Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens
und nass geschwitzt lief ich hinter dem Trupp Soldaten her. Meine Kehle brannte bei jedem Atemzug. Es war meine vierte Runde um die Burg. Eine weitere musste ich noch schaffen.
Nachdem ich das Frühstück des Commanders getestet hatte, wartete ich bei der nordöstlichen Kaserne. In einem ziemlich großen Pulk von Soldaten entdeckte ich Ari, der mir gestenreich bedeutete, mich ihnen anzuschließen. Ich befürchtete, dass die anderen meine Anwesenheit missbilligen würden, aber unter den Soldaten waren auch Diener, Stalljungen und andere, die im Schloss arbeiteten.
Nach Luft ringend und mit rasendem Puls überstand ich die ersten beiden Runden. In der dritten begannen meine Füße bereits zu schmerzen; in der vierten hatte der Schmerz auch meine Beine erfasst. Meine Umgebung verschwamm mir vor Augen, bis ich nur noch das kleine Fleckchen Erde unmittelbar vor meinen Füßen wahrnahm. Bevor ich mich ins Ziel schleppte, das Ende meiner Qual vor Augen, musste ich hinter einer dichten Hecke verschwinden, wo ich mein Frühstück, das aus Kuchen bestanden hatte, erbrach. Als ich mich aufrichtete, lief Janco an mir vorbei und streckte grinsend den Daumen hoch. Unverschämterweise wirkte er überhaupt kein bisschen erschöpft, und sein Hemd war immer noch trocken.
Ich wischte mir den Mund ab, und Ari blieb neben mir stehen. „Übungsgelände, zwei Uhr. Bis später“, sagte er.
„Aber …“ begann ich, doch ich sprach ins Leere, denn Ari war schon weitergelaufen. Ich war kaum noch fähig, michauf den Füßen zu halten, und bezweifelte, jemals wieder eine Übung absolvieren zu können.
Am Nach mit tag lehn ten Ari und Janco am Zaun des Trainingsgeländes und sahen zwei Männern beim Schwertkampf zu. Die Luft hallte wider vom lauten Klirren der Klingen. Sämtliche Soldaten waren auf die Kämpfer aufmerksam geworden, und überrascht stellte ich fest, dass einer von ihnen Valek war. Ich hatte ihn seit dem frühen Morgen nicht mehr gesehen und angenommen, er ruhe sich aus, weil er in der Nacht zuvor so lange aufgeblieben war.
Valek bewegte sich mit äußerster Geschmeidigkeit. Während ich ihn beobachtete, kam mir ein Wort in den Sinn: elegant. Er focht rasend schnell und mit der Anmut eines Tänzers. Im Vergleich dazu wirkte sein Gegner wie ein neugeborenes Fohlen. Er fuchtelte ungelenk mit Armen und Beinen, als lernte er gerade das Laufen. Valeks geschickte Ausfallsprünge und gewandte Abwehrstöße setzten seinen Partner im Handumdrehen außer Gefecht.
Er deutete mit der Schwertspitze auf den Besiegten und schickte ihn zu einer kleinen Gruppe von Männern zurück, von denen er einen anderen zum Kampf aufforderte.
„Was ist denn da los?“, erkundigte ich mich.
„Valeks Kampfansage“, antwortete Janco.
„Wie meinst du das?“
„Valek hat jeden in Ixia herausgefordert. Wer ihn mit der Waffe seiner Wahl oder im Kampf mit den Händen besiegt, hat die Möglichkeit, sein stellvertretender Kommandeur zu werden.“ Ari zeigte auf Valek, der inzwischen mit einem dritten Gegner kämpfte. „Für die Soldaten ist es Ehrensache, nach der Grundausbildung wenigstens einmal gegen Valek anzutreten.Man kann es allerdings so oft versuchen, wie man will. Die Captains schauen sich die Kämpfe an und verpflichten die fähigsten Soldaten für ihre Truppe. Und falls es dir gelingt, Valek zu beeindrucken, bietet er dir vielleicht sogar einen Posten in seiner Eliteeinheit an.“
„Wie habt ihr denn abgeschnitten?“
Ari zögerte mit der Antwort. „Ganz ordentlich.“
„Ganz ordentlich!“ Janco schnaubte verächtlich. „Ari hätte ihn fast geschlagen. Valek war sehr zufrieden. Aber Ari ist lieber ein Späher als ein Spion.“
„Ich möchte eben alles oder nichts“, ergänzte Ari eigensinnig.
Während wir weiter zuschauten, gaben Ari und Janco ihre Kommentare zu den verschiedenen Kämpfen ab. Ich musste Valek unentwegt anschauen. Mit seinem im Sonnenlicht blitzenden Schwert besiegte er mühelos zwei weitere Männer. Er berührte sie mit der flachen Seite der Klinge, was bedeutete, dass er sie geschlagen hatte, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Der nächste Gegner hielt ein Messer in der Hand.
„Schlechte Wahl“, meinte Ari.
Valek legte sein Schwert beiseite und holte sein Messer hervor. Auch dieser Kampf war nach wenigen Augenblicken beendet.
„Mit dem Messer ist Valek auch unschlagbar“, kommentierte Janco.
Der letzte Herausforderer war eine Frau. Sie war hochgewachsen und flink und kämpfte mit einem langen
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