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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Zimmer nicht mehr aus. Am liebsten wäre ich zu Valek hinaufgegangen. Stattdessen nahm ich eine Decke vom Sofa und lief zu Kiki in den Stall.
    Sie schnaubte vergnügt, als ich mir in ihrer Box ein Bett aus Stroh bereitete. Anschließend stellte ich zwei Eimer Wasser neben mich.
    Wenn Rauch von mir aufsteigen sollte, kipp das Wasser über mich, bat ich sie. Ich möchte die Scheune nicht in Brand stecken .
    Kaum hatte ich mich ausgestreckt, begannen Hagelkörner auf das Schieferdach zu trommeln. Der Wind, der durch die Dachsparren pfiff, sorgte für zusätzliche Geräusche. Über die Melodie des Sturms hinweg schlief ich ein und verbrachte eine traumlose Nacht.
    Stunden später wurden Kiki und ich von der Ankunft eines fremden Pferdes geweckt. Draußen dämmerte es. Ich hoffte, dass das fahle Licht einen neuen Tag ankündigte und keine Abenddämmerung war.
    Valek führte einen Rappen mit weißen Fesseln herein. Er hatte die langen Beine und den schlanken Körper eines Rennpferds. Ich zupfte einen Faden aus der Hülle und nahm Kontakt mit dem Neuankömmling auf.
    Das Tier fühlte sich unwohl in dem neuen Stall. Merkwürdige Gerüche. Ein fremdes Pferd. Es vermisste seine Box und seine Freunde.
    Die Gerüche hier sind gut , sprach ich in seine Gedanken. Du wirst neue Freunde finden. Wie heißt du ?
    Onyx .
    Ich machte ihn mit Kiki bekannt.
    Valek band Onyx an einen Haken und begann, ihn zu satteln. „Wir müssen zur Zitadelle reiten. Bei diesem Wetter wird uns keiner entdecken.“
    Es versetzte mir einen Stich ins Herz. Er hatte sein eigenes Pferd mitgebracht, damit er nicht mit mir auf Kiki sitzen musste. „Wie weit ist es?“
    „Zwei Tage. Ich habe noch einen weiteren Unterschlupf etwa eine Meile nördlich der Zitadelle. Dort können wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.“
    Während wir uns auf unsere Reise vorbereiteten, wechselten wir kein einziges Wort mehr.
    Die nächsten beiden Tage fühlten sich an wie zehn. Verglichen mit dem scheußlichen Wetter, Valeks abweisender Art und meiner Sorge, zu spät zu kommen, war ein Aufenthalt im Verlies des Commanders das reinste Vergnügen.
    Die Erleichterung, Valeks zweiten Unterschlupf erreicht zu haben, währte nur kurz. Die angespannte Stimmung zwischen uns ließ jedes Gespräch zu einer Qual werden. Ich bemühte mich allerdings auch gar nicht um eine Versöhnung. Angesichts der lebensbedrohlichen Entscheidungen, die wir zu treffen hatten, war es vielleicht sogar von Vorteil, auf einer rein sachlichen Ebene miteinander zu verkehren.
    Nachdem wir uns im Haus eingerichtet hatten, machte ich mich auf den Weg zur Zitadelle. Wieder lag Regen in der Luft, der die Landschaft grau in grau erscheinen ließ. Aus den kahlen Bäumen und von den braunen Hügeln schien jegliches Leben gewichen. Wenn ich jetzt meine Magie einsetzte, um die Umgebung zu erkunden, würde ich die Bewegungen der kleinen Kreaturen spüren, die auf die Wärme warteten. Aber das Risiko, so nahe beim Bergfried mit Zauberei zu arbeiten, war einfach zu hoch.
    Ich kleidete mich wie eine Angehörige der Featherstone-Sippe – langärmeliges Leinenhemd unter einem schlichten sandfarbenen Mantel. Meinen Streitkolben ließ ich zurück, hatte aber mein Schnappmesser griffbereit. Mein Haar hatte ich zu einem modischen Knoten gebunden, wie ihn die Frauen der Featherstones liebten, und mit den Dietrichen festgesteckt.
    Valek hatte mir das Haar gemacht. Er arbeitete schnell und gründlich, blieb aber die ganze Zeit über so distanziert, dass ich gar nicht auf die Idee kam, nach seiner Hand zu greifen und ihn näher zu ziehen. Mit geschickten Fingern flocht er mir die Haare, und vor meinem inneren Auge tauchte ein merkwürdiges Bild auf: Ein Feuer verbrannte seine Arme und ließ nur noch Stümpfe übrig.
    Ich verscheuchte die Vision und zog mir die Kapuze über den Kopf. Am nördlichen Eingang der Zitadelle herrschte nicht so viel Betriebsamkeit, wie ich gehofft hatte. Nachdem ich das Tor durchschritten hatte, stellte ich fest, dass nur wenige Menschen die Straßen bevölkerten. Gebeugt schleppten sie ihre Pakete, den Blick zu Boden gesenkt. Lag es am Wetter? Im Moment regnete es doch noch gar nicht. Eigentlich hätte es auf den Straßen wimmeln müssen vor Menschen, die zum Markt unterwegs waren, ehe der nächste Wolkenbruch einsetzte.
    Sogar Bettler waren kaum zu sehen. Die meisten wirkten sehr verängstigt und schauten sich unentwegt verstohlen um. Kein einziger sprach mich an.
    Die weißen Marmorwände

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