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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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betrachtete das wuchtige Gebäude im Tageslicht. Mein erster Eindruck war, dass es ein Kind mit seinen Bauklötzen errichtet hatte. Über dem rechteckigen Grundriss derBurg erhoben sich mehrere Stockwerke, die offenbar willkürlich quadratisch, dreieckig und zylinderförmig aufeinander gestapelt waren. Nur die mächtigen, zum Himmel strebenden Türme mit den kunstvoll gefertigten Buntglasfenstern an jeder Ecke der Burg waren symmetrisch angeordnet.
    Fasziniert von der allen Gesetzen der Geometrie widerstehenden Konstruktion hätte ich die Burg gerne noch aus anderen Blickwinkeln betrachtet, aber Valek hatte mich angewiesen, bei Tagesanbruch aufzubrechen, da mir nur eine Stunde Vorsprung gewährt wurde. Dann würden die Soldaten und Spürhunde herauszufinden versuchen, durch welches Tor ich geflohen war, und von dort aus die Verfolgung aufnehmen. Valek hatte eins meiner Uniformhemden behalten, um die Hunde auf meine Spur zu setzen. Auf meine Frage, wer in meiner Abwesenheit die Speisen des Commanders testete, hatte er vage von anderen Leuten gesprochen, die ebenfalls die Fähigkeit hatten, Gift im Essen zu entdecken, allerdings zu wichtig waren, um sie diese Aufgabe täglich ausüben zu lassen. Im Gegensatz zu mir.
    Dass ich nach Süden „fliehen“ würde, lag auf der Hand, aber ich hatte nicht vor, allzu lange in diese Richtung zu laufen. Ich setzte darauf, dass die Soldaten annahmen, ich würde auf direktem Weg zur Grenze gehen. Die Burg lag im Militär-Distrikt 6 und damit ziemlich nahe bei den südlichen Ländern zwischen MD-7 im Westen und MD-5 im Osten. Der tote König, der die Anlage bauen ließ, hatte das mildere Klima bevorzugt.
    Schon bald er reichte ich, mal laufend, mal forsch aus schreitend, Snake Forest. Dank Valeks Landkarten, die ich mir in der vergangenen Nacht genau eingeprägt hatte, wusste ich, dass Castletown auf drei Seiten von Wäldern umgeben war.Der nördliche Teil der Stadt, die ich sorgsam mied, lag gegenüber der Burg. Snake Forest erstreckte sich wie ein schmaler Grüngürtel außerdem nach Osten und Westen.
    An der Staatsgrenze nach Süden hatten die Soldaten von Commander Ambrose eine dreißig Meter breite Schneise von den Soul Mountains im Osten bis zum Sunset Ocean im Westen geschlagen. Seit der Machtübernahme war es für jeden in Sitia oder Ixia ein Verbrechen, die Grenze zu übertreten.
    Bei meiner „Flucht“ durch den Wald hinterließ ich eine auffällige Spur aus abgebrochenen und zertretenen Ästen sowie tiefen Fußspuren in der weichen Erde. Ich marschierte so lange nach Süden, bis ich einen kleinen Fluss erreichte. Meine Stunde Vorsprung war fast abgelaufen. Am Flussufer kniete ich mich hin, tauchte die Arme ins Wasser, holte eine Handvoll Schlamm heraus und ließ das Wasser zwischen meinen Fingern abtropfen. Den Schlamm verrieb ich mir im Gesicht und auf dem Hals. Da ich mein Haar zu einem Knoten gebunden hatte, beschmierte ich auch meine Ohren und meinen Nacken. Die Männer sollten glauben, dass ich mich an dieser Stelle hingekniet hatte, um zu trinken. Außerdem hinterließ ich zahlreiche Fußspuren am Ufer, bis der Eindruck entstehen musste, als hätte ich meine Flucht durchs Wasser fortgesetzt. Danach ging ich auf demselben Weg zurück, den ich gekommen war, bis ich den perfekten Baum gefunden hatte.
    Zwei Meter neben meinem Pfad ragte der glatte Stamm eines Velvatt-Baums hoch in den Himmel. Der erste stämmige Ast wuchs etwa in ein Meter fünfzig Höhe aus dem Hauptstamm. Vorsichtig, um meine Fährte nicht zu zerstören, nahm ich den Rucksack vom Rücken und holte einen der Gegenstände heraus, die ich mir von den Schmieden ausgeliehen hatte. Den kleinen Eisenhaken befestigte ich an einem langendünnen Seil, das ich ebenfalls mitgenommen hatte.
    Plötzlich musste ich daran denken, dass meine Stunde Vorsprung endgültig aufgebraucht war, und das Bild von Soldaten und Hunden, die aus der Burg stürmten, schoss mir durch den Kopf. Hastig warf ich das Seil in die Luft, ohne den Ast zu erwischen. Ich fing den Haken auf, bevor er auf die Erde fiel, und versuchte es erneut. Als er wieder am Ast vorbeiflog, geriet ich allmählich in Panik. Ich befahl mir, ruhig zu bleiben und mich zu konzentrieren. Beim dritten Mal blieb der Haken am Ast hängen. Ich vertraute darauf, dass er halten würde, band das andere Ende des Seils um meinen Bauch, damit es nicht über die Erde schleifte, und streifte den Rucksack wieder über. Mit beiden Händen ergriff ich das Seil, zog mich hoch und

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