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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Pfeil, der ihn verfehlt hatte, und wischte Blut von meinem Rücken. Dann legte er sich hin und nahm den Schaft zwischen zwei blutige Finger seiner linken Hand, die er auf seinen Bauch presste. Es sah so aus, als habe der Pfeil seine Eingeweide durchbohrt. In der rechten Hand hielt er seinen Krummsäbel.
    Männer riefen sich etwas zu, als sie tiefer in den Urwald vorstießen. Ehe sie mich entdeckten, steckte ich die rechte Hand in meine Hosentasche und tastete nach dem Griff meines Schnappmessers. Mein Oberkörper wurde immer gefühlloser, aber das Theobroma setzte die Wirkung des Curare so weit außer Kraft, dass ich zumindest nicht ganz unbeweglich wurde. Trotzdem blieb ich regungslos liegen und tat so, als sei ich gelähmt.
    „Ich habe eine gefunden“, rief ein Mann.
    „Hier drüben ist noch jemand.“
    „Ich habe zwei entdeckt“, tönte eine raue Stimme genau über mir.
    „Das ist der Rest. Sorg dafür, dass sie außer Gefecht gesetzt sind, ehe du sie abtransportierst. Werft sie neben ihre Gefährten auf die Lichtung“, befahl eine vierte Stimme.
    Der Mann mit der rauen Stimme trat mir gegen die Rippen. Ein Schmerz schoss mir durch Brust und Bauch. Ich biss die Zähne zusammen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Als er meine Füße packte und mich durch das Gebüsch und über spitze Steine schleifte, war ich doch recht froh über das Curare in meinem Körper. Es milderte den brennenden Schmerz auf der linken Seite meines Gesichts und meines Ohrs, die von dem rauen Untergrund aufgeschürft wurden.
    Das Curare benebelte auch meine Gefühle. Eigentlich hätte ich entsetzliche Angst spüren müssen, empfand aber kaum mehr als geringe Besorgnis. Am erschreckendsten an Curare war die Tatsache, dass es meine magischen Fähigkeiten beeinträchtigte. Theobroma arbeitete zwar dagegen, hatte aber eigene Nebenwirkungen. Das Gegengift machte den Geist eines Menschen anfällig für magische Einflüsse. Während ich meine Zauberkräfte einsetzen konnte, verfügte ich nicht länger über einen Schutzschild gegen die Magie einer anderen Person.
    Marrok lag noch immer an derselben Stelle, an der er zu Boden gefallen war. Das laute Klirren von Mondmanns Waffe drang an mein Ohr, als er über die Erde geschleift und neben mir abgelegt wurde.
    „Seine Finger lassen sich nicht vom Griff lösen“, sagte einer der Männer.
    „Das wird ihm auch viel nützen“, witzelte ein anderer.
    Ich lauschte aufmerksam und zählte die Stimmen. Es waren fünf Männer. Zwei gegen fünf. Keine schlechten Chancen, vorausgesetzt, meine Beine blieben nicht gefühllos. In diesem Fall wäre Mondmann auf sich allein gestellt.
    Nachdem die Männer Leif und Tauno zum Ufer geschleppt hatten, machte der Anführer der Angreifer den Leerschild unwirksam. Es war, als sei ein Vorhang zurückgezogen worden, hinter dem Dinge zum Vorschein kamen, die bislang verborgen gewesen waren. Unvermittelt lagen die Gedanken der fünf Männer vor mir wie ein offenes Buch.
    Ihr Anführer rief ihnen Befehle zu. „Bereitet die Gefangenen für das Kirakawa-Ritual vor“, ordnete er an.
    „Diese Männer sollten wir besser nicht verfüttern“, gab der mit der rauen Stimme zu bedenken. „Das Blut sollten wir lieber für uns selber benutzen. Du solltest hierbleiben.“
    Mondmann und ich warfen uns verstohlene Blicke zu. Wir mussten bald handeln. Ich unterdrückte den Wunsch, einen mentalen Kontakt zu dem Geschichtenweber herzustellen. Ihr Anführer musste ein mächtiger Fälscher sein, wenn er einen solch raffinierten Leerschild herstellen konnte. Es bestand die Gefahr, dass er uns „hören“ konnte.
    Kies knirschte, als Schritte näher kamen. Ich spürte einen Kloß im Magen.
    „Ich habe den Befehl, die Frau zu Jal zu bringen“, erklärte der Führer über mir. „Jal hat etwas Besonderes mit ihr vor.“
    Ohne Vorwarnung wurde der Pfeil in meinem Rücken herausgerissen. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzuschreien. Der Führer kniete neben mir. Er hielt den Pfeil in der Hand und untersuchte die Waffe. Die glatte Eisenspitze war bedeckt mit meinem Blut. Wenigstens hatte die Spitze keine Widerhaken. Seltsam, dass ich mir darüber Gedanken machte.
    „Zu schade“, meldete sich der mit der rauen Stimme zu Wort. „Stell dir nur mal vor, wie mächtig du werden würdest, wenn du Kirakawa mit ihr machen könntest. Du wärst stärker als Jal. Dann könntest du unseren Clan führen.“
    In meinem Rücken pochte ein heftiger Schmerz. Das Theobroma begann zu

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