Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
oder?“
„Natürlich nicht.“
Valek drückte meine Hand leicht und ließ sie dann los. „Gut. Ich halte sie für die besten Ausbilder in der Burg. Wie hast du sie kennen gelernt?“
„Die beiden haben mich im Wald aufgespürt. Daraufhin hat der Commander sie befördert, und ich habe ihre Dankbarkeit ausgenutzt.“ Meine Hand kribbelte an der Stelle, wo er sie berührt hatte.
„Opportunistisch und gerissen. Das liebe ich.“ Valek lachte. Er war bester Laune, als er neben mir zur Burg zurückging. Vielleicht kam das Hochgefühl daher, weil er so viele Gegner geschlagen hatte. Vor dem Osteingang blieb er stehen. „Es gibt da nur ein Problem.“
Mein Herz schlug schneller. „Welches?“
„Du solltest nicht in aller Öffentlichkeit trainieren. So etwasspricht sich rasch herum. Wenn Brazell das herausfindet und es an die große Glocke hängt, wird der Commander verlan gen, dass du so fort auf hörst. Außer dem wird er sich so seine Gedanken machen.“
Wir betraten die Burg. Angenehm kühle Luft wehte uns entgegen. Es war eine Wohltat, nicht länger durch die heiße Sonne laufen zu müssen.
„Warum benutzt du nicht einen von den vielen leeren Lagerräumen im unteren Teil der Burg? Deine Übungsrunden kannst du ja trotzdem jeden Morgen drehen.“
Na toll, dachte ich ironisch. Laufen war der Teil der Ausbildung, auf den ich am liebsten verzichtet hätte. Aber Valek hatte Recht. Mein Training mit Ari und Janco auf dem Übungsfeld hatte bereits unwillkommene Aufmerksamkeit erregt. Nur zu gut erinnerte ich mich noch an Nix’ finstere Blicke und Bemerkungen.
Schweigend liefen wir durch die Burg. Valek führte mich sofort zum Arbeitszimmer des Commanders, damit ich sein Abendessen testete.
„Da wir gerade von Brazell sprachen – ich wollte dich schon länger nach diesem Criollo fragen, das der Commander so gerne isst. Magst du den Geschmack?“
Ich wählte meine Worte mit Bedacht. „Ja, es ist ein ausgezeichnetes Dessert.“
„Wie würdest du dich fühlen, wenn du es nicht mehr essen würdest?“
„Nun …“ Ich zögerte, weil ich keine Ahnung hatte, worauf er hinauswollte. „Ehrlich gesagt, ich wäre enttäuscht. Schon morgens freue ich mich auf ein Stück.“
„Hast du jemals das dringende Bedürfnis nach Criollo verspürt?“, wollte Valek wissen.
Endlich verstand ich, was er mit seinen Fragen bezweckte. „Eine Art Suchtgefühl?“
Er nickte.
„Ich glaube nicht, aber …“
„Aber was?“
„Ich esse es nur einmal täglich. Der Commander nimmt nach jedem Essen ein Stück zu sich, selbst nach dem Nachtmahl. Warum seid Ihr auf einmal so besorgt?“, fragte ich.
„Es ist nur so ein Gefühl. Vielleicht hat es auch gar nichts zu bedeuten.“ Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.
„Nun, Valek, irgendwelche neuen Beförderungen?“, erkundigte sich der Commander bei unserem Eintreten.
„Nein. Aber Maren ist recht vielversprechend. Leider möchte sie nicht in meine Einheit und auch nicht meine Stellvertreterin werden. Sie will mich nur besiegen.“ Valek lächelte. Die Herausforderung bereitete ihm ein diebisches Vergnügen.
„Und kann sie’s?“, wollte der Commander mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.
„Wenn sie sich Zeit nimmt und ordentlich trainiert, wird sie mit ihrem Streitkolben zu einer tödlichen Gefahr. Sie muss nur noch an ihrer Taktik arbeiten.“
„Was sollen wir also mit ihr machen?“
„Befördert sie zum General und schickt einige der alten Schaumschläger in den Ruhestand. Wir können ein bisschen frisches Blut in den höheren Rängen gebrauchen.“
„Valek, du hast die militärischen Strukturen immer noch nicht begriffen.“
„Dann macht sie heute zum Ersten Leutnant, morgen zum Captain, übermorgen zum Major, danach zum Colonel undschließlich zum General.“
„Ich werde es in Betracht ziehen.“ Der Commander warf mir einen ärgerlichen Blick zu. Er merkte, dass ich trödelte.
„Sonst noch etwas?“, fragte er Valek.
Ich war fertig mit Vorkosten, stellte das Tablett auf den Schreibtisch und wollte zur Tür gehen.
Valek griff meinen Arm. „Ich würde gerne etwas ausprobieren. Eine Woche lang soll Yelena jedes Mal vom Criollo kosten, wenn Ihr es esst. In der Woche darauf probiere ich es für Euch. Ich möchte sehen, ob irgendetwas mit ihr geschieht, wenn sie es nicht mehr isst.“
„Kommt nicht in Frage.“ Abwehrend hob der Commander die Hand, als Valek etwas sagen wollte. „Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber ich denke, sie
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