Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
wollte deswegen den beiden die erste Stunde alleine gönnen. Lena wusste, dass Maureen sie dazubitten würde und ein Widerspruch sinnlos war.
Kurzerhand schnappte sie sich die Wasserflasche, trank einen großen Schluck und lehnte sich zurück. Zu arbeiten hatte sie nun keine Lust mehr. Das Logo stand und sie wollte erst Maureens und Annas Meinung dazu hören, bevor sie mit dem Projekt weitermachte.
Mit ein paar Klicks las sie die Nachrichten und News in Facebook durch und landete letztlich in ihrem E-Mail-Account. Ihre Mutter hatte geschrieben und angefragt, ob sie bereits den Flug reserviert habe, um rechtzeitig zu Sabinas Hochzeit anzureisen. Sie nannte ihr auch das Hotel, in dem die Hochzeit stattfinden sollte. Nachdem Lena das noch nicht erledigt hatte, öffnete sie den Skyscanner und suchte nach einer passenden Maschine. Zehn Minuten später hatte sie einen Flug gebucht. Samstagvormittag hin und Sonntagabend zurück. Die eine Übernachtung im Hotel in München buchte sie telefonisch. Danach schrieb sie ihrer Mutter und auch noch ihrer Freundin Eva, da sie immer noch nicht wusste, ob sie den Job in London nun tatsächlich bekommen hatte. Das Vorstellungsgespräch war Evas Einschätzung nach super gelaufen, aber mehr wusste sie noch nicht. Wie immer, wenn sie in ihrem Mailaccount unterwegs war, reizte es sie, Rons und Jörgs Nachrichten zu lesen.
Nachdenklich lehnte sie sich in den bequemen Bürosessel und starrte auf den eigens eingerichteten Ordner. Vierzehn E-Mails wurden angezeigt. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schielte zwischen den Fingern auf den Bildschirm. Sie horchte in sich hinein, ob sie sich die Nachrichten ansehen sollte. Im Laufe der letzten beiden Wochen hatte ihr Zorn nachgelassen. Auch wenn Ron sie betrogen hatte, interessierte es sie trotzdem, ob es eine einmalige Sache gewesen war, oder ob er sich tatsächlich in Jörg verliebt hatte. Und wenn es so war: Konnte sie ihm deswegen böse sein? Mit etwas Abstand kam es ihr irgendwie falsch vor. Fast so, als würde sie ihn dafür verurteilen. Diese Gedanken kamen ihr immer öfter, und genau aus diesem Grund zögerte sie noch, die Mails zu lesen, denn, was wäre, wenn Ron nur aus einer Laune heraus mit Jörg im Bett gelandet war? Das würde die Erinnerungen an die letzten Jahre und das Vertrauen, was sie bisher verbunden hatte, zerstören.
Lena kaute auf ihrer Unterlippe und ihr Zeigefinger tippte auf den Ordner. In welcher Reihenfolge sollte sie die Mails lesen? In ihr zog sich alles zusammen, als sie die erste Mail anklickte. Das Datum war der Samstag. Der Tag, an dem sie nach Mallorca geflogen war.
Lena, bitte rede mit mir. Ich weiß, was ich dir angetan habe, ist unverzeihbar, aber auch für mich war es nicht einfach, mir einzugestehen, dass ich mich in einen Mann verliebt habe. Bitte melde dich ...
Lena schluckte trocken. Ron hatte sich also tatsächlich verliebt. Sie las die zweite Nachricht.
Ich weiß, ich hätte mit dir reden sollen, aber ich wusste nicht wie, außerdem war ich mir nicht sicher. Wo bist du? Bei deinen Eltern bist du nicht, Eva weiß offenbar auch nicht, wo du steckst und bei deinen Freunden in Hannover bist du auch nicht. Ich muss unbedingt mit dir reden. Lass es nicht so enden. Ich liebe dich, wenn ich auch jetzt weiß, dass es eine andere Art von Liebe ist. Bitte melde dich endlich.
Lena atmete tief ein und aus. In ihrem Kopf rasten die Gedanken wild durcheinander. Was sollte sie nur tun? Dann las sie weiter.
Jörg und mir tut es fürchterlich leid. Lass uns doch endlich darüber reden! Bitte! Übrigens: Danke für dein Abschiedsgeschenk. Ich wusste schon immer, dass du sehr kreativ bist; das meinte Jörg auch. Er vermisst dich im Büro. Und ich vermisse dich in meinem Leben.
Den Fisch unter dem Bett und im Schrank habe ich gefunden. Wo zum Teufel hast du den Rest versteckt? Die Wohnung stinkt widerlich. Aber ich habe es wohl nicht anders verdient. Wärst du so lieb, mir trotzdem die weiteren Verstecke zu verraten? Melde dich bitte ... auch wenn du es mir nicht sagen willst. Wir müssen doch endlich miteinander reden.
Lena konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Im Abstand von zwei Tagen hatten Ron und auch Jörg ihr E-Mails geschrieben. In allen wirkten sie zerknirscht, und den versteckten Fisch hatte Ron nur in dieser einen Mail erwähnt. In der Wohnung musste es grässlich stinken. Jörg bekniete sie in seinen Schreiben, den beiden zu verzeihen, und er würde ihr auch gerne weiterhin Aufträge
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