Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
Handynummer gemailt und sie darum gebeten, Ron oder Jörg nichts von ihrem Aufenthaltsort zu verraten; was die Weitergabe ihrer Telefonnummer natürlich mit einschloss. Ihr deutsches Handy lag abgeschaltet in ihrer Reisetasche und nach einigen Tagen fiel es ihr nicht mehr schwer, es tatsächlich auch ausgeschaltet zu lassen.
Die Abende im Isolde verliefen arbeitsreich, wenn auch der Kellner, der ihr am ersten Abend zugelächelt hatte, weiterhin versuchte, in den kurzen Pausen mit ihr ins Gespräch zu kommen. Carina, eine ihrer Kolleginnen, hatte sie jedoch schon am zweiten Abend davor gewarnt, dass Theo sich an jedes hübsche neue Mädchen im Restaurant heranmachte, um es ins Bett zu bekommen. Von Carina gewarnt, blieb sie ihm gegenüber zwar höflich, ging aber immer wieder auf Distanz, wenn er sie nach Feierabend zu einem Cocktail in eine der angesagten Bars einladen wollte. Irgendwie schien ihre Ablehnung Theo erst so richtig anzuspornen, was Lenas Selbstbewusstsein schmeichelte und sie dazu verleitete, scheinbar auf seine Annäherungsversuche einzugehen, nur um dann im letzten Moment wieder einen Rückzieher zu machen. Carina und sie hatten schon Wetten abgeschlossen, wie lange es wohl dauern mochte, bis Theo sich ein neues Opfer suchte. Ihre neue Freundin meinte, länger als eine Woche würde er sich nicht um sie bemühen, doch diese Wette hatte sie verloren, denn die Woche war vorbei und Theo ließ nicht locker. Von Carina hatte sie vieles gelernt. Dass sie beim Servieren ihre freie Hand hinter den Rücken halten sollte und von welcher Seite sie den Tisch bedienen musste. Mit ihrer Hilfe eignete sie sich viele Kleinigkeiten an, die für eine Kellnerin in einem gehobenen Speiserestaurant notwendig waren.
Carinas Hilfe verdankte Lena es auch, dass sie seit zwei Tagen nicht mehr im Bistro, sondern im Speiselokal arbeitete, und anfangs fiel es ihr schwer, sich um die leicht versnobten Gäste zu kümmern. Oftmals hätte sie ihnen gerne ihre Meinung gegeigt, wenn sie etwas Unsinniges reklamierten. Ein Mal korkte der Rotwein, was aber erst nach dem Genuss der halben Flasche bemängelt wurde. Als Lena versucht war zu erwähnen, dass die Weinflasche nicht mit einem herkömmlichen Korken verschlossen gewesen war, sondern mit einem Korken aus Glas, schluckte sie ihren Ärger hinunter und wandte sich an Julian, der den teuren Gästen trotzdem eine neue Weinflasche spendierte, um die zahlenden Gäste nicht vor den Kopf zu stoßen.
Lena teilte die Besucher in vier Gruppen ein. Die arbeitende Bevölkerung, die sich ihr Geld selbst hart erarbeitet hatte. Diese normal gebliebenen Menschen bediente Lena am liebsten. Auch beim Besuch von Pärchen, ob mit oder ohne Kinder, konnte Lena nichts Negatives berichten.
Aber es gab eben auch die reich verheirateten Frauen, die ohne ihre Männer flaschenweise Champagner und Wein orderten und nach einer Stunde entweder kicherten wie Erstklässlerinnen oder aber sie benahmen sich wie Harpyien, die in den Kellnern ihre Beute sahen. Bei denen musste sie regelmäßig die Toiletten kontrollieren, ob sie aufgrund der schwarzen Marmorausstattung des Raums nicht übersehen hatten, dass der ebenfalls schwarze Toilettendeckel noch heruntergeklappt gewesen war, als diese zu pinkeln begonnen hatten, und somit der Raum ein Fall für die Reinigungskräfte war. Das kam leider öfter vor, zumal sich die wenigsten Frauen auf eine nichtheimische Toilettenschüssel setzten; Lena tat dies ebenso wenig und konnte diesem düsteren, aber edlen Raum nichts abgewinnen. Die Farbauswahl der schwarzen Toiletten konnte nur von einem Mann getroffen worden sein. Meist sah man es den Frauen schon an, wenn sie mit leicht verlegenem Gesichtsausdruck aus den Waschräumen schlichen.
Dann gab es noch die Männerrunden, die meinten mit anzüglichen Sprüchen bei den Kellnerinnen landen zu können, oder zumindest bei ihren Kollegen mit ihren hochintelligenten Phrasen zu punkten.
Zuletzt gab es noch die einsamen Herzen, die dort alleine an einem Tisch saßen, die anderen Besucher beobachteten und gar nicht bemerkten, dass sie von der Belegschaft selbst unter Beobachtung standen. Eine alte Dame hatte es Lena besonders angetan. Die edel gekleidete Frau hatte am Vorabend das Lokal betreten, sich Wein, Wasser und ein Drei-Gänge-Menü bestellt. Sie trug teuren Schmuck und passte mit ihrer vornehmen Kopfhaltung wunderbar in das Lokal. Lena behielt wie gewohnt ihre sechs Tische im Blick und bemerkte, wie die ältere Dame immer
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