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Yoga Bitch

Titel: Yoga Bitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danijela Pilic
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herum. Haben Sie einen besonderen Termin, zu dem Sie frisch aussehen wollen?«
    »Ja, Ende Mai.«
    »Dann würde ich Botox Anfang bis Mitte Mai empfehlen.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich mit Botox einverstanden bin«, sagte ich.
    Zum ersten Mal glaubte ich in Dr Fillers Gesicht eine Emotion zu erkennen: Überraschung.
    »Wenn Sie nicht wollen, werde ich Sie nicht dazu überreden. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich das qualitativ beste Botox verwende und genau weiß, welche Menge ich Ihnen setzen muss, damit es nicht straffgezurrt wirkt. Davor haben Sie Angst, oder?«
    »Ja, und davor, dass es ein Nervengift ist, und auch davor, dass es ein erster Schritt in den Wahnsinn ist und dass ich irgendwann das Maß verliere …«
    »Also, falls Sie sich dafür entscheiden, setze ich Ihnen eine minimale Dosis. Zwei Wochen später kontrolliere ich nach und injiziere, falls Bedarf besteht, ein bisschen nach. Aber Sie müssen wissen, ob Sie das wollen. Diese Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen.«
    »Ja, gut, ich überleg’s mir. Sagen Sie mal: Ich hätte gerne noch etwas in die Oberlippe«, sagte ich und war nun selbst überrascht, denn das hatte ich gar nicht geplant.
    »Warum denn?«
    »Weil es mich nervt, dass sie dünn wird, wenn ich lache. Sehen Sie«, sagte ich und machte es vor.
    »Nein, Ihre Oberlippe ist perfekt so. Vielleicht kann man in fünf Jahren, wenn das Volumen nachlässt, darüber nachdenken. Aber im Moment würde Ihnen nur ein schlechter Arzt einen Filler verabreichen.« So, nun war das Wort endlich gefallen. Gott sei Dank musste ich nicht lachen.
    »Also, überlegen Sie es sich mit dem Botox, und lassen Sie sich rechtzeitig einen Termin geben. Im Mai ist immer besonders viel los, wegen der ganzen Hochzeiten«, sagte Dr. Filler und verabschiedete sich.
    »Siehste, deswegen ist er der Beste. Sei froh. Ein anderer hätte dir sofort was in die Lippen gespritzt«, sagte Rosa, als ich ihr von dem Termin erzählte.
    »Ja, ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich da geritten hat. Gott sei Dank hat er’s nicht gemacht. Sag’ mal, in dem Zusammenhang: Was würdest du Frauen sagen, die behaupten, sie hätten kein Problem mit dem Älterwerden, denn die einzige Alternative sei der Tod?«
    »Denen würd’ ich sagen: Das war im letzten Jahrtausend so. Jetzt gibt es eine Alternative, und sie heißt Botox«, antwortete Rosa wie aus der Pistole geschossen.

18
    »Ich mache gerne Witze.
Ich will nur nicht wie einer aussehen.«
    Marilyn Monroe
    Durch Pollys E-Mail angestachelt, surfte ich das Netz nach Lululemon ab, der Firma, die die Yoga-Klamotten herstellte, die man in LA haben musste . Ich fand leider keinen Online-Shop, der sie nach Deutschland schiffen würde, dafür aber die Meldung, dass Lululemon nun an der Börse notiert war. Ashtanga goes Aktienmarkt? Man hat schon Pferde kotzen sehen.
    Stattdessen bestellte ich die Sachen bei Polly. Als das Paket ankam, riss ich es wie ein Junkie auf, der darin Crack vermutet. Ich wollte meinem sich neu erfindenden Körper endlich die schicke, pastellige Hülle verpassen, die er sich bis hierher verdient hatte. Das hatte seinen Preis: Zwei Hosen und zwei Tanktops kosteten zusammen 270 US-Dollar. Das verstieß sicher gegen irgendetwas in den Sutras, doch das war mir schnuppe, denn sie saßen perfekt. Und ausgerechnet in meinen tollen neuen Yoga-Klamotten passierte mir das, was man Yoga-Rage nennt, also ein Ausraster in der Yoga-Stunde.
    Irgendwie lag mir an dem Morgen alles quer im Magen. Ich war zu spät dran, fand nur noch einen Platz in der ersten Reihe – das hasste ich immer noch – und machte meine übliche Vorbereitung, die man eben macht, während man darauf wartet, dass es losgeht. Bei mir sah das ungefähr so aus: ein nervöser Lotussitz, den ich bald aufgab, denn die Füße würden mir bald genug davon wehtun. Danach ein paar halbherzige Dehnungen, bis ich mich auf den Rücken legte und mich mit dem Zurechtzupfen, Auf- und Wiederzumachen meines Pferdeschwanzes beschäftigte. Eigentlich sollte ich auf der Matte ankommen, wie es so schön heißt. Das Problem an diesem viel zu kalten und düsteren Märztag war, dass ich zu viel Zeit dafür hatte. Ich fing an mich zu langweilen und dann mich zu ärgern, dass Jana heute nicht da war, sondern von einer kahlrasierten Kanadierin namens Mindy vertreten wurde.
    Mindy. Mork & Mindy. Da gab’s doch mal eine Serie mit Robin Williams, die so hieß, oder? Gott, ist das lange her. War das in den 70-ern? Wieso konnte ich

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