Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen
gefährlich für sie. Bislang haben die Würmer den Schutz dafür gebraucht, um ihre Anwesenheit geheim zu halten, aber jetzt, da wir entkommen sind, werden sie sie wahrscheinlich dazu nutzen, um uns aufzuspüren. Vielleicht wollen sie uns auch mit ihrer Magie angreifen.“
„Dann sollten wir hier nicht länger bleiben. Wie können wir herausbekommen, ob sie uns auf der Spur sind?“
„Indem wir eine Barriere errichten. Auf diese Weise würden wir auf einen Überfall aufmerksam und könnten ihn möglicherweise sogar abwenden, indem wir zuerst angreifen.“
„Wir sollten die Pferde satteln, falls wir schnell verschwinden müssen“, schlug ich vor.
„Ein vernünftiger Gedanke.“ Mondmann half mir mit den Pferden.
Kiki schnaubte ungehalten, als ich ihr die Zügel anlegte.
Müde, sagte sie. Brauche ich nicht. Es riecht gut .
Im Moment. Wenn der Geruch unangenehm wird, können wir schneller aufbrechen . Ich gab ihr einige Pfefferminz und kraulte ihre großen Ohren. Seufzend schloss sie die Augen.
Nachdem die Pferde reisefertig waren, setzten wir drei uns um das Feuer.
„Vielleicht sollten wir die Flammen löschen.“ Da ich befürchtete, der Flammenmensch könnte meine Gegenwart durch die Glut spüren, hatte ich darauf verzichtet, meine Magie in der Nähe eines Feuers einzusetzen.
Mondmann goss Wasser auf das brennende Holz. Graue Rauchwolken stiegen auf.
„Yelena, ich möchte, dass du Kraftfäden zupfst“, bat Mondmann mich. „Ich kümmere mich um den Rest.“
Ich konzentrierte mich auf die Fäden. Mondmann übernahm sie von mir und wob ein Netz um uns herum. Taunos gequälter und mürrischer Gesichtsausdruck verriet, dass er sich sehr unwohl fühlte. Er war der Einzige, der keine magischen Fähigkeiten besaß, und konnte daher die schützende Hülle nicht erkennen.
Als Mondmann seine Aufgabe beendet hatte, löste ich den Kontakt zur Kraftquelle. Ich fühlte mich ganz schwach. Das Netz pulsierte mit Zauberkraft, obwohl wir es nicht länger mit neuer Energie versorgten. Ich staunte, dass es immer noch funktionierte. Bei meinen früheren Versuchen war die Kraft in dem Moment verschwunden, da ich aufgehört hatte, meine Magie zu benutzen. Abgesehen von meinem mentalen Kontakt zu Kiki und Irys musste ich jedes Mal ganz bewusst die Kraftquelle anzapfen, wenn ich jemanden heilen oder mein Bewusstsein aussenden wollte. Aber die Sandseeds hatten ihren Schutz, und darüber hinaus gab es ja auch noch andere Möglichkeiten der Magie.
Vor meinem inneren Auge entstand ein Bild von dem Messer, das Valek in seiner Wohnung aufbewahrte. Als er den König von Ixia ermordet hatte, hatte dieser ihn verflucht und geschworen, dass sein Blut für immer an Valeks Hand kleben würde. Weil Valek jedoch immun gegen Zauberei war, ging der Fluch auf das Messer über. An seiner Klinge haftete noch immer das Blut des Königs, genauso feucht und glänzend wie an dem Tag, an dem er getötet worden war.
Ich fragte Mondmann, wieso die Schutzhülle weiterhin aktiv war.
„Meistens kanalisieren wir die Magie durch uns. Aber es gibt Zeiten, wo man die Kraft zu ihrer Quelle zurückführen kann. Das kann sehr schwer sein. Da ich dich gebeten habe, die Fäden zu zupfen, konnte ich meine Energie aufsparen, um sie zu verknüpfen und zum Ausgangspunkt zurückzuleiten. Es ist ein weitreichender Schutz, wie er über der Avibian-Ebene und den Sandseeds wirksam ist …“
Unvermittelt wurde er von Gefühlen überwältigt und schwieg. Er schloss die Augen und schluckte seinen Kummer hinunter, ehe er fortfuhr: „Riesige magische Schlaufen erfordern gewaltige Anstrengungen von vielen Magiern, aber sie sind dann auch lange sehr wirkungsvoll. Der Schutz, den wir soeben geschaffen haben, wird einige Stunden anhalten, ehe er sich auflöst. Wir haben also genug Zeit, um den Pferden Gelegenheit zum Ausruhen zu geben.“
„Und was passiert dann?“, wollte ich wissen, aber er schaute mich nur stumm an. Leifs Bemerkungen über meine Rolle als Anführerin schossen mir durch den Kopf. Ich beantwortete meine eigene Frage. „Wir verlassen die Ebene. Wir reiten zur Zitadelle und berichten den Ratsmitgliedern, was mit den Würmern geschehen ist.“
„Hoffentlich wissen sie es schon. Die Überlebenden der Sandseeds sind bestimmt zur Zitadelle gegangen.“ Mondmann blickte finster. „Wenn es denn welche gibt.“
Von Minute zu Minute wurde ich ungeduldiger, während wir darauf warteten, dass die Pferde wieder zu Kräften kamen. Jedes Mal, wenn die
Weitere Kostenlose Bücher