Yoga Bitch
Strand abgeschossen werden, wüten sie gegen die Size-Zero-Tyrannei. »Ich liebe meinen Körper. Ich will einen neuen.« – so fasste die Huffington Post ein ellenlanges Jojo-Interview mit der Schauspielerin Jennifer Love Hewitt zusammen. In Deutschland haben wir Christine Neubauer, die ähnlich schizophren mit ihren Rundungen umgeht. Obwohl sie mit »Vollweib«-Diätbüchern und Work-outs Geld verdient, regte sie sich vor laufender Kamera auf, dass »ich mit meiner Größe 38 in die Schiene übergewichtig gesteckt werde«. Da weiß man doch gar nicht mehr, was man denken soll. Größe 38? Vollweib? Vollschlank? Oder doch Diätbuch?
Ach, Hauptsache, der Busen feiert ein Revival!
*
Das alles beschäftigte mich aber nicht nur wegen der Studie, sondern auch wegen meines eigenen Projekts. Ich war inzwischen Stammgast bei Dr. Filler und begeistert von den Ergebnissen jeder einzelnen Sitzung. Zur Vakuum- und Pressotherapie kam die Mesotherapie hinzu, bei der mit ganz feinen Nadeln eine Mischung aus medizinischen Wirkstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren direkt unter die Hautoberfläche gebracht wird, um die Blut- und Lymphzirkulation anzuregen und das Bindegewebe zu stimulieren. Außerdem sollen Schlackenstoffe abtransportiert und das Gewebe regeneriert werden und all das zu einem strafferen Erscheinungsbild führen. Wie gesagt: Ich sah nach jeder Behandlung eine deutliche Verbesserung, die man nicht nur sah, sondern die sich auch nachmessen ließ. Das empfand ich als erfreulich, aber auch als höchst angemessen, denn die Zeit und das Geld, das ich investierte, waren ja nicht unerheblich.
Dr. Filler fragte mich nun, nachdem er mein Gesicht mehr als gründlich in Augenschein genommen hatte, was ich verändern wollte.
»Ich hätte gerne ein, wie es so schön heißt, ebenmäßigeres Hautbild«, antwortete ich.
»Sehr schön gesagt. Dafür machen wir eine Mischung aus chemischen und mechanischen Peelings. Das chemische wird bei Ihnen ein Fruchtsäure-Peeling und das mechanische eine Mikrodermabrasion, also ein Diamantenpeeling. Die Peelings werden einmal pro Woche gemacht, immer abwechselnd, ungefähr acht Wochen lang. Danach sind die Epidermis und die oberflächliche Dermis erneuert.«
»Und mein Gesicht ist so glatt wie ein Babypopo?«
»Wenn Sie es so ausdrücken möchten, ja.«
Ich versuchte Dr. Filler immer noch eine Gefühlsregung abzuringen, bisher ohne Erfolg. Also zählte ich weiter auf: »Dann würde ich gerne noch frischer aussehen und ein bisschen straffer. Aber nur ein bisschen! Verstehen Sie?«
»Ja, das verstehe ich sehr gut. Ich würde Ihnen auf jeden Fall eine Radiofrequenzbehandlung empfehlen. Eine Radiofrequenzbehandlung macht man einmal im Monat, drei Monate lang, dann noch einmal nach sechs Monaten und danach alle zwei Jahre einmal.«
»Und was habe ich davon?«
»Die Ergebnisse lassen sich teilweise mit chirurgischen Eingriffen vergleichen. Die Konturen des Gesichts werden remodelliert, die Haut gestrafft, verjüngt und belebt. Sie sieht aber nicht nur so aus, sondern ist es tatsächlich, denn das Gewebe strafft sich durch die Hitze der Wellen.«
»Gut. Und was machen wir mit den Falten?«
»Welche stören Sie denn?«
»Na, die riesige zwischen den Augenbrauen. Und die Nasolabialfalten«, sagte ich bestimmt.
»Zwischen den Augenbrauen haben Sie gar nichts. Und auch die Nasolabialfalten sind kaum sichtbar«, sagte Dr. Filler. Der musste es ja wissen.
Trotzdem hörte ich mich entgeistert sagen: »Waaaaas?«
»Ja, glauben Sie mir. Da haben Sie gar nichts, weder da noch dort. Die Falten, die ich bei Ihnen behandeln könnte, sind die an der Stirn, obwohl ich das nur ungern jetzt machen und lieber ein paar Jahre damit warten würde, weil sie nicht ausgeprägt sind. Ich würde bei Ihnen die Krähenfüße machen. Die Krähenfüße sind das, was Menschen alt aussehen lässt.«
»Finden Sie, ich sehe alt aus?«
»Ach, alt! Was ist denn das für ein Begriff? Wenn Sie wissen wollen, ob Sie alt für Ihr Alter aussehen, kann ich ehrlich sagen: Nein. Absolut nicht. Aber Sie haben Krähenfüße.«
»Na gut, ja, aber doch nur minimal.«
»Lächeln Sie mal. Doller! So fest Sie können«, befahl Dr. Filler und hielt mir einen Spiegel vors Gesicht.
Um Gottes Willen. Das waren ja Furchen! Die reichten bis zu meinen Wangenknochen.
»Sehen Sie?«, fragte er.
»Ja. Und die zwischen den Augenbrauen sehen Sie nicht?«
»Doch, aber sie ist winzig. Was Sie brauchen, ist Botox um die Augen
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