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Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)

Titel: Yoga ist auch keine Lösung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
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strahlenden Lächeln bedachte. Nachdem Lena nicht wusste, wie sie mit diesem Stimmungswechsel umgehen sollte, wandte sie sich wieder ab und richtete den Tisch für die nächsten Gäste her. Nur eines war ihr klar. Mit ihrer vorangegangenen Freundlichkeit hatte der Wechsel definitiv nichts zu tun, denn sie war überzeugt davon, dass sich sämtliche Kellnerinnen ein Bein ausrissen, wenn Marcel Rogan sich in ihrem Servicebereich aufhielt. Ihre kleine Geste beim Weineinschenken konnte diesen Wandel unmöglich hervorgerufen haben.
    Mit den Vorspeisentellern in der Hand ging sie auf den Tisch zu, servierte und wünschte ihnen einen guten Appetit.
    »Vielen Dank. Das sieht wirklich ganz hervorragend aus«, erwiderte Marcel und zwinkerte ihr vertraulich zu.
    Lena neigte leicht den Kopf zur Seite, bevor sie unverbindlich lächelte und sich wieder entfernte. Wie konnte man nur so launisch sein? Zuerst brachte dieser Kerl die Zähne nicht auseinander und starrte missmutig vor sich hin, und nach einer Diskussion mit seiner Begleitung verwandelte er sich plötzlich in Mr. Charming? Was auch immer der Grund dafür sein mochte, er konnte sie noch so sehr anstrahlen, sie hatte sein wahres Gesicht gesehen und würde nicht, wie vermutlich ihre Kollegin Carina, wegen eines strahlenden Lächelns in Ohnmacht fallen. Im Gegenteil. Sie würde weiterhin zuvorkommend und freundlich sein, aber nicht auf seinen spontanen Stimmungswechsel einsteigen.
    Das Restaurant leerte sich inzwischen und auch die beiden hatten ihre Meeresfrüchteplatte längst verspeist. Den ganzen Abend hatte Lena gespürt, wie Marcel sie nicht aus den Augen gelassen hatte. Es war ihr unangenehm, wie ungeniert er sie anstarrte, und es wäre ihr lieber gewesen, wenn er weiterhin nur mürrisch vor sich hingestarrt hätte. Sie hasste es, beobachtet zu werden. Trotzdem blieb ihr nichts weiter übrig, als mit der Dessertkarte wieder an den Tisch zu gehen.
    »Möchten Sie einen Kaffee? Oder ein Dessert?«, fragte Lena und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht, als sie ihnen die Karte reichte.
    »Für mich einen Espresso«, bestellte der Mann im weißen Anzug.
    Marcel sah sie nachdenklich an. Lena spürte genau, dass es reine Taktik war, sie durch sein Zögern nur für einen Moment wie einen Trottel vor seinem Tisch stehen zu lassen.
    »Was können Sie mir denn empfehlen?«, fragte er, griff nach der Dessertkarte und schlug sie auf.
    »Wenn Sie etwas Spanisches wünschen, wäre die Crema Catalana eine unserer Spezialitäten. Aber ich kann Ihnen versichern, jeder Nachtisch ist ein Gedicht.« Lena schüttelte sich innerlich, als sie bemerkte, mit welch gestelzten Worten sie versuchte, freundlich zu bleiben. Diese Sprache gehörte nicht zu ihr. Viel lieber hätte sie die Hände in die Hüften gestemmt, Marcel angefunkelt und gefragt: Und jetzt? Wollen Sie noch was bestellen oder nicht? Aber wie hatte Julian an ihrem ersten Tag gesagt? Sie befinde sich nicht in einem Biergarten. Leider. Denn dort hätte sie sich nicht zurückgenommen.
    »Ich nasche sehr gerne«, sagte Marcel und warf ihr einen eindeutigen Blick zu.
    Lena nickte. »Davon habe ich schon gehört.« Unwillentlich war ihr dieser Kommentar herausgerutscht.
    Ihre Antwort entlockte ihm ein schiefes Lächeln.
    »Auf unserer Dessertkarte werden Sie bestimmt das Passende finden«, setzte sie übertrieben höflich nach, bevor er etwas erwidern konnte.
    Sein Begleiter biss sich auf die Lippen und sah ihr in die Augen. Obwohl er nichts sagte, entdeckte Lena in seinen Augen, dass er sich über den Wortwechsel amüsierte.
    Marcel klappte die Karte zu. »Auf der Karte trifft leider nichts meinen Geschmack.«
    Natürlich nicht. Am liebsten hätte Lena hinterhergesetzt, dass langbeinige Blondinen mit einem IQ von einem Stück Apfelkuchen eben nun mal nicht auf der Speisekarte stünden. Doch um Ärger mit Julian zu vermeiden, schluckte Lena den Kommentar hinunter. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?«
    »Da fällt mir spontan einer ein.« Marcel trank sein Weinglas leer und schenkte ihr ein Lächeln, das vermutlich schon viele Frauen entwaffnet hatte. »Aber auch das steht nicht auf der Karte. Daher nehme ich ebenfalls einen Espresso.«
    Lena musste ein Kopfschütteln unterdrücken. Glaubte er wirklich, mit dieser Anmache etwas zu erreichen? Waren seine Betthäschen so leicht um den Finger zu wickeln, dass er mit diesen Flirtversuchen tatsächlich Erfolg hatte?
    Lena war froh, endlich den Tisch verlassen zu können. Der Kerl war dreist

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