Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
musste mich anstrengen, mit ihrer weitausholenden, federnden Gangart Schritt zu halten.
„Und du bist die Spuckerin“, erwiderte Maren.
Es war eindeutig als Beleidigung gemeint, und sie wollte sehen, wie ich auf diese Herausforderung reagierte. Hätte sie nichts mit mir zu tun haben wollen, wäre sie nach ihrer Antwort einfach davongelaufen, ohne mich weiter zu beachten.
„Ich habe schon schlimmere Schimpfwörter gehört.“
„Warum tust du das?“, wollte Maren wissen.
„Was?“
„Laufen, bis dir schlecht wird.“
„Fünf Runden waren geplant. Ich gebe nicht gerne auf.“ Wieder traf mich ihr prüfender Blick. Meine Worte kamen abgehackt. Lange würde ich diese Unterhaltung nicht führen können. „Ich habe dich gegen Valek kämpfen gesehen. Man sagt, du seiest die Beste mit dem Streitkolben. Ich würde gerne lernen, damit umzugehen.“
Sie wurde langsamer. „Wer hat dir das gesagt?“
„Ari und Janco.“
Maren schnaubte verächtlich, als wäre ich zwei Betrügern auf den Leim gegangen. „Deine Freunde?“
„Ja.“
Sie spitzte den Mund zu einem O, während ihr die Zusammenhänge klar wurden. „Sie haben dich im Wald aufgespürt. Es geht das Gerücht, sie wollten dir das Kämpfen beibringen, aber du hättest aufgegeben. Wollen sie dich jetzt etwa mir aufhalsen?“
„Das ist das Problem mit Gerüchten“, keuchte ich. „Es ist schwer, Wahrheit und Lüge auseinander zu halten.“
„Und warum sollte ich dir meine Zeit opfern?“
Mit dieser Frage hatte ich gerechnet. „Wegen der Informationen.“
„Über was?“
„Du willst doch Valek schlagen, oder?“
Ihre grauen Augen musterten mich durchdringend wie zwei Schwertspitzen, die in meine Haut stachen.
Mit letzter Kraft stieß ich hervor: „Komm heute Nachmittag zum Osttor der Burg. Dann erzähle ich dir mehr.“ Unfähig, noch länger mit ihr Schritt zu halten, fiel ich zurück. Dasie im selben Tempo weiterlief, verlor ich sie kurz darauf im Pulk der Soldaten aus den Augen.
Den ganzen Morgen über ging mir unser Gespräch nicht aus dem Sinn. Ich versuchte mir ihre Antwort auszumalen, während ich die Speisen des Commanders probierte. Um zwei Uhr wartete ich am Osteingang der Burg. Nervös biss ich mir auf die Lippen. Ari und Janco hatten das Gerücht verbreitet, ich würde nicht länger trainieren. Ich war ein beträchtliches Risiko eingegangen, als ich Maren gegenüber andeutete, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Beim Anblick einer großen Gestalt, die mit zwei Streitkolben auf mich zukam, ließ meine Besorgnis ein wenig nach.
Maren betrat den Gang und blieb stehen, bis sie mich entdeckte. Ich lehnte an der Wand.
Ehe sie etwas sagen konnte, forderte ich sie auf: „Komm mit mir.“ Ich führte sie in einen verlassenen Korridor, wo Ari und Janco warteten.
„Man soll eben nichts auf Gerüchte geben“, sagte Maren zu Ari.
„Nein. Aber es gibt einige Gerüchte, die wir lieber nicht richtig stellen wollen.“ In Aris Stimme lag ein leiser drohender Unterton.
Maren beachtete ihn nicht. „Nun gut, Spuckerin, was hast du mir zu sagen? Hoffentlich etwas Brauchbares, denn sonst verdufte ich sofort wieder.“
Aris Gesicht wurde rot, und ich sah, dass er sich eine Bemerkung verkneifen musste. Janco dagegen grinste wie immer erwartungsvoll.
„Nun, ich denke, wir vier können uns gegenseitig helfen. Ari, Janco und ich wollen lernen, mit dem Streitkolben zukämpfen. Du willst Valek schlagen. Wenn wir zusammenarbeiten,erreichen wir vielleicht unser Ziel.“
„Was bringt es mir für den Kampf gegen Valek, wenn ich dich unterrichte?“, wollte Maren wissen.
„Du bist geschickt im Umgang mit dem Streitkolben, aber deine Kampftechnik ist verbesserungsbedürftig. Ari und Janco können dir dabei helfen.“
„Eine Woche Training, und die Spuckerin hält sich für eine Expertin“, sagte Maren herablassend an Ari gewandt. Er schwieg, doch seine Miene wurde finster.
„Ich bin keine Expertin. Aber Valek kennt sich aus.“
Sie warf mir einen kalten Blick zu. „Hat er das gesagt? Über mich?“
Ich nickte.
„Also ich bringe euch das Kämpfen mit dem Streitkolben bei, und Ari und Janco zeigen uns die richtige Taktik. Und was steuerst du bei?“
Ich zeigte auf uns vier. „Das. Und …“ Ich zögerte, weil ich mir nicht sicher war, ob meine Worte überzeugend genug klangen. „Ich könnte euch ein paar Sprünge beibringen, größere Beweglichkeit und wie man in jeder Situation das Gleichgewicht hält. Das dürfte euch bei einem
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