Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
ist unbegründet.“
„Bitte lasst es mich tun.“
„Wir können dein Experiment durchführen, wenn Rand das Rezept von General Brazell bekommen hat. Einverstanden?“
„Jawohl, Sir.“
„Gut. Ich möchte außerdem, dass du an einer Besprechung mit General Kitvivan teilnimmst. Die kalte Jahreszeit hat noch nicht einmal begonnen, und er sorgt sich bereits um die Schneekatzen.“ Der Commander sah mich an. „Yelena, du kannst gehen.“
„Jawohl, Sir“, sagte ich.
Nachdem ich mich im Baderaum gewaschen hatte, ging ich in die Küche, um mir ein großes Sieb und eine Schüssel zu borgen, die ich mit in die Bibliothek nahm. Die letzten vier Schoten waren braun geworden und begannen zu faulen. Ich öffnete sie, kratzte das ebenfalls braun werdende Fruchtfleisch und die Samenkörner heraus, warf alles in das Sieb undstellte es in die Schüssel. Die Metallgriffe des Siebes ruhten auf dem Rand der Schüssel, sodass es deren Boden und Seitenwände nicht berührte. Der strenge Geruch des Samens erfüllte den Raum. Ich stellte die Schüssel auf die Fensterbank und öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Mein Versuch basierte auf keinerlei wissenschaftlichen Erfahrungen; ich wollte nur sehen, ob das Fruchtfleisch gären würde. Vielleicht benutzte Brazell es zur Herstellung eines alkoholischen Getränks.
Trotz intensivster Lektüre von Botanikbüchern hatte ich bisher nichts Brauchbares entdeckt. Die Bände über Gifte waren zwar interessant, enthielten aber nichts über Butterfly Dust. Aus vier Büchern über Giftstoffe waren einige Seiten herausgerissen worden, wie man an den gezackten Papierrändern, die am Falz hafteten, erkennen konnte. Valek hatte vermutlich schon vor langer Zeit alle einschlägigen Hinweise auf Butterfly Dust entfernt, denn er konnte sich denken, dass alle Vorkoster großes Interesse an entsprechenden Informationen hatten.
Seufzend stapelte ich die Bücher am Rand des Tisches auf. Da ich wusste, dass Valek an der Besprechung des Commanders teilnahm, holte ich den Band über Zauberei aus meinem Rucksack. Die silbernen Buchstaben auf der Titelseite glänzten. Vor Aufregung schlug mein Puls schneller.
Ich öffnete das schmale Werk und las eine Abhandlung über die Quelle, aus der ein Magier seine Macht schöpft. Obwohl ich nicht alle der detailliert beschriebenen Methoden verstand, bekam ich doch immerhin soviel mit, dass die Kraftquelle den gesamten Erdball umhüllte und von jedem erdenklichen Ort aus zugänglich war.
Die Magier nutzten diese Macht, je nach ihren Fähigkeiten,auf unterschiedliche Weise. Einige waren in der Lage, Objekte zu bewegen; andere konnten Gedanken lesen und beeinflussen. Heilen, Feuer entfachen und telepathisches Kommunizieren gehörten ebenfalls zu den magischen Fertigkeiten. Andere wiederum verfügten nur über eine einzige Begabung, aber je stärker ein Zauberer war, umso mehr vermochte er zu tun. Ein schwächerer Magier konnte gerade einmal Gedanken lesen, wohingegen ein mächtigerer außerdem noch mentale Verbindungen aufnehmen und den Geist beeinflussen konnte. Bei der Vorstellung, dass Irys in der Lage war, meine Gedanken zu kontrollieren, schauderte es mich.
Doch die Zauberer mussten vorsichtig sein, wenn sie Kraft tankten. Ein Magier, der die Quelle zu sehr beanspruchte oder gar missbrauchte, verursachte unter Umständen Unebenheiten, die dazu führten, dass die gesamte Hülle in Wellenbewegung geriet. Durch diesen Effekt, auch Verwerfung genannt, traten in manchen Gegenden die Kräfte gebündelt auf, während an anderen Stellen ein Vakuum herrschte. Andere Wellen wiederum, deren Verlauf unvorhersehbar war, konnten das gesamte Kraftfeld durcheinander bringen. Um die Macht anzuzapfen, mussten sich die Zauberer auf die Suche nach einem Kraftfeld begeben, doch selbst wenn sie es gefunden hatten, wussten sie nicht, wie lange sie daraus schöpfen konnten.
Das Buch berichtete von einem starken Magier, der die Quelle angezapft und an sich gezogen hatte. Dank seiner großen Macht konnte er die Hülle kontrollieren, ohne eine Explosion zu verursachen. Dadurch waren die anderen Zauberer von der Quelle abgeschnitten. Machtlos geworden, taten sie sich zusammen und begaben sich auf die Suche nach ihm. Nachdem sie ihn gefunden hatten, kam es zu einem erbitterten Kampf, bei dem viele getötet wurden. Die Überlebendenzapf ten die gestohlene Quelle an und brach ten ihn um. Schließlich hatte sich die Hülle wieder gleichmäßig um die Erde ausgebreitet, aber
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