Yoga-Anatomie
besteht: Muskelgewebe, Bindegewebe, Nerven und Blutgefäße (Abb. 4.1). Das Muskelgewebe selbst besitzt die Fähigkeit zu kontrahieren und Bewegung zu erzeugen. Das Bindegewebe leitet die Kraft dieser Kontraktion an die mit dem Muskel verbundenen Strukturen weiter, also an Knochen, Organe oder Haut. Die Nerven geben dem Muskel die Anweisung, wann, wie lange und wie stark er kontrahieren soll, und die Blutgefäße versorgen das Muskelgewebe mit Nährstoffen, die für seine Arbeit nötig sind.
Muskeln werden in drei Kategorien unterteilt: Skelettmuskulatur, Herzmuskulatur und glatte Muskulatur.
Abb. 4.1 Im Muskel arbeiten mehrere Gewebearten zusammen: Muskelfasern, Nerven, Kapillaren (Blutgefäße) und Faszien (Bindegewebe).
Spüren Sie die Muskeln
Legen Sie sich auf den Rücken. Öffnen Sie die Arme zu den Seiten, sodass es bequem ist, die Handflächen zeigen nach oben. Die Beine können angewinkelt oder ausgestreckt werden. Nehmen Sie sich Zeit, um sich in dieser Position zu entspannen. Beginnen Sie dann mit einer sehr kleinen Bewegung und wackeln Sie mit den Fingern.
Spüren Sie, wie die Unterarmmuskeln durch das Fingerwackeln aktiv werden? Was ist mit den Oberarmmuskeln? Und den Muskeln in der Schulter und im oberen Rücken? Spüren Sie, wie die Muskeln entlang der Wirbelsäule auf das Wackeln der Finger reagieren? Was ist mit den Kiefermuskeln? Können Sie die Bewegung bis zu den Füßen nachverfolgen?
Wenn es sich so anfühlt, als setze sich die Bewegung überhaupt nicht fort, dann versuchen Sie zu erspüren, wo sie aufhört. Halten Sie in Ihren Muskeln an irgendetwas fest, das Sie nicht festhalten müssten? Was können Sie loslassen, damit sich die Bewegung ungehindert im Körper fortsetzen kann?
Skelettmuskeln sind in der Regel mit Knochen verbunden und erzeugen Gelenkaktionen. Sie weisen eine Mischung aus hellen und dunklen Muskelfasern auf, die ihnen ihr gestreiftes Aussehen verleihen. Die Skelettmuskulatur wird vom somatischen Teil des Nervensystems gesteuert, weshalb viele ihrer Funktionen willkürlich oder bewusst steuerbar sind. Die Herzmuskulatur liegt im Herzen, während die glatte Muskulatur in Blutgefäßen, Luftröhren und Eingeweiden zu finden ist. Die Herzmuskulatur ist ebenfalls gestreift, unterliegt aber der Kontrolle des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems. Die glatte Muskulatur ist nicht gestreift und wird, wie die Herzmuskulatur, vom vegetativen Nervensystem und vom Hormonsystem gesteuert.
Abb. 4.2 Der Muskelbauch besteht aus Muskelbündeln, den Faszikeln, die aus Bündeln von Muskelfasern (Muskelzellen) bestehen und wiederum gebündelte Myofibrillen enthalten.
Abb. 4.3 Bindegewebsfasern (weiß) durchziehen den Muskel (rot). An beiden Enden des Muskels vereint sich das Bindegewebe zu Sehnen, die mit dem Knochen verwachsen sind.
Die mit bloßem Auge erkennbare Skelettmuskulatur besteht aus Muskelbündeln, den Faszikeln. Diese Bündel bestehen wiederum aus Muskelfasern, den eigentlichen Muskelzellen. Im Innern der Muskelzellen befinden sich Bündel aus Myofibrillen (oder Myofilamente, Abb. 4.2). Jedes dieser Bündel aus Myofibrillen, Muskelzellen und Faszikeln ist in Bindegewebsschichten eingehüllt, die sich alle an den Muskelenden zu Sehnen und anderen Muskel-Knochen-Verbindungen vereinen (Abb. 4.3).
Die Myofibrillen bestehen aus dicken und dünnen Filamenten, die nebeneinanderliegen und sich dabei überlappen. Diese Filamente sind verdrehte Molekülketten, die Kontraktionen erzeugen.
Muskelkontraktionen
Wenn eine Muskelzelle kontrahiert, werden von den Molekülen zwischen den dicken und dünnen Filamenten Verbindungen geschaffen und wieder gelöst, sodass sich die Filamente aneinanderreiben und eine geschmeidige Bewegung entsteht, die ihre Überlappung größer werden lässt und sich so die beiden Enden der Myofibrillen aufeinander zubewegen. Wenn sich genügend Myofibrillen verkürzen, wird auch das Aneinandergleiten der ganzen Muskelfaser kürzer. Je mehr Muskelfasern kontrahieren, desto stärker verkürzt sich der gesamte Muskel, weil sich durch die reibende Bewegung die Befestigungspunkte am jeweiligen Ende des Muskels aufeinander zubewegen.
Ob sich der gesamte Muskel tatsächlich verkürzt oder nicht, hängt von äußeren Faktoren ab, besonders davon, wie viel Widerstand es gibt. Wenn sich in den Muskelzellen nur wenige Filamente zusammenschieben, erzeugen sie womöglich nicht genug Kraft, um das Gewicht derjenigen Körperteile zu bewältigen, an denen der
Weitere Kostenlose Bücher