Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
Lage sind, die Kraftquelle anzuzapfen, und von denjenigen, die es erkannt haben, weiß die Hälfte nicht, wie sie sie benutzen sollen. Und hier kommen die Fälscher ins Spiel: Sie ziehen durch die Straßen und halten Ausschau nach Menschen, die in dieser heiklen Lage sind.“
Je mehr ich über Zauberei erfuhr und wie andere sie sich nutzbar machten, desto mehr war ich davon überzeugt, dass es am besten wäre, sie überhaupt nicht mehr anzuwenden.
Anschließend diskutierten Valek und ich über unsere Rückkehr nach Sitia und überlegten uns, wie wir mit Bavol Zaltana in Kontakt treten konnten.
„Ich lasse Ari und Janco hier. Darüber werden sie nicht gerade erfreut sein, aber die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Zitadelle sind zu streng. Es ist besser, wenn wir beide das allein machen. Zwei von meinen Leuten sind bereits gefangen genommen worden.“ Zögernd setzte Valek sich auf. „Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Wir treffen uns heute Abend in meiner Wohnung, dann können wir unseren Zeitplan genau abstecken. Ich lasse dein Gepäck dorthin bringen.“
Für diesen Vorschlag war ich ihm dankbar. Ich brauchte meinen Rucksack, verspürte aber nicht die geringste Lust, Leif oder den anderen noch einmal über den Weg zu laufen. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. „Warum wolltest du, dass Leif mit uns kommt?“
Er schüttelte den Kopf. „Du hättest sowieso nicht zugestimmt.“
„Wem oder was?“
„Leif gefangen zu nehmen, damit du den mentalen Kontakt zu ihm herstellen kannst. Auf diese Weise solltest du herausfinden, was im Bergfried vor sich geht. Aber jetzt bist du ja wütend auf ihn …“
„Nein. Man würde ihn töten. So wütend bin ich nun auch wieder nicht auf ihn.“ Außerdem würde ich mich selbst in höchste Gefahr bringen, wenn ich meine Zauberkräfte in der Nähe der Zitadelle anwenden würde.
„Sie ist ziemlich schnell, doch bleibt stehen auf der Stell’„, sang Janco, als er meine Schläge abwehrte, mit denen ich seine Rippen zu treffen versuchte.
„Entweder du arbeitest an deinen Versen, oder ich werde besser.“ Ich tat, als wollte ich seine Schläfe treffen, hieb aber gegen seine Füße. Doch ehe ich meinen Vorteil ausnutzen konnte, rollte er zur Seite und sprang wieder auf.
„Du warst zu langsam“, kritisierte Ari vom Rand des Übungsplatzes her. „Außerdem redet ihr zu viel.“
Äußerst geschickt parierte Janco meinen nächsten Angriff. Wir kämpften auf dem Trainingsgelände der Soldaten. Das Schwertergeklirr der anderen hatte schlagartig aufgehört, als Janco und ich mit unserem Duell begannen. Eine große Menschenmenge schaute uns inzwischen dabei zu.
„Mit allzu großer Höflichkeit kommt man wohl doch nicht allzu weit.“ Janco wirbelte seinen Streitkolben durch die Luft. Seine Waffe verschwamm vor meinen Augen.
Ich trat einen Schritt zurück und setzte mich gegen seine Schläge zur Wehr. Unvermittelt änderte er den Rhythmus, und prompt geriet ich aus dem Takt. Mir blieb die Luft weg, als Janco meinen Solarplexus traf. Keuchend und hustend beugte ich mich nach vorn.
„Komisch“, wunderte Janco sich, während er mit der Hand über seinen Spitzbart strich. „Normalerweise bist du nicht so leicht zu besiegen. Ist es mir gelungen, meine Gedanken zu verbergen?“
Als ich wieder atmen konnte und mich aufgerichtet hatte, warf er mir ein honigsüßes Lächeln zu. Bei unserem letzten Zweikampf in Sitia hatte er von meiner spirituellen Kampfzone erfahren, ein halb magischer Bewusstseinszustand, der es mir ermöglichte, die Absichten meines Gegners im Voraus zu ahnen, wenn ich mit ihm kämpfte. Dieses Mal hatte ich ihn zu bezwingen versucht, ohne mich auf diese Kampfzone zu konzentrieren.
„Nein. Du bist immer noch selbstsüchtig und ziemlich eingebildet“, entgegnete ich.
„Diese Worte zeugen von echtem Kampfgeist!“
„Brauchst du mehr Zeit, um dich auszuruhen? Jetzt, da du auf der Führungsebene angekommen bist, musst du dich bestimmt mehr anstrengen, um deinen Wanst vorwärtszubewegen.“
Statt einer Antwort schlug er mir mit dem Streitkolben gegen die Beine – der Auftakt zu einer weiteren Runde. Wieder verlor ich, und sofort verlangte ich Revanche. Wir kämpften, bis wir schweißnass und vollkommen erschöpft waren.
„Deine Technik wurde von Runde zu Runde besser“, lobte Ari. „Trotzdem war das nicht deine beste Leistung.“ Er sah mich an, als erwarte er eine Erklärung.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte mal etwas anderes
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