Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
Entsetzen und Angst pumpten neue Kraft in meinen Körper, und ich sprang auf.
Niemand war zu sehen. Noch nicht. Ich riss meinen Rucksack auf und holte das Messer heraus. Mein Herz hämmerte wie verrückt in meiner Brust. Langsam drehte ich mich einmal um mich selbst, wobei ich auf der Suche nach der Stimme des Todes in den Wald spähte.
15. KAPITEL
G elächter drang von allen Seiten auf mich ein. „Deine Waffe wird dir nicht viel nützen. Ich könnte dich ganz leicht davon überzeugen, dass du das Messer lieber in dein eigenes Herz statt in meines stecken möchtest.“ Ich ent deckte sie jenseits der Lichtung. Sie trug ein weites, grünes Tarnhemd mit einem Gürtel um die Hüfte und eine Hose in der gleichen Farbe. Mit verschränkten Armen lehnte die Zauberin aus dem Süden lässig an einem Baum.
In Erwartung eines Angriffs ihrer Tot schläger aus dem Unterholz hielt ich das Messer weiter vor der Brust, während ich mich langsam im Kreis bewegte.
„Entspann dich“, sagte die Zauberin. „Wir sind allein.“
Ich blieb stehen, hielt das Messer aber weiter fest umklammert. „Warum sollte ich dir trauen? Bei unserem vorigen Treffen wolltest du mich töten lassen. Du hattest sogar das Halseisen griffbereit.“ Schlagartig wurde mir klar, dass sie gar nicht auf ihre Mörder angewiesen war. Im Geiste begann ich, die Namen von Giften aufzusagen.
Die Zauberin lachte, als amüsierte sie sich köstlich über ein kleines Kind. „Das wird dir nicht viel helfen. Beim Fest hat es nur funktioniert, weil Valek dabei war.“
Sie trat einen Schritt näher. Drohend schwenkte ich das Messer.
„Yelena, bleib ganz ruhig. Ich habe dich mit Hilfe von Gedankenübertragung hierher geführt. Hätte ich deinen Tod gewollt, dann hätte ich dich einfach vom Baum gestoßen. Unfälle verursachen in Ixia weniger Ärger als Morde. Das müsstest du doch am besten wissen.“
Ich ignorierte ihre sarkastische Anspielung. „Warum hatteich denn beim Feuerfest keinen ‚Unfall‘? Oder zu einem anderen Zeitpunkt?“
„Ich muss dir ganz nahe sein. Jemanden zu töten kostet viel Energie; wenn möglich, wende ich lieber schlichtere Methoden an. Das Fest war die erste Gelegenheit, dir nahe zu kommen ohne Valek in der Nähe – jedenfalls habe ich das geglaubt.“ Missmutig schüttelte sie den Kopf.
„Und warum hast du Valek beim Fest nicht mit deiner Magie getötet?“, fragte ich. „Dann wäre ich eine leichte Beute gewesen.“
„Magie funktioniert bei Valek nicht. Er ist immun gegen ihre Wirkung.“
Ehe ich weitere Fragen stellen konnte, fuhr sie fort: „Ich habe keine Zeit, dir alles zu erklären. Valek wird bald hier sein, also fasse ich mich kurz. Yelena, ich bin gekommen, um dir ein Angebot zu machen.“
Ich erinnerte mich an das letzte Angebot, das ich bekommen hatte: Vorkosterin oder hingerichtet zu werden. „Was könntest du mir schon anbieten? Ich habe eine Arbeit, eine schöne bunte Uniform und einen Herrn, für den ich sterben würde. Was will ich mehr?“
„Asyl in Sitia“, sagte sie mit Nachdruck. „Damit du deine Macht kontrollieren und nutzen kannst.“
„Macht?“ Das Wort rutschte mir heraus, ehe ich es verhindern konnte. „Was für eine Macht?“
„Tu doch nicht so. Du weißt genau, was ich meine. Mindestens zweimal hast du sie in der Burg schon angewendet.“
Meine Gedanken rasten. Sie sprach von meinen Überlebensinstinkten. Das seltsame Summen, das mich immer umgab, wenn mein Leben in Gefahr war. Vor Angst war ich wie betäubt. Genauso gut hätte sie mir mitteilen können, dass ichan einer tödlichen Krankheit litt.
„Ich hielt mich in der Nähe auf, getarnt natürlich, als ich dein lautes, mächtiges Schreien hörte. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass es von der Vorkosterin des Commanders kam, war mir klar, dass es aussichtslos wäre, dich zu retten und in den Süden zu schmuggeln. Entweder bist du mit Valek zusammen, oder er ist zumindest in deiner Nähe. Auch in diesem Moment gehe ich ein hohes Risiko ein. Aber es ist zu gefährlich, dass eine jeglicher Kontrolle entzogene Zauberin im Norden lebt. Es ist überhaupt erstaunlich, dass du so lange durchgehalten hast, ohne enttarnt worden zu sein. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war, dich zu eliminieren. Das war leichter gesagt als getan. Aber nicht unmöglich.“
„Und jetzt soll ich dir trauen? Glaubst du im Ernst, ich folge dir wie ein braves Schaf nach Sitia, um dort geschlachtet zu werden?“
„Yelena, hättest du an dieser Übung
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