Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
Vom Netzwerk:
Hand in den Lichtschein. Blut floss mir über die Haut, aber ich konnte keine Wunde entdecken. Als ich Tula – eines von Ferdes Opfern und Opals Schwester – zu Hilfe geeilt war, hatte Irys angenommen, dass ich ihre Verletzungen auf mich übertragen und mich anschließend selbst geheilt hatte. Mit Marroks zertrümmerter Wange war es vermutlich ebenso gewesen. Aber den handfesten Beweis mit eigenen Augen zu sehen ließ Irys’ Mutmaßungen Realität werden. Während ich das Blut betrachtete, wurde mir ganz leicht ums Herz.
    „Das ist ja interessant“, meinte Leif.
    „Auf positive oder negative Weise interessant?“, wollte ich wissen.
    „Keine Ahnung. Jedenfalls hat das noch nie jemand geschafft.“
    Fragend schaute ich in Mondmanns Richtung.
    „Ein paar Geschichtenweber haben die Macht zu heilen, aber nicht auf diese Weise“, erklärte er. „Vielleicht ist es etwas, das nur ein Seelenfinder bewerkstelligen kann.“
    „Vielleicht? Du weißt es nicht? Warum hast du mir dann erzählt, dass du alles über mich weißt?“, hakte ich nach.
    Er rieb sich über den frisch verheilten Arm. „Ich bin dein Geschichtenweber. Ich weiß alles über dich. Ich weiß allerdings nicht alles über Seelenfinder. Hältst du dich für eine Seelenfinderin?“
    „Nein.“ Ich vermied es, den Begriff in den Mund zu nehmen.
    „Na gut“, entgegnete er, als ob die Angelegenheit damit geklärt sei.
    „Lasst uns weitergehen“, forderte Marrok uns auf. Seine Stimme klang gedämpft, denn er hatte sich das Hemd über Mund und Nase gezogen, damit ihm der Gestank nicht in die Nase stieg. „Es ist ganz leicht, den Spuren der Daviianer durch diese Jauche zu folgen.“
    Marrok ging voraus, und wir folgten ihm vorsichtig. Als wir etwa die Mitte der Fledermaushöhle erreicht hatten, spürte ich, wie etwas an meinem Geist zupfte. Ich sandte einen Energiefaden zu den dunklen Wesen über mir, die sich zu einem gemeinsamen Bewusstsein verbanden. Ihr Hunger nagte in mir, und dadurch war ich in der Lage, die Position einer jeden einzelnen Fledermaus auszumachen, ebenso wie die jeder Wand, jeden Ausgangs, jeden Felsens und jeden Wesens um mich herum. In diesem Moment setzten sie zum Sprung an.
    „In Deckung!“, schrie ich, als eine Wolke von fliegenden Kreaturen auf uns hinabstieß.
    Das Geräusch schlagender Flügel wurde immer lauter, je mehr schwarze Körper um uns herumflatterten. Die Luft, angefüllt von Fledermäusen, vibrierte. Geschickt vermieden sie es, uns oder sich selbst in die Quere zu kommen, während sie zum Ausgang flogen, auf der Suche nach Insekten und den Früchten des Urwalds.
    Mein Geist flog mit ihnen. Die vom Instinkt gesteuerte Fluchtbewegung Tausender von Fledermäusen durch die engen Gänge der Höhle war so straff organisiert wie ein militärischer Angriff. Und wie bei der Umsetzung eines jeden Plans dauerte es auch hier eine Weile, bis alle Fledermäuse verschwunden waren.
    Die Muskeln in meinen Beinen schmerzten, als ich mich endlich wieder aufrichtete. Wie ein fernes Echo hallte das Flattern und Wedeln von den Tunnelwänden wider, bis es schließlich verebbte. Ich schaute meine Begleiter an. Niemand schien verletzt zu sein. Nur einige von uns waren mit Kot bekleckert.
    Marrok hatte seine Fackel fallen gelassen und den Kopf mit den Armen bedeckt. Er schnaufte vor Angst.
    „Captain Marrok“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „gib mir deine Fackel.“
    Meine Worte stachen in seine Panik wie eine Nadel in eine Seifenblase. Er hob die erloschene Fackel auf. „Warum?“
    „Die Fledermäuse haben mir gezeigt, wo es hinausgeht.“ Es schüttelte mich, als ich den kotbedeckten Griff in die Hand nahm. „Leif, kannst du sie wieder anzünden?“
    Leif nickte. Die Flamme wurde größer. Als die Fackel hell loderte, fragte er mich: „Wie weit ist es bis zum Dschungel?“
    „Nicht weit.“ Ich legte ein schnelles Tempo vor, als ich unsere Gruppe anführte. Niemand beklagte sich. Alle waren genauso begierig wie ich, die Höhle so schnell wie möglich zu verlassen.
    Das Geräusch fließenden Wassers und herrlich frische Luft waren die einzigen Hinweise darauf, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Der Tag war inzwischen der Nacht gewichen, während wir uns einen Weg durch die Höhle gebahnt hatten.
    Dank der Fledermäuse wusste ich, dass in der Nähe des Ausgangs Wasser floss und etwa sechs Meter in den Dschungel hinunterstürzte. Gischtsprühend schäumte das Wasser über einen Haufen Felsbrocken.
    Die anderen folgten mir zum

Weitere Kostenlose Bücher