Yoga als Therapie
dazu nötige Konzentration und Ruhe können beispielsweise durch die Übung „Atmen undLauschen“ ( Kap. 2 ) oder durch die Erfahrung eines feinen Atmens ( Kap. 5 ) erlernt werden. B.K.S. Iyengar empfiehlt ein kognitivesHandeln ( Iyengar 2001 ). Gemeint ist damit, dass die Organe derWahrnehmung – Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut – beim Üben eines Āsanas spüren, was im Körper geschieht. Diese verfeinerte Wahrnehmung muss mit Willenskraft, mit einer mentalen Anstrengung, verbunden werden, um in die Āsanas hineinzugehen und die Anweisungen zu befolgen. Wenn Handeln und Wahrnehmung zusammenfließen, kann die Präzision beimÜben weiter verfeinert werden. Dann werden alle Schichten des Körpers durchdrungen und Körper, Geist und Seele werden eins. Die Āsanas zu erlernen, ist ein langer und manchmal schwieriger Prozess. In ihnen drückt sich ein Gleichgewicht zwischen Aktivität und Passivität, zwischen Kraft und Entspannung aus. Selbst bei vollkommener Körperspannung ist gleichzeitig Entspannung vorhanden.
Mit zunehmender Praxis verwandelt sich harte Arbeit in innere Stärke, inneres Leben und Sensibilität. Jede Zelle des Körpers ist dann wie ein Auge. Was anfangs mühsam war, wird mühelos ( Iyengar 2010c ).
Praktische Schritte zu Ruhe undEntspannung bestehen darin, während der Āsana-Übung die Kehle, die Zunge und den Hinterkopf weich werden zu lassen. Zudem kann zwischen oberer und unterer Zahnreihe ein minimaler Abstand geschaffen werden. Das Enspannen der Augen kann auch mit geöffneten Augen geübt werden, indem man diese in Richtung Hinterkopf sinken lässt. Das beruhigt den Geist, was wiederum die Lernfähigkeit verbessert. Dies alles kann auch in Alltagssituationen geübt werden.
Zur Demonstration dessen, was man durch Praxis erreichen kann, wird in diesem Kapitel immer auch die Endhaltung der Āsanas abgebildet. Nicht alle können diese Endhaltung erreichen, aber wir können dennoch alle die Essenz eines jeden Āsanas und die damit verbundene Feinabstimmung des Körpers erfassen, sodass wir wissen, wie wir die Haltung adäquat modifizieren können.
Die Essenz einesĀsanas besteht aus mehreren Faktoren – aus einem Rahmen und inneren Bewegungen, aus dem Erlernen, welche Teile stabil sind und welche sich bewegen, und aus dem Verständnis dafür, welche Haltungen und Bewegungen gesund sind. Im therapeutischen Kontext sind Varianten, in denen Hilfsmittel eingesetzt werden, von besonderer Bedeutung.Hilfsmittel helfen uns auch dabei, uns während der Anstrengung zu entspannen. Verwendet werden einfache Gegenstände, zum Beispiel Möbelstücke, die man zu Hause vorfindet. Außerdem wird empfohlen, sich zum Üben eine rutschfeste Matte, einen Gurt und einen Schaumstoff- oder Korkklotz zu besorgen. Die abgebildeten Hilfsmittel können in vielen anderen Āsanas auf vielfältige Weise eingesetzt werden. Wenn wir uns genau beobachten, unsere Wahrnehmung verfeinern, achtsam sind und den Wunsch verspüren, zu experimentieren und uns weiterzuentwickeln, hilft uns das dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wie wir Hilfsmittel verwenden und die Āsanas modifizieren können. Das kann auf unterschiedlichste Art und Weise geschehen. Zum Beispiel kann eine Unterlage kürzer und länger, härter und weicher gemacht oder unter andere Körperbereiche gelegt werden, bis sie sich richtig anfühlt. Es ist wichtig, dabei präzise vorzugehen. Unterlagen müssen korrekt platziert werden, Decken muss man sorgfältig zusammenlegen, damit keine störenden Falten entstehen. Der Boden sollte nicht zu hart und zu kalt sein.
Die Beschreibung der einzelnen Āsanas besteht aus folgenden Abschnitten:
•Bedeutung des Āsana und seines Namens.
•In die Haltung kommen.
•In der Haltung: Dieser Abschnitt ist unterteilt in „Basisarbeit“ und „Feinarbeit“. Bei der Basisarbeit geht es um den Rahmen und die korrekte Ausrichtung des Āsanas, eine physiologische Haltung und die dazugehörige Bewegung. Bei der Feinarbeit stehen die innere Arbeit und die Wahrnehmung im Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Hinweise sollen nicht alle auf einmal befolgt werden. Wählen Sie einen Schwerpunkt aus, an dem Sie arbeiten wollen, und beziehen Sie dann die erlernten Schritte allmählich ein. Auch wenn die Yogahaltungen von außen statisch aussehen mögen, enthalten sie doch viel innere Bewegung und Leben.
•Die Haltung beenden: Aus einer Haltung herauszukommen ist genauso wichtig, wie in die Haltung zu kommen und in ihr zu
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