Yoga Bitch
will, dass Kurven wieder in sind.
Die Revolte gegen die Size-Zero-Forever-Young-Tyrannei ging aber nicht so sehr von den moppeligen und faltigen Erdlingen aus, die sich diese neokurvigen Kollektionen sowieso nicht leisten konnten, sondern spielte sich hauptsächlich in den Medien ab. Allerdings kann man davon ausgehen, dass jede Redakteurin, die einen Artikel oder Bericht über die Rückkehr der Kurven geschrieben hat, sich lieber einen Finger abhacken würde, als im Sinne dieses Trends zuzunehmen. (Das kann ich ihnen gar nicht mal verübeln, denn Redakteurinnen sind auch nur Menschen. Eine US-Studie hat übrigens ergeben, dass mehr Frauen Angst vor dem Zunehmen haben als vor dem Tod.) Die fabelhafte amerikanische TV-Serie Mad Men , die in den 60er-Jahren spielt, hat ihren Teil dazu beigetragen, denn sie hat uns eine andere, untrainierte, weibliche und sehr reizvolle Figur als Ideal nähergebracht, wenn auch nur über den Bildschirm. Die Besetzung dieser Serie gestaltete sich knifflig, denn es ist in LA nicht einfach, eine Schauspielerin zu finden, die sexy aussieht, aber keinen durchtrainierten Körper hat. Die rothaarige Christina Hendricks wurde also fortan von Feuilleton und Boulevard als Sexsymbol gefeiert, weil ihre Figur für die 60er-Jahre realistisch war und in den Kostümen hervorragend sanduhrartig zur Geltung kam. Das war etwas Neues, Altes, etwas, das nicht fest war und doch so sexy! Ihr neuer Ruf als Sexsymbol brachte Hendricks zumindest bei Modedesignern nicht viel, denn obwohl Brüste wieder in sein sollen, will ihr, wie sie selbst sagt, kaum ein Designer ein Kleid für den roten Teppich leihen. So viel dazu, was die Modewelt vom Ende der Size-Zero-Tyrannei hält. Der Begriff der Plus-Size-Models, die übrigens ab Größe 40 (!) so genannt werden, ist nichts weiter als heiße Luft, was durchaus in Ordnung geht, denn die Berufsbeschreibung von Models ist es eben, sehr groß und sehr dünn zu sein. Wer auch immer Models bucht, darf sie sich so wünschen.
Auch was die optimierten Körperteile der weiblichen Stars in Hollywood angeht, soll es einen Trend zurück zur Natürlichkeit geben: Marcolane statt Silikon, B statt Doppel-D. Das jüngste Beispiel dieser neuen Natürlichkeit stellt die amerikanische Z-Promi Heidi Montag dar, die vor allem dafür berühmt ist, an einem einzigen Tag zehn (!) Schönheits-OPs durchgeführt haben zu lassen. Frau Montag heulte ein paar Monate später auf einer Titelseite, sie wolle wieder normal sein und sofort ihre DD-Dinger loswerden: Ich will unbedingt wieder eine normale Brustgröße haben. Ich bin sportbesessen, aber ich kann mit diesen Möpsen kein Work-out machen. Es bricht mir das Herz. Ich fühle mich gefangen in meinem eigenen Körper , sagte sie . Dass Frau Montag einen Schaden hat, sieht jeder Küchenpsychologe, denn welcher normale Mensch ist schon sportbesessen?
Der »Trend hin zur Natürlichkeit« ist Quatsch: Es soll nicht natürlich sein , es soll nur so aussehen . Niemand will mehr Plastikmelonen vor sich hertragen und wie Jessica Rabbit aussehen – das ist längst kein Statussymbol mehr, sondern zeugt von Geschmacklosigkeit. Deshalb lässt sich jetzt halb Hollywood eine Körbchengröße kleiner legen. Der »neuen Natürlichkeit« haben sich viele Stars verschrieben, und es gilt als authentisch und cool, etwas gegen Botox zu sagen. Julia Roberts nimmt man das vielleicht noch ab. Doch wenn Teri Hatcher auf den Zug aufspringt und Fotos von sich twittert, auf denen sie ungeschminkt die Stirn zum Beweis (!) faltet, bekommt das Ganze eine unehrliche, verzweifelte Note. Hatcher selbst ist ein Botox-Opfer und gibt selbst zu, es zu viel benutzt zu haben. Solche Fotos werden dann sicher in vorauseilendem Gehorsam als »mutig« kommentiert. Außerdem gibt es den Trend, unretuschierte Fotos von sich herauszugeben (wie Britney Spears oder Jessica Simpson).
Das kommt auch sehr gut an, genau wie Fotos ohne Make-up.
Zu guter Letzt gibt es Jojo-Celebrities, die in munterem Wechsel zu- und wieder abnehmen und deren genaues Gewicht stets von großem Interesse für die ganze Menschheit zu sein scheint. Diese Prominenten sind fast ausnahmslos selbst schuld an diesem öffentlichen Interesse, und zwar aus folgendem Grund: Sie reden über ihr Gewicht. Ständig. Vor allem wenn sie abnehmen, teilen sie uns das gerne in einem »So habe ich es geschafft!«-Interview mit, oder, noch besser, bringen gleich eine Fitness-CD raus. Und wenn sie ein Jahr später wie Moby Dick am
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