Yoga als Therapie
Übungen für den Schultergürtel und den Übergang zwischen Hals- und Brustwirbelsäule
Der Schultergürtel besteht aus den beiden Schlüsselbeinen und den Schulterblättern. Die Schultergelenke verbinden als Kugelgelenke die Schulterblätter mit den Oberarmknochen. Sie sind die beweglichsten und instabilsten Gelenke des menschlichen Körpers. Bevor im therapeutischen Kontext ein spezifisches Übungsprogramm zusammengestellt wird, sollte im Rahmen einer gründlichen Diagnose geprüft werden, ob eine vorhandene Einschränkung zwischen Schulterblatt und Brustkorb besteht oder ob es sich um eine kompensierte Schwäche oder Überbeweglichkeit im Schultergelenk handelt. In letzterem Falle würde eine Mobilisierung des Schultergelenks weitere Schmerzen verursachen, obgleich es oft hilfreich ist, die Beweglichkeit der Schulterblätter zu verbessern. Stabile Schulterblätter tragen zum Schutz bei Belastung bei. In den meisten Schulterübungen werden auch die Schlüsselbeine bewegt.
Der Schultergürtel ist mit vielen anderen Strukturen, vom Schädel bis zum Becken, verbunden. Es ist sinnvoll, sich bei Problemen auch mit diesen Bereichen zu beschäftigen, vor allem, wenn die Arbeit am Schultergürtel allein keine Verbesserung mit sich bringt. Eine häufige Ursache von Schulterproblemen ist eine Einschränkung in den oberen Rippen. In solchen Fällen ist es zweckmäßig, Übungen zur Mobilisierung der Rippen einzuschließen. Da die anatomischen Strukturen und Funktionen des Übergangs von Hals- zu Brustwirbelsäule in engem Zusammenhang mit dem Schultergürtel stehen, haben wir diese beiden Bereiche hier zusammengefasst.
Der Schultergürtel verfügt über ein breites Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten. Bei den von uns vorgeschlagenen Bewegungen liegt der Schwerpunkt entweder auf den Schultergelenken oder auf der Beweglichkeit der Schulterblätter. Diese können gehoben und gesenkt, auseinander und zueinander bewegt, nach innen und nach außen gedreht werden. Die Arme lassen sich in den Schultergelenken nach vorne, nach hinten und zu beiden Seiten bewegen sowie nach innen und außen drehen ( Calais-Germain 2005 ). Beim Heben der Arme gibt es eine Besonderheit. Beginnt man eine Übung zum Beispiel mit nach unten hängenden Armen und zu den Oberschenkeln weisenden Handflächen und hebt dann die Arme, indem man sie nach vorne und aufwärts bewegt, dann weisen die Handflächen zueinander (siehe Codman’s paradox, Magee 1997 ). Hebt man die Arme hingegen seitlich nach oben, so weisen die Handrücken zueinander. Die letzte Phase des Hebens erfordert eine zusätzliche Bewegung des Übergangs von Hals- zu Brustwirbelsäule und der oberen Brustwirbelsäule. Sind beide Arme gehoben, tritt eine leichte Rückbeuge auf; hebt man hingegen nur einen Arm, dann ergibt sich in diesem Bereich eine Seitbeuge.
Übung 4.1: Pendelübungen im Stehen
Ziele:
Mobilisierung der Schultergelenke, um speziell den Flüssigkeitstransport anzuregen
1.Stehen Sie in Schrittposition. Das vordere Bein ist leicht gebeugt.
2.Bringen Sie das Becken in eine neutrale Haltung.
3.Lassen Sie die Arme etwa eine Minute lang gegenläufig in einem natürlichen Rhythmus schwingen. Nehmen Sie dabei das Gewicht der Arme wahr ( Abb. 6.76 ).
4.Stellen Sie den anderen Fuß nach vorne und wiederholen Sie die Bewegung.
Abb. 6.76
Varianten
Üben Sie die Pendelbewegungen im Gehen. Üben Sie, die Arme gemeinsam in der gleichen Richtung zu schwingen.
Feinarbeit
1.Stellen Sie sich seitlich so neben einen Tisch oder Stuhl, dass Sie die rechte Hand darauf ablegen können. Die Füße stehen bis zu einer Beinlänge auseinander, der rechte Fuß steht vorne.
2.Beugen Sie sich vor und legen Sie entweder die rechte Hand oder den Ellbogen auf Tisch oder Stuhl so ab, dass die Haltung angenehm ist ( Abb. 6.77 ).
3.Lassen Sie den linken Arm 1–2 Minuten lang so schwingen, dass er sich in unterschiedlichen Richtungen und im Kreis bewegen kann. Probieren Sie verschiedene Armdrehungen aus, zum Beispiel so, dass die Handfläche nach vorne, zum Körper oder nach hinten weist.
4.Richten Sie sich auf und drehen Sie sich um.
5.Nun stehen Tisch oder Stuhl links neben Ihnen.
6.Stellen Sie die Füße wieder bis zu einer Beinlänge auseinander. Der linke Fuß steht vorne.
7.Beugen Sie sich wie in Punkt 2 beschrieben vor und lassen Sie den rechten Arm schwingen.
Abb. 6.77
Übung 4.2: Bewegungen mit den Schulterblättern
Ziele:
Mobilisierung der Schulterblätter, Entspannung der
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