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Yoga-Anatomie

Yoga-Anatomie

Titel: Yoga-Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Leslie u Matthews Kaminoff
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Muskel befestigt ist, beispielsweise das Gewicht des Armes oder des Kopfes. Das Gewicht eines Körperteils ist ein Produkt der Schwerkraft, die eine fundamentale Quelle des Widerstands für alle Dinge auf diesem Planeten darstellt. Diese Kraft überwinden wir jedes Mal, wenn wir einen Arm heben, aufstehen, uns umdrehen oder einen Atemzug nehmen. Zusätzlicher Widerstand kommt von anderen Kräften, etwa von Gewichten, die wir tragen, von einer gegensätzlichen Muskelkontraktion oder sogar von emotionalen Zuständen (beispielsweise Nervosität, Zorn oder unterdrücktes Weinen, das oft den Widerstand erhöht, während Entspannung, Freude oder Erleichterung ihn mindern).
    Bei Muskelkontraktionen heißt es nicht »ganz oder gar nicht«. Es müssen nicht alle Fasern gleichzeitig kontrahieren, was wiederum bedeutet, dass Muskeln ihre Kraft in feinen Abstufungen bereitstellen können, die koordiniert werden aus dem Dialog zwischen dem Nervensystem und den Muskeln. Da die Muskeln derart angepasst arbeiten, verkürzen sie sich nicht immer, selbst wenn die Fasern aktiv kontrahieren. Muskeln können sogar aktiv sein und sich dabei längen, wenn die Kräfte von außen größer sind als die vom Muskel erzeugte Kraft.
    Mit den Begriffen konzentrisch , exzentrisch und isometrisch werden die Muskeltätigkeiten näher beschrieben (Abb. 4.4, Seite 79). Sie definieren das tatsächliche Verhältnis des Muskels zum Widerstand, gegen den er arbeitet.
    Konzentrische Kontraktion: Die Muskelfasern kontrahieren und erzeugen mehr Kraft als der vorhandene Widerstand, sodass sich die Enden des Muskels aufeinander zubewegen und sich der Muskel verkürzt.
    Exzentrische Kontraktion: Die Muskelfasern kontrahieren und erzeugen weniger Kraft als der vorhandene Widerstand, sodass sich die Enden des Muskels voneinander entfernen und der Muskel länger wird. Der Muskel ist aktiv, während er sich längt. Es ist jedoch nicht dasselbe wie ein entspannter Muskel.
    Isometrische Kontraktion: Die Muskelfasern kontrahieren und erzeugen dieselbe Kraft wie der vorhandene Widerstand, sodass sich die Enden des Muskels weder aufeinander zubewegen noch voneinander entfernen und der Muskel seine Länge nicht verändert. Isometrische Kontraktionen lassen sich noch weiter unterteilen: Es ist ein spürbarer Unterschied zwischen der Absicht, sich gegen einen Widerstand von außen zu bewegen, und der Absicht, sich gegen einen Widerstand zu bewegen, den man aber nicht überwinden kann. Es ist ebenfalls ein wahrnehmbarer Unterschied, ob die isometrische Kontraktion im Anschluss an eine konzentrische oder an eine exzentrische Kontraktion gehalten wird.
    Von einem entspannten Muskel spricht man allgemein dann, wenn keine absichtliche oder willkürliche Kontraktion der Muskelfasern vorliegt. Aber solange man bei Bewusstsein ist (selbst im Schlaf), sind Muskelfasern ständig in geringem Maß aktiv, um den Ruhetonus der Muskeln aufrechtzuerhalten. Der Ruhetonus hält die Muskeln in Reaktionsbereitschaft und sorgt in der Stützmuskulatur für winzige Gewichtsverlagerungen beim Sitzen, Stehen und Gehen.
    Muskeln werden in Wirklichkeit nicht gebeugt oder gestreckt. Diese Begriffe beschreiben Gelenkaktionen. Korrekterweise muss man sagen, dass Muskeln durch Kontraktionen Gelenkaktionen wie Beugung (Flexion) oder Streckung (Extension) hervorrufen.

    Abb. 4.4 Beispiele für exzentrische, konzentrische und isometrische Kontraktionen des Trizeps: exzentrisch bei der Bewegung vom Liegestütz in die Stockhaltung (Chaturanga Dandasana, von a nach b), konzentrisch von der Stockhaltung in den Liegestütz zurück (von b nach c) und isometrisch (a und c) bei gehaltener Position.
    Im Trainings- und Fitnessjargon werden die Wörter längen oder strecken und dehnen in unterschiedlicher Weise benutzt. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich ein Muskel längen kann und dabei aktiv (exzentrische Kontraktion) sowie inaktiv (entspannter Muskel) ist oder er beim Längen langsam vom aktiven in den passiven Zustand (oder umgekehrt) wechselt.
    In allen diesen Fällen streckt oder längt sich der Muskel, weil eine Kraft von außen (sei es die Schwerkraft oder ein anderer Muskel) stärker auf ihn einwirkt als das Längen des Muskels selbst. Einen Muskel zu strecken oder zu längen bedeutet nicht unbedingt, ihn zu entspannen.
    Das Wort dehnen wird oft synonym mit strecken oder längen gebraucht. Wenn damit nur gemeint ist, dass sich die Entfernung zwischen den Befestigungspunkten des Muskels vergrößert, ist

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