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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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lassen, fand ich. (Wahrscheinlich war ich deshalb so unfit.)
    »Wie war’s denn?«, fragte Alev.
    »Fuck Yoga! Wie war es denn bei dir?«
    Alev erzählte unzusammenhängend und mit leuchtenden Augen von einem sehr dynamischen Kennenlernen mit einem jungen Mann namens Tom. Ihre Wangen wurden ganz rot dabei, was ihr sehr gut stand. Tom hörte sich gut an und die Geschichte vielversprechend.
    »Aber jetzt habe ich nur von mir erzählt. Jetzt sag doch mal endlich, wie war Yoga?«, fragte sie.
    »Willst du die Wahrheit hören?«
    »Immer raus damit«, sagte Alev und mischte uns noch einen Clooney.
    »Also, ich hätte mir ja gewünscht, dass es Scheiße oder zu Om-mäßig gewesen wäre. Ich hätte es gerne gehasst. Das hätte mich in dem bestätigt, was ich immer gedacht hatte, und du weißt ja, wie gerne ich recht behalte. Aber es war toll. Es war zwar durchaus ein bisschen Om-mäßig, aber gerade richtig. Und mein Gott, was habe ich einen Muskelkater!«
    Ich erzählte einige Minuten lang Stellen auf, die mir immer noch wehtaten.
    »Und ich sehe seither besser. Oder bilde ich mir das nur ein?«, fügte ich hinzu.
    »Nächstes Mal gehe ich mit«, sagte Alev.
    »Jaja«, sagte ich. »So wie letztes Mal?«
    »Nein, im Ernst. Ich werde in absehbarer Zeit Sex haben. Ich muss trainieren.«
    Alev hatte die Figur von Charlotte Gainsbourg und eine ähnliche Lässigkeit: lange Haare, eine sehr gepflegte Natürlichkeit, kaum Make-up, dafür umso mehr Stilgefühl. Sie schwor auf grünen Tee und orientalische Hamam-Sessions einmal im Monat. Sie hatte einmal Tai-Chi probiert und ist nie wieder hingegangen. Ich wollte an ihr keine Muckis sehen.
    »Ach, nur ein bisschen«, sagte sie. »Außerdem: Weißt du nicht, was Sting gesagt hat? Man kann mit Yoga länger und besser Sex haben. Ich kann das schlecht erklären, aber gut vormachen, sagte er.«
    »Okay, also am Montag um sieben. Abends!«, grinste ich.
    »D’oh«, sagte Alev.
    *
    Alev kam am Montag um sieben nicht – D’oh! –, aber das war mir ganz recht, denn die zweite Stunde war grauenvoll. Gut, dass mir dabei niemand zusehen musste, den ich kannte. Die Lehrerin war okay, aber sie war nicht so gut wie Jana und ihre Stimme nervte mich irgendwie. Immer wenn sie »Einatmen« sagte, atmete ich aus. Oder ich vergaß ganz zu atmen, während ich darauf wartete, wann ich wieder einatmen durfte. Ich verknotete mich ein paarmal und verwechselte links mit rechts. Hatte ich in der ersten Stunde etwa Anfängerglück gehabt? Wieso konnte ich es schlechter als beim ersten Mal? Das Tempo war aber so zügig, dass wirklicher Frust gar nicht aufkommen konnte, immer nur ein Anflug von Frust, der schnell verflog. Ich zitterte mehr als in der ersten Stunde, erkannte aber auch Bewegungsabläufe wieder. Trotzdem war ich froh, als es vorbei war. In der Umkleide hörte ich danach folgende Unterhaltung mit an:
    »Oh Mann, das lief ja heute gar nicht.«
    »Nee, bei mir auch nicht.«
    »Macht nichts.«
    »Ja, beim nächsten Mal dann.«
    Ach so. Es schien also nicht nur mir so zu gehen. Aber diese Lockerheit, dieses Na-ja-dann-halt-nächstes-Mal kannte ich so noch nicht. Das war wohl so ein Yoga-Ding. Würde sich das auch bei mir einstellen? Das, wogegen ich mich immer gesträubt hatte, diesen spirituellen Weg, den Yogis einschlugen oder von dem sie dachten, dass sie ihn einschlugen, dieses Gefasel vom Glück in der Gegenwart,
diese Verwirklichung des göttlichen Selbst – war das nichts anderes als die simple Akzeptanz in der Umkleidekabine, dass man eben nicht immer toll sein kann? Meine Mutter hatte bei einem ihrer Bekehrungsversuche gesagt: »Weißt du, man findet im Yoga ganz gut heraus, wer man ist.« Es begann, Sinn zu ergeben.
    *
    Ich hatte drei verpasste Anrufe von Alev, aber ich wollte gar keine Entschuldigung hören. Ich war auch gar nicht sauer auf sie, eher stolz auf mich, denn inzwischen wusste ich, dass ich da auch alleine hingehen konnte.
    Beim nächsten Mal suchte ich mir wieder eine von Janas Stunden aus. Sie sagte uns gleich am Anfang, wir sollen diese Stunde jemandem widmen, am besten jemandem aus unserer Vergangenheit. Ich widmete sie ohne mit der Wimper zu zucken Herrn Arschloch. Nicht, weil er eine Widmung verdient gehabt hätte, eher aus einer instinktiven Laune heraus, weil Jana gesagt hatte, dass Rückbeugen nicht nur die Rückenmuskulatur stärken, sondern unser Herz der Zukunft öffnen und allem, was sie bringt. Als wir mit geschlossenen Augen im Schneidersitz dasaßen, fing ich

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