nein. Alles in Ordnung“, antwortete eine andere Män nerstimme aus einiger Entfernung. Sie klang heiser und auch verärgert.
    Kein Gebell hatte mich gewarnt. Sie mussten zur anderen Gruppe gehören. Ich hatte mir so viele Gedanken um die Hunde gemacht, dass ich die kleinere Gruppe vollkommen vergessen hatte. Ziemlich leichtsinnig, dachte ich. Geschah mir recht, dass ich so schnell erwischt wurde.
    Ich wartete auf ihren Befehl, hinunter zu kommen, aber sie blieben ruhig. Ich spähte durch das Laub, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Vielleicht hatten sie mich auch noch nicht gesehen. Laub raschelte, als die Männer aus dem dichten Unterholz auftauchten. Auch sie trugen eine grüne und braune Tarnung, aber ihre dicht anliegenden Overalls und ihre Gesichtsfarbe waren professioneller als meine dilettantische Bastelarbeit.
    „Eine Schnapsidee, nach Osten zu gehen. Sie ist wahrscheinlich längst an der Grenze zum Süden“, sagte der Mann mit der rauen Stimme zu seinem Partner.
    „Das haben die Jungs mit den Hunden auch gedacht, obwohldie Tiere ihre Spur verloren haben“, erwiderte der zweite Mann.
    Ich musste lächeln. Da hatte ich die Hunde doch tatsächlich überlistet. Wenigstens das war mir gelungen.
    „Ich find’s nicht logisch, nach Osten zu gehen“, ließ sich die raue Stimme wieder vernehmen.
    Der andere Mann seufzte. „Es ist auch nicht deine Aufgabe, irgendwas logisch zu finden. Der Captain hat gesagt, wir sollen nach Osten gehen, also gehen wir nach Osten. Er glaubt wohl, dass sie die Mitte von MD-5 angepeilt hat. Ist ja auch bekanntes Gelände für sie.“
    „Und wenn sie nicht zurückkommt? Noch so ’ne blöde Idee, ausgerechnet die Vorkosterin loszuschicken“, beklagte sich die raue Stimme. „Schließlich ist sie eine Verbrecherin.“
    „Kann uns doch egal sein. Das ist Valeks Problem. Ich bin sicher, dass er sich um sie kümmern würde, wenn sie abhaut.“
    Ich fragte mich, ob Valek wohl lauschte. Wirwuss ten beide, dass er mir nicht nachstellen musste. Er brauchte nur auf die Wirkung des Gifts zu warten. Die Unterhaltung war für mich sehr aufschlussreich, zumal es nicht allgemein bekannt war, dass man mich vergiftet hatte.
    „Verschwinden wir. Wir haben am See noch eine Verabredung mit unserem Captain. Und sei gefälligst leise. Du hörst dich an wie ein Elch, der in Panik durch den Wald trampelt“, schalt der Klügere der beiden.
    „Tu bloß nicht so, als könntest du das heraushören, nur weil du mal was über Fährten im Wald gelernt hast“, konterte die raue Stimme. „Für mich klang’s eher so wie ein Hirsch, der’s mit seiner Kuh treibt.“
    Die beiden Männer lachten. Im Handumdrehen waren sieim Unterholz verschwunden, jeder auf einer anderen Seite des Wegs. So sehr ich mich auch anstrengte, konnte ich nichts mehr hören, aber ich hätte auch nicht sagen können, ob sie tatsächlich gegangen waren. Ich wartete, bis ich die Untätigkeit nicht länger ertragen konnte. Die Männer hatten mir meine neue Richtung vorgegeben. Der See lag im Osten. Ich kletterte in südlicher Richtung weiter.
    Beim Hangeln von Baum zu Baum beschlich mich auf einmal eine unheimliche Vorahnung. Plötzlich glaubte ich, von den Männern, die ich auf dem Pfad gesehen hatte, verfolgt zu werden. Ich verspürte den unwiderstehlichen Drang, immer schneller laufen zu müssen. So ließ ich schließlich alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht und kümmerte mich nicht mehr darum, dass mich womöglich jemand sehen oder hören konnte. Ich sprang hinunter auf den Waldboden und rannte los.
    Am Rande einer kleinen Lichtung blieb ich stehen. Die Panik, die mich überfallen hatte, war verschwunden. Stattdessen litt ich an höllischem Seitenstechen. Ich warf meinen Rucksack hin, ließ mich schwer atmend auf den Boden fallen und verfluchte mich für mein furchtsames Verhalten.
    „Nettes Kostüm“, sagte eine vertraute Stimme.

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