Yoga ist auch keine Lösung (German Edition)
dass er auf ihren Vorschlag eingehen würde. Gut, die Wette war sowieso hinfällig, nachdem sie davon wusste. Außerdem hätte sie bei Weitem mehr Gründe, verärgert zu sein, als er. Immerhin hatte er sich nur an sie herangemacht, um sie ins Bett zu bekommen. Und das alleine fand sie schon ziemlich niederträchtig und arrogant.
Aufgrund ihrer mangelnden Konzentration verlor sie bei einer Übung das Gleichgewicht und kippte links zur Seite weg. Sie konnte sich gerade noch abfangen, bevor sie auf dem Hintern landete.
Anna warf ihr einen neugierigen Blick zu und Lena bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie ihr später alles erklären würde.
Dazu kam es jedoch nicht mehr. Maureen wirbelte den ganzen Tag um Anna herum und Lena fand keine freie Minute, um mit Anna zu sprechen.
Doch Lena musste unbedingt mit jemandem reden. Sonst würde sie bis zum Abend platzen. Eva wartete bestimmt schon auf ihren Anruf, den sie immer wieder verschoben hatte. Ein Gespräch war längst überfällig. Ihre Freundin hatte den Job in London bekommen und sofort mit den Umzugsvorbereitungen begonnen. Aus diesem Grund wollte Lena sie mit ihrem Liebeskummer nicht noch zusätzlich belasten und hatte das Telefonat immer wieder vor sich hergeschoben, bis sich ihr Kummer komplett aufgelöst hatte. So wie sie Eva in der kurzen Zeit in Berlin kennengelernt hatte, wäre sie genau die richtige Ratgeberin. Eva hatte noch kurz vor ihrer Abreise nach London über Marcel und sein Überego hergezogen, und den Film, der im Fernsehen gelaufen war, sofort abgeschaltet.
Lena schloss die Tür zu ihrem Apartment, wenn auch herrlich die Sonne schien und sie es genoss, die laue Luft ins Zimmer zu lassen. Die Gefahr, dass jemand das Gespräch mitbekäme, war zu groß. Eva nahm nach dem dritten Klingeln das Telefonat an.
»Eine spanische Nummer. Wenn das Mal nicht Lena, meine treuloseste Freundin, ist«, kreischte Eva laut in den Hörer.
»Tut mir leid, aber ich wollte dir nicht bei all dem Stress noch die Ohren volljammern«, entschuldigte sich Lena. »Immerhin habe ich dir zwei Mal geschrieben.«
»Zwei kurze Mails in zwei Wochen!«
Im Hintergrund raschelte es, bevor es fürchterlich knallte und Lena hörte, wie etwas zu Bruch ging. »Ruf ich ungelegen an?«
»Ach, die blöde Vase konnte ich noch nie leiden. Also, wie geht´s dir?«
»Zwischenzeitlich wieder richtig gut. Und weißt du was? Ich habe unser Lieblingshassobjekt Marcel Rogan kennengelernt«, sagte Lena.
»Und er ist vermutlich noch gestörter, als man meinen möchte«, unterbrach Eva.
Lena biss sich auf die Lippen. Sie konnte Eva schlecht sagen, dass er, wenn man mit ihm alleine war, eigentlich sehr nett war. Ohne auf Evas Kommentar einzugehen, erzählte sie ihr von der Wette, wie sie davon erfahren hatte und ihrem Plan, mit dieser Wette Maureen hereinzulegen.
»Menno, und ich bin nicht dabei! Und du willst wirklich mit ihm darüber reden?«
»Das habe ich vor. Ich könnte zwar noch eine Weile so tun, als wüsste ich von nichts, aber das würde nicht mehr lange funktionieren. Lustiger wäre es doch, wenn wir Maureen und Niklas vorspielen, dass er mir gut gefällt. Und das klappt besser, wenn er Bescheid weiß. Die Wette kann er sowieso nicht gewinnen!«
»Eh klar, außer du würdest seit Neuestem auf arrogante Schnösel stehen ...«
Lena strich sich eine Strähne zurück und wartete einen Augenblick, bevor sie nachhakte. »Also, was hältst du davon?«
»Denkst du, der Kerl wird mitziehen?«, wollte Eva wissen.
»Warum auch nicht? Wenn hier jemand einen Grund hätte, beleidigt zu sein, dann wäre ich das, oder etwa nicht?«
Eva lachte. »Das schon, aber bei solchen Typen weiß man ja nie, wie sie reagieren. Vor allem nicht, wenn sie eine komplette Abfuhr bekommen. Wer weiß, ob sein empfindliches Ego eine solche Niederlage übersteht.«
Lena grinste in sich hinein. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Eigentlich hatte er gar nicht das Recht dazu, aber Eva lag vermutlich richtig, wirklich sicher sein konnte sie sich nicht. »Wenn er mir dumm kommt, dann hat sich die Sache von allein erledigt und fertig.« Als Lena diesen Satz sagte, spürte sie ein leichtes Bedauern. Irgendwie machte sie sein Verhalten neugierig. In der vergangenen Nacht hatte er sich keinesfalls wie ein arroganter Schnösel benommen. Wäre er sonst einfach in den Müllcontainer gekrochen? Mit Sicherheit nicht. Es hatte ihn offensichtlich nicht mal gestört, in diesem Aufzug in das noble Hotel zu marschieren und
Weitere Kostenlose Bücher