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Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen

Titel: Yelena und die verlorenen Seelen - Snyder, M: Yelena und die verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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Würmer mit ihrer Zauberkraft die Gegend absuchten, wurde die Schutzhülle dünner. Noch bot sie uns genügend Deckung, aber bei jedem Versuch der Gegner wurden die Fasern durchlässiger.
    Der Gedanke an Aufbruch und der Wunsch nach Schlaf fochten einen unerbittlichen Kampf in meinem Körper aus. Ich wollte wach bleiben für den Fall, dass die Würmer angriffen, aber schließlich schlief ich doch ein und wachte erst wieder auf, als die aufgehende Sonne den Himmel heller färbte.
    Die wenigen Stunden vor der Morgendämmerung hatten den Pferden ausgereicht. Wir stiegen auf und ritten in waghalsigem Tempo nach Nordwesten. Jedes Mal, wenn wir eine Rast einlegten, erkundete Mondmann die Umgebung, um sicherzugehen, dass die Würmer uns trotz ihrer magischen Kräfte noch nicht aufgespürt hatten. Ich sandte mein Bewusstsein aus, um nachzuschauen, ob sie uns möglicherweise auf herkömmliche Weise verfolgten. Weil wir es so eilig hatten, hinterließen wir Spuren, die sogar für meine ungeübten Augen deutlich sichtbar waren.
    Einige Stunden bevor wir die Grenze zur Avibian-Ebene erreichten, machten wir eine längere Pause. Mondmann behauptete, die Würmer hätten unsere Fährte verloren, und auch ich konnte niemanden in der Nähe spüren.
    Da wir nun schon fünfzehn Tage gemeinsam unterwegs waren, übernahmen wir die uns zugewiesenen Aufgaben schon automatisch. Daran änderte auch die Gefahr nichts, die uns von den Daviianern drohte.
    Kaum hatte ich die Pferde gestriegelt und gefüttert, stieg mir der Duft von Kanincheneintopf in die Nase, der über dem Feuer brutzelte.
    Tauno saß neben dem Topf. Seine Schultern waren zusammengesunken, als laste ein großes Gewicht auf ihnen. Den Blick hatte er fest auf den Boden geheftet. Seit dem vergangenen Tag hatte er kaum ein Wort gesprochen. Ob ihn Schuldgefühle quälten? Vielleicht fühlte er sich verantwortlich dafür, dass wir in einen Hinterhalt geraten waren. Ich überlegte, ob ich mit ihm darüber reden sollte, entschied mich jedoch für ein Gespräch mit Mondmann, das viel angenehmer zu werden versprach. Ich überlegte, ob Mondmann wohl Taunos Geschichtenweber war. Jeder Sandseed hatte einen Geschichtenweber, der ihn mit Rat und Tat durchs Leben begleitete.
    Ich schaute mich um. Neben dem Feuer lag ein Haufen Scheite. Aber Mondmann war noch nicht vom Holzsammeln zurückgekehrt.
    „Tauno, wo ist Mondmann?“, wollte ich von ihm wissen.
    Ohne den Kopf zu heben, erwiderte er: „Er ist in die Schattenwelt gerufen worden.“
    „Gerufen worden? Heißt das, ein anderer Geschichtenweber hat den Angriff der Würmer überlebt?“
    „Das musst du ihn schon selbst fragen.“
    „Wann kommt er denn zurück?“
    Tauno beachtete meine letzte Frage nicht. Mutlos suchte ich die Gegend nach Mondmann ab. Ich entdeckte seine Kleidung, die auf der Erde lag. Als ich mich umdrehte, um zum Feuer zurückzugehen, stieß ich mit ihm zusammen.
    Überrascht taumelte ich rückwärts. Er packte mich am Arm, damit ich nicht zu Boden fiel.
    „Wo warst du?“, fragte ich.
    Er sah mich so durchdringend an, dass mir ganz unbehaglich wurde. In seinen braunen Augen blitzten blaue Flecken. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ nicht locker.
    „Sie sind tot“, verkündete er mit tonloser Stimme. „Die Geschichtenweber und die Sandseeds sind verschwunden. Ihre Seelen geistern durch die Schattenwelt.“
    Jetzt umklammerte er meinen Arm noch fester. „Du bist verletzt …“
    „Du kannst ihnen helfen.“
    „Ich weiß doch gar nicht …“
    „Selbstsüchtiges Mädchen! Du würdest eher deine Begabung verlieren wollen, als sie einzusetzen. Und genau das wird passieren. Du wirst die Sklavin eines anderen werden.“
    Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. „Aber ich habe sie doch die ganze Zeit benutzt.“
    „Heilen kann jeder. Du jedoch verleugnest deine wahren Fähigkeiten, und andere müssen darunter leiden.“
    Gekränkt und gedemütigt wollte ich mich von ihm lösen, doch er packte noch fester zu. Um ihn nicht zu verletzten, drang ich in Mondmanns Bewusstsein ein. Dicke Taue von grauer Macht waren um seinen Geist geschlungen. Die Schattenwelt hatte ihn immer noch in ihrer Gewalt. Vergeblich bemühte ich mich, die Seile zu durchschneiden.
    „Die Schattenwelt ruft.“
    Mondmann begann sich aufzulösen. Mein Körper wurde durchsichtig. Mondmann wollte mich zu einem Ort mitnehmen, an dem ich, wie ich befürchtete, keinen Zugang zu meinen magischen Fähigkeiten haben

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