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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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aufgebaut habt, lasst die Mädchen raus. Sie müssten jetzt wieder klar im Kopf sein, und ihr könnt sie für das morgige Kirakawa vorbereiten.“
    „Was ist mit der Seelenfinderin?“, wollte einer der Würmer wissen.
    „Drakke gibt ihr heute Abend noch eine Dosis. Zu viel Curare könnte ihr Herz stillstehen lassen“, antwortete Cahil.
    Ich lauschte auf die Geräusche der Männer im Lager, während ich weiter an meinen Knoten zerrte. Der Duft von geröstetem Fleisch drang in meine Kiste. Mein Magen knurrte gefährlich laut. Nach einer Weile wurden zwei Verschläge geöffnet, und zwei verängstigte Stimmen stellten Fragen. Durch den Schlitz in meiner Kiste sah ich ein rotes Leinenkleid aufblitzen. Vermutlich waren die beiden Mädchen die Schüler aus Ixia, Liv und Kieran. Sie taten mir unendlich leid.
    Einmal mehr fragte ich mich, wie es den Würmern und Cahil gelungen war, uns alle aus Ixia herauszuschmuggeln. Vielleicht hatten sich die Würmer als Händler verkleidet, die vorgaben, einen Wagen voller Güter über die Grenze zu bringen.
    Ich konnte einen Teil des Lagers erkennen. Ein Zelt war aufgebaut worden, und ich zählte vier Wächter und drei Würmer. In einigen der Wächter erkannte ich Cahils Leute; zwei von ihnen hatte ich noch nie gesehen. Alle waren mit Schwertern oder Krummsäbeln bewaffnet. Ich spähte umher auf der Suche nach meinem Rucksack. Natürlich konnte ich bei meiner eingeschränkten Sicht nicht viel erkennen, aber ich vermutete ohnehin, dass Cahil ihn an sich genommen hatte.
    Das Tageslicht wurde schwächer, und ich beschäftigte mich erneut damit, die restlichen Knoten der Lederfesseln um meine Handgelenke zu lösen. Jedes Mal, wenn die Mädchen entsetzt aufschrien, wurde ich hektischer. Ich achtete weder auf die Schmerzen noch den Geruch der Angst oder den metallischen Geschmack des Blutes, während ich an den Knoten zerrte. Cahil hatte von einem Ritual am folgenden Tag gesprochen. Also blieb mir nur dieser Abend, um mich zu befreien.
    Der letzte Knoten war zu fest, um ihn zu lösen, aber mein Speichel hatte das Leder so weit aufgeweicht, dass es ein wenig nachgab, wenn ich mich bewegte. Endlich gelang es mir, meine Hand durch die letzte Schlaufe zu ziehen, wobei ich mir einen Fetzen Haut abschürfte. Erleichtert atmete ich auf, entspannte mich und wartete darauf, dass meine Kiste geöffnet wurde.
    Mein Plan war einfach. Meine Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Die Zeit schien zu gefrieren. Jahre vergingen. Als ich endlich das Klicken und Schaben des Schlosses hörte, legte ich die Hände hinter meinen Rücken und blieb reglos liegen.
    Ein sanfter Feuerschein spiegelte sich im Gesicht des Wurms, der meinen Verschlag öffnete. Mit einer Hand hob er den Deckel, mit der anderen griff er nach mir. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er einen winzigen Pfeil.
    Blitzschnell fasste ich mit beiden Händen nach seinem Handgelenk und riss ihn zu mir hinunter, sodass er das Gleichgewicht verlor. Er stieß ein überraschtes Grunzen aus. Ich bog seine Hand zurück und bohrte den Pfeil in die Schulter des Wurms. Gleichzeitig presste ich eine Hand auf seinen Mund, um sein Schreien zu unterdrücken.
    Kurz darauf zeigte das Curare seine Wirkung. Seine Muskeln wurden steif. Der Deckel lag auf seiner Schulter, und sein Körper quetschte meinen Brustkasten. Mir blieben nur wenige Sekunden, bis wir möglicherweise entdeckt wurden. Rasch zog ich ihn in die Kiste hinein. Es war nicht einfach, weil ich gleichzeitig darauf achten musste, dass der Deckel nicht mit lautem Krachen hinunterfiel.
    Als der Wurm auf mir lag, rutschte ich unter ihm hervor und hob den Deckel an, um hinauszuschauen. Die Wächter standen immer noch am Feuer, aber die anderen beiden Würmer waren nicht zu sehen. Man hatte die Mädchen ausgezogen und gefesselt neben das Feuer gelegt. Ihre Arme und Beine waren über und über mit blutigen Schnitten bedeckt. Es brach mir fast das Herz, dass ich nicht sofort etwas tun konnte. Eins nach dem anderen, ermahnte ich mich.
    Ich rutschte ans Ende meines Verschlags und überlegte fieberhaft. Sollte ich mucksmäuschenstill aus der Kiste steigen und im Schutz der Dunkelheit verschwinden, oder sollte ich einfach den Deckel beiseiteschieben, ohne auf den Lärm zu achten, und um mein Leben rennen?
    Ich brauchte ein Ablenkungsmittel, aber dazu war Magie nötig. Bis sie bemerkt hatten, dass der Zauber von mir ausging, wäre ich längst über alle Berge. Jedenfalls hoffte ich das.
    Ein schwarzer Schatten

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